ABTEILUNG V.
DIE MASKEN DER
WISSENSCHAFT.
PHYSIK ODER METAPHYSIK?
Wenn es irgend etwas wie Fortschritt auf Erden giebt, so wird die Wissenschaft
eines Tages freiwillig oder unfreiwillig so ungeheuerliche Vorstellungen
wie ihre physikalischen, sich selbst lenkenden, der Seele und des Geistes
baren Gesetze aufzugeben und sich sodann den Geheimlehren zuzuwenden haben.
Sie hat das auch schon gethan, wie sehr auch die Titelblätter und revidierten
Ausgaben des wissenschaftlichen Katechismus geändert sein mögen. Es ist
jetzt mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen, seitdem man beim Vergleiche
des modernen mit dem alten Denken gefunden hab daß unsere Philosophie,
wie sehr sie auch von der unserer Vorfahren verschieden erscheinen mag,
nichtsdestoweniger bloß aus Zusätzen und Weglassungen besteht, die von
der alten Philosophie genommen und Tropfen für Tropfen durch den Filter
des Vorhergegangenen hindurchgelassen worden sind.
Diese Thatsache war dem Faraday und anderen hervorragenden Männern der
Wissenschaft wohl bekannt. Atome, Ether, die Evolution selbst - alles
kommt in die moderne Wissenschaft aus den alten Vorstellungen, alles beruht
auf den Begriffen der archaischen Nationen. „Begriffe“ für den Profanen
unter der Gestalt von Allegorieen; als klare Wahrheiten während der Initiationen
dem Auserwählten gelehrt, welche Wahrheiten teilweise durch griechische
Schriftsteller veröffentlicht worden und zu uns herabgelangt sind. Das
will nicht sagen, daß der Occultismus jemals dieselben Ansichten über
Materie, Atome und Ether gehabt hat, wie sie in der Esoterik der klassischen
griechischen Schriftsteller zu finden sind. Doch war, wenn wir Herrn Tyndall
glauben können, selbst Faraday ein Aristoteliker, und war vielmehr ein
Agnostiker als ein Materialist. In seinem Faraday als Entdecker
[1] zeigt uns der Verfasser, wie der große Physiker „alte
Überlegungen des Aristoteles“ benützt die „in seinen Werken bündig zu
finden sind.“ Faraday, Boskovitch und alle andern jedoch, die in den Atomen
und Molekülen „Kraftcentren“ sehen, und in dem entsprechenden Element,
der Kraft, eine Wesenheit für sich, sind der Wahrheit vielleicht viel
näher als jene, welche dadurch, daß sie diese anklagen, gleichzeitig auch
die „alte pythagoräische Korpuskulartheorie“ anklagen - eine Theorie,
nebenbei bemerkt, die niemals so auf die Nachwelt gekommen ist. wie sie
der große Philosoph wirklich gelehrt hat - auf Grund ihres „Irrtumes,
daß die in der Vorstellung existierenden Elemente der Materie als getrennte
und wirkliche Wesenheiten erfaßt werden können.“
[1]
Faraday, as a Discoverer, p. 123.
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