Was bleibt auf dem Papiere fixiert, sozusagen angenagelt? Es ist sicherlich
eine Kraft, die das Ding fixiert hat, aber was ist dieses Ding,
dessen Rückstand auf dem Papiere zurückbleibt?
Unsere gelehrten Herren werden sich durch irgend einen wissenschaftlichen
Kunstausdruck heraushelfen; aber was ist das, was aufgefangen wird, so
daß eine gewisse Menge davon auf Glas, Papier oder Holz festgehalten wird?
Ist es „Bewegung“ oder ist es „Kraft“? Oder wird uns gesagt werden, daß
das, was zurückbleibt, bloß die Wirkung der Kraft oder Bewegung ist? Denn
was ist diese Kraft? Kraft oder Energie ist eine Eigenschaft; aber eine
jede Eigenschaft muß irgend etwas oder irgend jemandem angehören. In der
Physik wird Kraft definiert als „das, was irgend eine zwischen Körpern
bestehende physikalische Beziehung mechanischer, thermischer, chemischer,
elektrischer, magnetischer u. s. w. Art verändert oder zu verändern strebt.“
Aber es ist nicht diese Kraft oder diese Bewegung, die auf dem Papiere
zurückbleibt, wenn die Kraft oder Bewegung aufgehört hat zu wirken; und
doch ist etwas, das unsere körperlichen Sinne nicht, wahrnehmen können,
daselbst zurückgelassen worden, um seinerseits eine Ursache zu werden
und Wirkungen hervorzubringen. Was ist das? Es ist nicht Materie, wie
sie von der Wissenschaft definiert wird - d. h. Materie in irgend
einem von ihren bekannten Zuständen. Ein Alchimist würde sagen, es wäre
eine geistige Sekretion - und er würde verlacht werden. Wenn jedoch der
Physiker sagt, daß aufbewahrte Elektricität eine Flüssigkeit oder, daß
das auf dem Papiere festgehaltene Licht noch immer Sonnenlicht ist - so
war das Wissenschaft. Die neuesten Autoritäten haben in der That
diese Erklärungen als „veraltete Theorieen“ verworfen und nunmehr die
„Bewegung“ als ihren einzigen Götzen vergöttert. Aber sicherlich werden
sie und ihr Götze eines Tages das Schicksal ihrer Vorgänger teilen! Ein
erfahrener Occultist, einer, der die ganze Reihe der Nidânas, der Ursachen
und Wirkungen, die schließlich die letzte Wirkung auf diese unsere Ebene
der Offenbarungen projicieren, untersucht, einer, der die Materie bis
zu ihrem Ding an sich zurückverfolgt hat, ist der Ansicht, daß die Erklärung
des Physikers von derselben Art ist, als wenn man den Zorn und seine Wirkungen
- den von ihm ausgepreßten Ausruf - eine Sekretion oder ein Fluidum, und
den Menschen, die Ursache davon, seinen materiellen Konduktor nennen
würde. Aber, wie Grove prophetisch bemerkt hat, der Tag rückt rasch heran,
an dem es zugestanden wird, dass die Kräfte, die wir kennen, bloß die
phänomenalen Offenbarungen von Wirklichkeiten sind, von denen wir nichts
wissen- die aber den Alten bekannt und von ihnen verehrt waren.
Er machte eine noch viel bedeutsamere Bemerkung, die der Leitspruch der
Wissenschaft hätte werden sollen, aber nicht geworden ist. Sir William
Grove sagte: „Die Wissenschaft sollte weder Verlangen noch Vorurteil
haben. Wahrheit sollte ihr einziges Ziel sein.“
Unterdessen sind in unseren Tagen die Gelehrten dünkelhafter und bigotter
als selbst die Klerisei. Denn sie dienen, wenn sie ihn nicht thatsächlich
anbeten, dem „Kraft-Stoff“, der ihr Unbekannter Gott ist. Und wie
unbekannt derselbe ist, kann aus den vielen Geständnissen der hervorragendsten
Physiker und Biologen geschlossen werden, mit Faraday an ihrer Spitze.
