Stallo hat es mit Bezug auf die entscheidenden Probleme der modernen Physik klar gezeigt, ebenso wie De Quatrefages und verschiedene andere in Bezug auf die der Anthropologie, Biologie u. s. w., da die meisten der hervorragenden und gelehrten Materialisten in ihren Bemühungen, ihre individuellen Hypothesen und Systeme zu stützen, sehr häufig die größten Irrtümer aussprechen. Nehmen wir den folgenden Fall. Die meisten von ihnen verwerfen - eines der Fundamentalprinzipien in der Frage des Äther oder Âkâsha im Occultismus - während, wie Stallo mit Recht bemerkt, keine physikalische Wirkung existiert, „die sich nicht bei genauer Untersuchung in actio in distans auflösen würde;“ und das beweist er.
Nun sind metaphysische Beweisführungen nach Professor Lodge [12] unbewußte Berufungen auf die Erfahrung“. Und er fügt hinzu, daß eine solche Erfahrung, wenn sie nicht denkbar ist, auch nicht existiert. Mit seinen eigenen Worten:
Wenn ein hoch entwickelter Intellekt oder eine Reihe von solchen Intellekten eine Lehre über einen verhältnismäßig einfachen und grundlegenden Gegenstand gänzlich undenkbar findet, so ist dies ein Beweis dafür, . . . . daß der undenkbare Zustand der Dinge keine Existenz hat.
Und hierauf deutet der Professor gegen Schluß seines Vortrages an, daß man die Erklärung der Kohäsion, sowie der Gravitation „in der Wirbelatomtheorie des Sir William Thomson suchen müsse.“
Es ist unnötig, sich mit der Untersuchung aufzuhalten, ob wir auch die durch ein vorbeiziehendes Meteor oder einen vorbeiziehenden Kometen bewirkte Herabsenkung des ersten Lebenskeimes auf die Erde - Sir William Thomsons Hypothese - in dieser Wirbelatomtheorie zu suchen haben. Aber Professor Lodge könnte an die weise Kritik seiner Vorlesung in Stallos Concepts of Modern Physics erinnert werden. Der Verfasser erwähnt die oben citierte Erklärung des Professors und fragt:
Ob . . . . die Elemente der Wirbelatomtheorie bekannte oder auch nur mögliche Erfahrungsthatsachen sind? Denn wenn sie es nicht sind, so ist es klar, daß diese Theorie derselben Kritik verfällt, die angeblich die Annahme einer actio in distans hinfällig macht. [13]

Dann zeigt der fähige Kritiker klar, was der Ether nicht ist, und niemals sein kann, trotz aller wissenschaftlichen Behauptungen des Gegenteiles. Und so eröffnet er, wenn auch unbewußt, weit das Eingangsthor zur occulten Lehre. Denn, wie er sagt:

Des Medium, in welchem die Wirbelbewegungen entstehen, ist nach Professor Lodges eigener ausdrücklicher Feststellung (Nature, Bd. XXVII. p. 305) „ein vollkommen gleichartiger, unzusammendrückbarer, stetiger Körper, unfähig, in einfache Elemente oder Atome aufgelöst zu werden; es ist in der That stetig, nicht molekülar.“ Und Professor Lodge fügt, nachdem er diesen Satz aufgestellt hat, hinzu: „Es giebt keinen anderen Körper, von dem wir dieses sagen können, und daher müssen die Eigenschaften des Äthers einigermaßen verschieden von denen des gewöhnlichen Stoffes sein.“ Es scheint somit, daß die ganze Wirbelatomtheorie, welche uns als ein Ersatz für die „metaphysische Theorie“ der actio in distans angeboten wird, auf der Annahme des Daseins eines stofflichen Mediums beruht, das der Erfahrung gänzlich unbekannt ist und das Eigenschaften hat, die einigermaßen verschieden [14] von jenen des gewöhnlichen Stoffes sind. Somit ist diese Theorie, anstatt, wie behauptet wird, eine Zurückführung einer ungewöhnlichen Erfahrungsthatsache auf eine gewöhnliche Thatsache zu sein, im Gegenteile eine Zurückführung einer Thatsache, die vollkommen gewöhnlich ist, auf eine Thatsache, die nicht nur ungewöhnlich, sondern vollständig unbekannt, unbeobachtet und unbeobachtbar ist. Ferner ist die behauptete Wirbelbewegung von, oder vielmehr in dem angenommenen etherischen Medium . . . unmöglich, weil „Bewegung in einem vollkommen gleichartigen, unzusammendrückbaren und daher stetigen Fluidum keine wahrnehmbare Bewegung ist.“ . . . Es ist daher offenbar, . . . daß, einerlei wo die Wirbelatomtheorie uns ans Land setzen möge, sie uns sicherlich nicht im Gebiete der Physik oder im Reiche der wahren Ursachen landen wird. [15] Und ich kann hinzufügen, daß, insoweit das hypothetische undifferenzierte [16] und undifferenzierbare Medium offenbar eine unwillkürliche Vergegenständlichung des alten ontologischen Begriffes vom reinen Sein ist, die besprochene Theorie alle Eigenschaften eines unbegreiflichen metaphysischen Phantoms hat. [17]


[12] Nature, Bd. XXVII. p. 304.

[13] a. a. O., p. XXIV.

[14] Einigermaßen verschieden !“ ruft Stallo. „Die wirkliche Bedeutung dieses ,einigermaßen‘ ist die, daß das in Frage stehende Medium in keinem vernünftigen Sinne überhaupt materiell ist, da es keine von den Eigenschaften der Materie hat.“ Alle Eigenschaften der Materie beruhen auf Unterschieden und Veränderungen, und der hier definierte „hypothetische“ Ether ist nicht nur aller Unterschiede bar, sondern auch unfähig des Unterschiedes und der Veränderung - im physikalischen Sinne, wollen wir hinzusetzen! Dies beweist, daß, wenn der Ether ,Materie‘ ist, er dies bloß als etwas einzig für geistige Sinne sichtbares, fühlbares und existierendes ist; daß er ein Wesen in der That ist - aber nicht von unserer Ebene - Pater Äther oder Âkâsha.

[15] Wahre Ursachen für die Physik sind mâyâvische oder illusive Ursachen für den Occultisten und umgekehrt.

[16] Sehr ,differenziert‘ im Gegenteile, von dem Tage an, da es seinen Laya-Zustand verlassen hat.

[17] a. a. O., pp. XXIV-XXVI