Nun, was weiß die moderne Naturwissenschaft vom Ether, dessen erste Idee
unläugbar den alten Philosophen angehört, da die Griechen sie von den
Âriern entlehnt hatten, und der Ursprung des modernen Ether sich im Âkâsha
findet, dessen Entstellung er ist? Diese Entstellung wird für eine Umänderung
und Verfeinerung der Idee des Lucretius ausgegeben. Untersuchen wir daher
die moderne Vorstellung an der Hand verschiedener wissenschaftlicher Bücher,
die die Eingeständnisse der Physiker selbst enthalten. Von den Astronomen wurde dieser Äther ursprünglich als ein Fluidum von außerordentlicher Feinheit und Beweglichkeit betrachtet, das den Bewegungen der Himmelskörper keinen bemerkbaren Widerstand leistet, und die Frage nach seiner Kontinuität oder Diskontinuität wurde nicht ernstlich aufgeworfen. Sein Hauptzweck in der modernen Astronomie war der, als Grundlage für hydrodynamische Theorieen der Schwerkraft zu dienen. In der Physik trat dieses Fluidum in verschiedenen Rollen in Zusammenhang mit den „Imponderabilien“ auf, die von Sir William Grove so grausam hingerichtet worden sind, wobei einige Physiker so weit gingen, es mit einem oder mehreren von diesen zu identifizieren. [8] Stallo weist sodann auf den Umschwung hin,
der durch die kinetischen Theorieen veranlaßt wurde; daß seit der Zeit
der dynamischen Wärmetheorie der Ether in der Optik als ein Träger von
Lichtschwingungen gewählt wurde. Zunächst mußten die Physiker, um die
Dispersion und Polarisation des Lichtes zu erklären, neuerdings zu ihrer
„wissenschaftlichen Einbildung“ ihre Zuflucht nehmen, und hinfort begabten
sie den Ether (a) mit atomistischer oder molekularer Struktur,
und (b) mit einer enormen Plasticität, „so daß sein Widerstand
gegen Deformation den der starrsten elastischen Körper weit übertraf.“
Dies drängte zur Theorie von der wesentlichen Diskontinuität der Materie,
somit auch des Ethers. Nach erfolgter Annahme dieser Diskontinuität zum
Zwecke der Erklärung der Dispersion und Polarisation wurden theoretische
Unmöglichkeiten mit Bezug auf eben diese Dispersion entdeckt. Cauchys
„wissenschaftliche Einbildung“ sah in den Atomen „materielle Punkte ohne
Ausdehnung“, und er schlug vor, um den gefährlichsten Hindernissen für
die Schwingungstheorie (nämlich gewissen im Wege stehenden mechanischen
Theoremen) zu begegnen, anzunehmen, daß das etherische Medium der Fortpflanzung,
anstatt kontinuierlich zu sein, aus von einander durch endliche Zwischenräume
getrennten Teilchen bestehen solle. Fresnel erwies denselben Dienst den
Erscheinungen der Polarisation. E. B. Hunt warf die Theorieen von beiden
über den Haufen. [9]
Es giebt jetzt Männer der Wissenschaft die sie für „sachlich falsch“ erklären,
während andere - die „Atommechanistiker“ - sich mit verzweifelter Zähigkeit
an dieselben klammern. Die Annahme einer atomistischen oder molekulären
Konstitution des Ethers ist obendrein durch die mechanische Wärmetheorie
widerlegt, denn Clerk Maxwell hat gezeigt, daß ein solches Medium einfach
ein Gas sein würde. [10] Die Hypothese von den „endlichen Intervallen“
hat sich somit als wertlos für die Ergänzung der Wellentheorie erwiesen.
Außerdem zeigen die Finsternisse keinerlei solche Farbenveränderung, wie
sie Cauchy auf die Annahme hin vermutet, daß die farbigen Strahlen sich
mit verschiedenen Geschwindigkeiten fortpflanzen. Die Astronomie hat mehr
als ein Phänomen aufgewiesen, das in absolutem Widerspruch zu dieser Lehre
steht. unmöglich, die enorme Elasticität des Äthers zuzugestehen, ohne ihn jener Eigenschaften zu entkleiden, auf denen seine Verwendbarkeit bei dem Aufbaue chemischer Theorieen vorzugsweise beruht. Das Ende davon war eine schließliche Umgestaltung des Ethers. Die Anforderungen der atommechanischen Theorie haben hervorragende Mathematiker und Physiker zu dem Versuche geleitet, die traditionellen Atome der Materie durch besondere Formen einer Wirbelbewegung zu ersetzen, die in einem universalen, homogenen, inkompressiblen und kontinuierlichen materiellen Medium (dem Ether) vor sich gehen. [11] Die Schreiberin des Gegenwärtigen - die keine
große wissenschaftliche Bildung, sondern bloß eine erträgliche Bekanntschaft
mit den modernen Theorieen und eine bessere mit den occulten Wissenschaften
für sich in Anspruch nimmt - sammelt Waffen gegen die Verleumder der esoterischen
Lehre im Arsenale der modernen Wissenschaft selbst. Die offenkundigen
Widersprüche, die sich gegenseitig zerstörenden Hypothesen weltberühmter
Gelehrter, ihre Disputationen, ihre gegenseitigen Anklagen und Beschuldigungen
zeigen klar, daß die occulten Theorieen, ob sie jetzt angenommen werden
oder nicht, ebenso viel Anspruch auf Gehör haben, wie irgend eine der
sogenannten gelehrten und akademischen Hypothesen. So ist es von wenig
Belang, ob die Anhänger der Royal Society sich entscheiden, den Ether
als ein kontinuierliches oder als ein diskontinuierliches
Fluidum anzunehmen, und es ist für den gegenwärtigen Zweck gleichgültig.
Nur auf eines weist es mit Sicherheit hin: die offizielle Wissenschaft
weiß bis zum heutigen Tage nichts über die Konstitution des Ethers. [8] Stallo, a. a. O., p. X. [9] Silliman‘s Journal, vol. VIII. pp. 364ff. [10] Siehe Clerk Maxwells Treatise on Electricity, und vergleiche damit Cauchys Mémoire sur la Dispersion de la Lumière. [11] Stallo, a. a. O., p. X |