Mich dünkt, daß der Graf de Maistre recht hatte, die Frage auf seine eigene theologische Art zu lösen. Er zerhaut den gordischen Knoten mit den Worten: - „Die Planeten rotieren, weil sie in Rotation versetzt worden sind    und das moderne physikalische Weltsystem ist eine physikalische Unmöglichkeit.“ [17] Denn sagte nicht Herschel dasselbe, als er bemerkte, daß ein Wille nötig ist, um eine kreisförmige Bewegung zu erteilen, und ein anderer Wille, um sie zu hemmen? [18] Dies zeigt und erklärt, wie so ein in seiner Bewegung verzögerter Planet schlau genug ist, seine Zeit so genau auszurechnen, um zur festbestimmten Minute einzutreffen. Denn, wenn es der Wissenschaft zeitweise mit großem Scharfsinn gelingt, einige dieser Stillstände, rückläufigen Bewegungen, Schleifenbildungen u. s. w. als perspektivische Erscheinungen zu erklären, die durch die Ungleichartigkeit ihres und unseres Fortschreitens in dem Verlaufe unserer gegenseitigen und besonderen Bahnen entstehen, so wissen wir doch, daß es andere, und zwar „sehr reelle und beträchtliche Abweichungen giebt,“ nach Herschel, „die nur durch die gegenseitige und unregelmäßige Einwirkung jener Planeten und durch den störenden Einfluß der Sonne erklärt werden können.“
Wir verstehen jedoch, daß außer jenen kleinen und nebensächlichen Störungen auch dauernde Störungen vorhanden sind, welche „säkulare“ genannt werden - wegen der außerordentlichen Langsamkeit, mit der die Unregelmäßigkeit zunimmt, und die Elemente der elliptischen Bewegung verändert - und daß diese Störungen korrigiert werden können. Von Newton, welcher fand, daß diese Welt sehr oft einer Reperatur bedürfe, bis herab zu Reynaud, sagen alle dasselbe. In seinem Ciel et Terre sagt der letztere:
Die von den Planeten beschriebenen Bahnen sind weit davon entfernt, unveränderlich zu sein, und sind im Gegenteil einer beständigen Veränderung ihrer Lage und Form unterworfen. [19]
Das zeigt, daß die Gravitation und die peripatetischen Gesetze ebenso nachlässig sind, als rasch dabei, ihre Mißgriffe auszubessern. Die Anklage, wie sie liegt, scheint folgende zu sein:

Diese Bahnen werden abwechselnd weiter und enger, ihre grosse Achse verlängert und verkürzt sich, und schwingt sich zur selben Zeit von rechts nach links um die Sonne, wahrend die Ebene selbst, in der sie sich befinden, sich periodisch hebt und senkt, indem sie sich mit einer Art von Zittern um ihre Angeln dreht.

Worauf De Mirville, der - so wie wir - an „intelligente“ Werkleute glaubt, die unsichtbar das Sonnensystem lenken, sehr witzig bemerkt:

Siehe da, gewiß, eine Reise, die sehr wenig von mechanischer Genauigkeit an sich hat; höchstens könnte man sie mit der eines Dampfers vergleichen, der auf den Wogen hin und her gerissen und gestoßen, verlangsamt und beschleunigt wird, von welchen Hindernissen ein jedes seine Ankunft ins Unbestimmte zu verzögern geeignet wäre, wenn nicht die Intelligenz eines Steuermanns oder Schiffstechnikers da wäre, um die verlorene Zeit einzuholen und die. Schäden auszubessern. [20]

Das Gesetz der Gravitation scheint jedoch ein veraltetes Gesetz des Sternenhimmels zu werden. Auf jeden Fall scheinen jene langhaarigen siderischen Radikalen, die man Kometen nennt, sehr schwache Verehrer der Majestät dieses Gesetzes zu sein und demselben ganz unverschämt Trotz zu bieten. Nichtsdestoweniger, und trotzdem sie in fast jeder Hinsicht „Erscheinungen zeigen, die noch nicht vollständig erklärt sind,“ gehorchen doch die Kometen und Meteore nach der Ansicht der Anhänger der modernen Wissenschaft denselben Gesetzen und bestehen aus demselben Stoffe, „wie die Sonnen, Sterne und Nebelflecke“ und sogar wie die „Erde und ihre Bewohner.“ [21]
Man könnte dies ein Annehmen der Dinge auf bloßes Vertrauen hin, ja. aus blindem Glauben sogar, nennen. Aber die exakte Wissenschaft darf nicht in Frage gestellt werden, und einer der die Hypothesen, die sich ihre Schiller ausgedacht haben - z. B. die Gravitation - verwirft, würde zum Lohne für seine Mühe für einen unwissenden Narren gehalten werden; doch wird uns von dem soeben citierten Autor eine seltsame Geschichte aus den Jahrbüchern der Wissenschaft erzählt.

Der Schweif des Kometen von 1811 hatte eine Länge von 120 Millionen (englischer) Meilen und an seinem breitesten Teile einen Durchmesser von 25 Millionen Meilen, indes der Durchmesser des Kernes ungefähr 127000 Meilen, mehr als zehnmal so viel als der der Erde, betrug.
Er sagt uns:
Wenn Körper von dieser Größe an der Erde nahe vorbeiziehen und doch weder die Bewegung derselben, noch die Länge des Jahres auch nur um eine Sekunde ändern sollen, so muß ihre thatsächliche Substanz unfaßbar dünn sein.
So muß sie in der That sein. Doch:

Die ausserordentliche Geringheit der Masse eines Kometen wird auch durch die Erscheinung des Schweifes bewiesen, welcher bei der Annäherung des Kometen an die Soune manchmal in wenigen Stunden bis zur Länge von 90 Millionen Meilen ausgeworfen wird. Und was das Bemerkenswerte ist, dieser Schweif wird entgegengerichtet der Schwerkraft von einer abstoßenden Kraft, die wahrscheinlich elektrischer Natur ist, ausgeschleudert, so daß er immer von der Sonne wegzeigt (!!!) . . . Und doch, so dünn der Stoff der Kometen auch sein muß, gehorcht er dem allgemeinen Gesetze der Schwere (!?) und, einerlei ob der Komet sich in einer Bahn bewegt, die innerhalb der der äußeren Planeten gelegen ist, oder ob er in die Tiefen des Raumes hinausschießt und erst nach Jahrhunderten zurückkehrt, wird sein Weg in jedem Augenblicke von derselben Kraft geregelt, die auch einen Apfel zur Erde fallen läßt.


[17] Soirées.

[18] Discours, 165.

[19] P. 28.

[20] Des Esprits, III. 155, Deuxième Mémoire.

[21] Laings Modern Science and Modern Thought.