Es besteht daher die Absicht, vor einem Weiterschreiten zu anderen Strophen die bereits gegebenen zu verteidigen. Daß sie nicht in vollständiger Übereinstimmung oder Harmonie mit moderner Wissenschaft sind, wissen wir alle. Aber würden sie auch ebensosehr mit den Ansichten moderner Wissenschaft übereinstimmen wie eine Vorlesung von Sir W. Thomson, so würden sie ebensogut verworfen worden sein. Denn sie lehren den Glauben an bewußte Kräfte und geistige Wesenheiten; an irdische, halbintelligente und hochintellektuelle Kräfte auf anderen Ebenen; [1] und an Wesen, welche rundherum um uns in Sphären wohnen, die weder mit dem Teleskop noch mit dem Mikroskop erreichbar sind. Daher die Notwendigkeit einer Untersuchung der Ansichten der materialistischen Wissenschaft, der Vergleichung ihrer Ansichten über die „Elemente“ mit den Meinungen der Alten, und einer Analyse der physischen Kräfte, wie sie in den modernen Vorstellungen existieren, bevor die Occultisten eingestehen, im Unrecht zu sein. Wir werden die Konstitution der Sonne und der Planeten berühren, und die occulten Charakterisierungen dessen, was man Devas und Genien nennt, und was die Wissenschaft jetzt als Kraft oder „Bewegungsarten“ bezeichnet, und sehen, ob der esoterische Glaube verteidigbar ist oder nicht. Ungeachtet der Anstrengungen. die für das Gegenteil gemacht worden sind, wird ein vorurteilsfreier Verstand entdecken, daß unter Newtons „materiellem oder immateriellem Agens“, [2] dem Agens, das die Schwere verursacht, und in seinem persönlichen wirkenden Gott gerade so viel von den metaphysischen Devas und Genien ist, wie in Keplers Angelus Rector, der jeden Planeten geleitet, und in der species immateriata, durch welche diesem Astronomen zufolge die Himmelskörper ihre Bahnen entlang getragen werden.

Wir werden im zweiten Bande offen gefährlichen Gegenständen uns nahen müssen. Wir müssen tapfer vor die Wissenschaft treten und ins Gesicht von materialistischer Gelehrsamkeit, Idealismus, Hyloidealismus, Positivismus und alles leugnender moderner Psychologie erklären, daß der wahre Occultist glaubt an die „Herren des Lichtes“ daß er glaubt an eine Sonne, welche - weit davon entfernt, einfach eine „Lampe des Tages“ zu sein, die sich nach physikalischem Gesetze bewegt, und weit davon, bloß eine jener Sonnen zu sein, welche nach Richter „Sonnenblumen sind eines höheren Lichtes“ - zugleich mit Milliarden anderer Sonnen die Wohnung oder der Träger eines Gottes, und einer Schar von Göttern ist.

In diesem Streite werden natürlich die Occultisten die Besiegten sein. Sie werden in dem prima facie Anblick der Frage für Dummköpfe gehalten und mit mehr als einem jener üblichen Beinamen belegt werden, wie sie jenen gegeben werden, die eine oberflächlich urteilende Menge, selber unbekannt mit den großen der Natur zu Grunde liegenden Wahrheiten, des Anhängens am mittelalterlichen Aberglauben beschuldigt. Mag dem so sein! Sie unterwerfen sich vorderhand jeglicher Kritik, um so ihr Vorhaben auszuführen. und beanspruchen bloß das Recht, zu zeigen, daß die Physiker untereinander ebenso im Streit sind in Bezug auf ihre Spekulationen, als diese Spekulationen mit den Lehren des Occultismus.

Die Sonne ist Stoff, und die Sonne ist Geist. Unsere Vorfahren, die „Heiden“, mit ihren modernen Nachfolgern, den Parsen, waren und sind in ihrer Generation weise genug, in ihr das Symbol der Gottheit zu sehen und zu gleicher Zeit darin, verborgen durch das physische Symbol, den strahlenden Gott des geistigen und irdischen Lichtes zu fühlen. Solcher Glaube kann nur von dem üppig wachsenden Materialismus, der Gottheit, Geist und Seele leugnet und keine Intelligenz außerhalb des menschlichen Gemütes gelten läßt, als Aberglauben betrachtet werden. Wenn aber zuviel des verwerflichen Aberglaubens, so wie ihn die „Kirchlichkeit“, wie es Laurence Oliphant nennt, erzeugt, „einen Menschen zum Thoren werden läßt“, so macht ihn zuviel Skepticismus zum Narren. Wir ziehen den Vorwurf der Thorheit wegen zu vielen Glaubens dem der Narrheit, welche, wie es Materialismus und Hyloidealismus thun, alles leugnet, vor. Somit sind die Occultisten vollständig vorbereitet, vom Materialismus nach Gebühr behandelt zu werden, und der abfälligen Kritik entgegenzutreten, mit der die Verfasserin dieses Werkes überschüttet werden wird, nicht weil sie es geschrieben hat, sondern weil sie au den Inhalt desselben glaubt.