Nicht nur, sagte dieser, konnte er niemals wagen auszusprechen, ob Kraft
eine Eigenschaft oder Funktion der Materie sei, sondern er wußte thatsächlich
nicht, was unter dem Worte Materie zu verstehen sei.
Es gab eine Zeit, fügte er hinzu, wo er glaubte, er wisse etwas über die
Materie. Aber je länger er lebte, und je sorgfältiger er sie studierte,
desto mehr gelangte er zu der Überzeugung von seiner gänzlichen Unwissenheit
in Betreff der Natur der Materie.
[5]
Dieses ominöse Geständnis wurde, wie wir glauben, auf einem wissenschaftlichen
Kongresse zu Swansea gemacht. Faraday war übrigens einer ähnlichen Ansicht,
wie von Tyndall festgestellt wurde:
Was wissen wir von dem Atom getrennt von seiner Kraft?
Sie stellen sich einen Kern vor, den wir a nennen wollen, und umgeben
ihn mit Kräften, die wir m nennen wollen; für mein Denken verschwindet
das a oder der Kern und die Substanz besteht aus den Kräften m.
Und in der That, welche Vorstellung können wir uns von einem Kerne unabhängig
von seinen Kräften bilden? Welcher Gedanke bleibt übrig, an den wir die
Einbildung eines von den anerkannten Kräften unabhängigen a anknüpfen
könnten?
Die Occultisten werden oft mißverstanden, weil sie in Ermangelung
besserer Ausdrücke auf die Wesenheit der Kraft unter gewissen Aspekten
das beschreibende Beiwort der Substanz anwenden. Nun ist der Namen
für die Verschiedenheiten der Substanz auf den verschiedenen Ebenen der
Wahrnehmung und des Daseins Legion. Der östliche Occultismus hat für eine
jede Art eine besondere Benennung; aber die Wissenschaft hat - wie England,
das, wenn wir uns an einen witzigen Franzosen erinnern, mit sechsunddreißig
Religionen und mit nur einer einzigen Fischtunke gesegnet ist - nur einen
einzigen Namen für alle, nämlich „Substanz“. Obendrein scheinen weder
die orthodoxen Physiker noch deren Kritiker ihrer Prämissen sehr sicher
zu sein, und sie sind ebenso fähig, die Wirkungen wie die Ursachen durcheinander
zu werfen. Es ist zum Beispiel unrichtig, wie Stallo thut, zu sagen, daß
„die Materie nicht besser erfaßt oder vorgestellt werden kann, als bloße
räumliche Gegenwart, denn als Ansammlung von Kräften“, oder daß „Kraft
nichts ist ohne Masse, und Masse nichts ist ohne Kraft“ - denn das eine
ist das Ding an sich und das andere ist die Erscheinung. Hinwieder konnte
Schelling mit mit dem Ausspruche:
Es ist eine bloße Täuschung der Phantasie, zu glauben,
daß etwas, wir wissen nicht was, zurückbleibt, wenn wir einen Gegenstand
aller seiner ihm zugehörigen Prädikate entblößt haben.
[6]
diese Bemerkung niemals auf das Gebiet der transcendentalen Metaphysik
angewendet haben. Es ist wahr, daß reine Kraft nichts ist in der
Welt der Physik: aber sie ist alles in dem Gebiete des Geistes. So sagt
Stallo:
Wenn wir die Masse, auf die eine gegebene, wenn auch noch
so kleine Kraft einwirkt, der Grenze Null nähern - oder, mathematisch
ausgedrückt, sie unendlich klein werden lassen - so ist die Folge davon
die, daß die Geschwindigkeit der resultierenden Bewegung unendlich groß
wird, und daß das „Ding“ . . . in irgend einem gegebenen Augenblicke weder
hier noch da ist, sondern überall - so daß es keine wirkliche Gegenwart
giebt; es ist daher unmöglich, die Materie als eine Synthese von Kräften
zu konstruieren. [7]
[5]
Siehe Buckwells Electric Science.
[6]
Schelling, Ideen etc., p. 18. (Aus dem Englischen rückübersetzt.
Der Übers.)
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