Aber wir möchten die Kritiker der mittelalterlichen
Astronomen fragen, warum Kepler deshalb als höchst unwissenschaftlich
gerügt werden solle, weil er genau dieselbe Lösung vorschlägt wie Newton,
und sich nur als aufrichtiger, gleichmäßiger und sogar als logischer erwies?
Wo mag der Unterschied liegen zwischen Newtons „allmächtigem Wesen“ und
Keplers Rektoren, seinen siderischen und kosmischen Kräften oder Engeln?
Kepler wird ferner kritisiert wegen seiner „seltsamen Hypothese, die sich
einer innerhalb des Sonnensystems stattfindenden Wirbelbewegung bediente“,
wegen seiner Theorien im allgemeinen und weil er die Idee des Empedokles
von der Anziehung und Abstoßung und insbesondere den „solaren Magnetismus“
begünstigte. Aber verschiedene moderne Männer der Wissenschaft, wie gezeigt
werden wird - Hunt, wenn Metcalf auszuschließen ist, Dr. Richardson, u.
s. w. - begünstigen sehr entschieden dieselbe Idee. Er wird jedoch halb
entschuldigt mit der Ausrede:
Zur Zeit Keplers war noch
keine Wechselwirkung zwischen Stoffmassen deutlich erkannt worden, die
von Magnetismus wesentlich verschieden gewesen wäre.
[18]
Ist sie jetzt deutlich erkannt? Behauptet
Professor Winchell für die Wissenschaft irgend welche ernsthafte Erkenntnis
der Natur von Elektricität oder Magnetismus - ausgenommen den Umstand,
daß beide die Wirkungen irgend einer Folge sind, die aus irgend einer
bestimmten Ursache hervorgeht?
Die Ideen Keplers sind, nach erfolgter Ausjätung ihrer theologischen Absichten,
rein occult. Er sah folgendes:
I. Die Sonne ist ein großer Magnet. [19] Ebendasselbe
glauben einige hervorragende moderne Gelehrten und desgleichen die Occultisten.
II. Die Substanz der Sonne ist immateriell. [20] Natürlich in
dem Sinne von Materie, die sich in Zuständen befindet, die der Wissenschaft
unbekannt sind.
III. Für den beständigen Antrieb und die beständige Erneuerung der Energie
der Sonne und der Bewegung der Planeten bestimmte er die unaufhörliche
Aufsicht eines Geistes oder von Geistern. Das ganze Altertum glaubte an
diese Idee. Die Occultisten gebrauchen nicht das Wort Geist, sondern sagen
„schöpferische Kräfte“, denen sie Intelligenz zuschreiben. Aber wir können
sie auch Geister nennen. Man wird uns des Widerspruchs beschuldigen. Man
wird sagen, daß wir, indes wir Gott leugnen, Seelen und wirkende Geister
zugestehen, und bigotte römischkatholische Schriftsteller zur Unterstützung
unserer Beweisführung citieren. Darauf antworten wir: Wir leugnen den
anthropomorphen Gott der Monotheisten, aber niemals das göttliche Prinzip
in der Natur. Wir bekämpfen Protestanten und römische Katholiken wegen
einer Anzahl dogmatischer theologischer Glaubenssätze menschlichen und
sektiererischen Ursprunges. Wir stimmen mit ihnen überein in ihrem Glauben
an Geister und intelligente wirkende Kräfte, obwohl wir nicht „Engel“
anbeten, wie es die römischen Latinisten thun.
Diese Theorie ist viel mehr wegen des „Geistes“ geächtet, dem in ihr Raum
gelassen ist, als wegen irgend etwas anderem. Herschel der Altere glaubte
ebenfalls daran, und ebenso verschiedene moderne Gelehrten. Nichtsdestoweniger
erklärt Professor Winchell, daß „eine phantastischere und den Anforderungen
der physikalischen Grundsätze weniger entsprechende Hypothese weder in
alter noch in neuerer Zeit aufgestellt worden ist.“ [21]
Dasselbe wurde einstmals vom universalen Ether gesagt, und jetzt wird
er nicht bloß gezwungenermaßen angenommen, sondern auch als die einzig
mögliche Theorie zur Erklärung gewisser Geheimnisse befürwortet.
[19] Siehe aber Astronomie du Moyen-Age,
von Delambre.
[20] Siehe Isis Unveiled, I. 270,
271.
|