Daher sind die Entdeckungen, Hypothesen und unvermeidlichen Einwände, welche die wissenschaftlichen Kritiker vorbringen werden, vorwegzunehmen und entsprechend zu behandeln. Es ist desgleichen zu zeigen, wie weit die occulten Lehren von der realen Wissenschaft abweichen, und ob die alten oder die modernen Theorien die logischeren und philosophisch korrekteren sind. Die Einheit und die gegenseitigen Beziehungen aller Teile des Kosmos waren den Alten früher bekannt, bevor sie den modernen Astronomen und Natur-forschern klar wurden. Und selbst wenn die äußeren und sichtbaren Teile des Weltalls und ihre wechselseitigen Beziehungen sich in der Physik in keiner andern Sprache erklären ließen, als in der von den Anhängern der mechanischen Theorie des Weltalls gebrauchten, so folgt doch nicht, daß der Materialist, der es leugnet, daß die Seele des Kosmos (welche in die metaphysische Philosopie gehört) existiert, das Recht hat, in dieses metaphysische Gebiet einzufallen. Daß die physikalische Wissenschaft es versucht und auch thatsächlich darein eindringt, ist bloß ein Beweis dafür, daß „Macht Recht ist“; es rechtfertigt aber nicht den Einfall.

Ein anderer guter Grund für diese Zusätze ist folgender. Da bloß ein gewisser Teil der Geheimlehren in dem gegenwärtigen Zeitalter hinausgegeben werden kann, so würden die Lehrsätze, wenn sie ohne irgendwelche. Erklärungen oder Kommentare veröffentlicht würden, selbst von den Theosophen niemals verstanden werden. Daher müssen sie den Spekulationen der modernen Wissenschaft gegenübergestellt werden. Uralte Axiome müssen modernen Hypothesen an die Seite gestellt und die Vergleichung ihres Wertes muß dem scharfsichtigen Leser überlassen werden.

In Bezug auf die Frage nach den „Sieben Lenkern“ – wie Hermes die „Sieben Bildner“ nennt, die Geister, welche die Vorgänge der Natur leiten, deren belebte Atome in ihrer eigenen Welt die Schatten der entsprechenden Urwesen in den astralen Regionen sind - wird dieses Werk selbstverständlich jeden Materialisten zum Gegner haben, so gut wie die Männer der Wissenschaft. Aber diese Gegnerschaft kann höchstens eine zeitweise sein. Die Leute haben über alles Ungewohnte gelacht und jede unpopuläre Idee zuerst verspottet, und sie dann zum Schluß angenommen. Materialismus und Skepticismus sind Übel, welche so lange in der Welt bleiben müssen, als der Mensch nicht seine gegenwärtige grobe Form verlassen hat, um die wieder anzuziehen, die er während der ersten und zweiten Rasse dieser Runde besaß. So lange Skepticismus und unsere gegenwärtige natürliche Unwissenheit nicht durch Intuition und eine natürliche Geistigkeit aufgewogen werden, wird jedes Wesen, das von derlei Gefühlen erfaßt ist, in sich selbst nichts Besseres sehen als ein Bündel von Fleisch, Knochen und Muskeln, mit einem leeren Dachboden darinnen, der dazu dient, seine Empfindungen und Gefühle aufzuspeichern. Sir Humphrey Davy war ein großer Gelehrter, ebenso wohl vertraut mit Physik als irgend ein Theoretiker unserer Tage, und doch verachtete er den Materialismus. Er sagt:

Ich hörte mit Widerwillen in den Secirsälen den Plan des Physiologen von der allmählichen Sonderung des Stoffes und wie er Reizbarkeit erhält, die zur Empfindungsfähigkeit ausreift, dabei vermöge seiner eigenen innewohnenden Kräfte die nötigen Organe erhält, um schließlich zu intellektueller Existenz sich zu erheben.


[1] Ihre Intellektualität selbstverständlich von ganz anderer Natur als irgend eine, die wir auf Erden erlassen können.

[2] Siehe seinen dritten Brief an Bentley