Dies mag in der phänomenalen Welt wahr sein, insoweit die illusive Reflexion der einen Wirklichkeit der übersinnlichen Welt den verkrüppelten Vorstellungen eines Materialisten wahr erscheinen kann. Es ist gänzlich unrichtig, wenn die Schlußfolgerung auf Dinge in den von den Kabbalisten sogenannten supermundanen Sphären angewendet wird. Die sogenannte Trägheit ist Kraft, nach Newton, [8] und für den Schüler der esoterischen Wissenschaften ist sie die größte der occulten Kräfte. Ein Körper kann bloß in der Vorstellung, bloß auf dieser Ebene der Täuschung als von seinen Beziehungen zu andern Körpern getrennt betracht werden - was nach den physikalischen und mechanischen Wissenschaften den Ursprung seiner Attribute ergiebt. In der That kann er niemals so abgesondert werden; der Tod selbst kann sich niemals von seiner Beziehung zu den universalen Kräften, deren Zusammenfassung die Eine Kraft oder das Eine Leben ist, absondern: die Wechselbeziehung setzt sich bloß auf einer anderen Ebene fort. Aber was kann, wenn Stallo im Recht ist, Dr. James Croll meinen, wenn er bei Besprechung der „Transformation der Schwerkraft“, die von Faraday, Waterston und anderen verteidigten Ansichten vorbringt? Denn er sagt sehr deutlich, daß die Schwerkraft

eine Kraft ist, die den außerhalb der Körper liegenden Raum durchdringt, und daß bei der gegenseitigen Annäherung der Körper die Kraft nicht vermehrt wird, wie man allgemein annimmt, sondern daß die Körper einfach an eine Stelle gelangen, wo diese Kraft mit größerer Intensität existiert. [9]

Niemand wird läugnen, daß eine Kraft, einerlei ob Schwere, Elektricität oder irgend eine andere Kraft, die außerhalb der Körper und im offenen Raume existiert - sei dieser nun Ether oder eine Leere - etwas sein muß, und nicht ein bloßes nichts, wenn es getrennt von einer Masse vorgestellt wird. Im anderen Falle könnte es schwerlich an einem Orte mit größerer und an einem anderen mit verminderter „Intensität“ bestehen. G. A. Hirn erklärt dasselbe in seiner Théorie Mécanique de l‘Univers. Er versucht zu beweisen:

Daß das Atom der Chemiker nicht bloß ein Ding reinen Übereinkommens ist, oder einfach ein Einfall zur Erklärung, sondern daß es wirklich existiert, daß sein Volumen unveränderlich ist, und daß es folglich nicht elastisch ist. (!!) Die Kraft ist daher nicht in dem Atom; sie ist in dem Raume, der die Atome von einander trennt.

Die obenangeführten Ansichten, die von zwei in ihren betreffenden Ländern hoch angesehenen Männern der Wissenschaft ausgesprochen sind, zeigen, daß es nicht im mindesten unwissenschaftlich ist, von der Substanzialität der sogenannten Kräfte zu sprechen. Gegenstand irgend eines zukünftigen spezifischen Namens ist diese Kraft Substanz irgend einer Art und kann nichts anderes sein; und vielleicht wird eines Tages die Wissenschaft die erste sein, den verspotteten Namen Phlogiston wieder aufzunehmen. Was immer der ihr zukünftig gegebene Name sein mag, die Behauptung, daß die Kraft nicht in den Atomen wohnt, sondern bloß in dem „zwischen ihnen liegenden Raume“, mag wissenschaftlich genug sein; nichtsdestoweniger ist sie nicht wahr. Für das Gemüt eines Occultisten ist das gerade so, als wenn man sagte, daß das Wasser nicht in den Tropfen wohnt aus denen der Ozean zusammengesetzt ist, sondern bloß in dem Raume zwischen diesen Tropfen!

Der Einwand, daß es zwei verschiedene Schulen von Physiker giebt, von deren einer

diese Kraft als eine unabhängige substanzielle Wesenheit angenommen wird, die nicht eine Eigenschaft der Materie ist, noch wesentlich zu der Materie in Beziehung steht,

ist schwerlich darnach angethan, dem Profanen zu einem klaren Verständnis zu verhelfen. Er ist im Gegenteile mehr darauf berechnet, die Frage in noch größere Verwirrung zu bringen als je. Denn die Kraft ist dann weder dies noch das andere. Indem sie dieselbe als eine „unabhängige substanzielle Wesenheit“ betrachtet, reicht die Theorie kameradschaftlich dem Occultismus die Rechte, während die sonderbare widerspruchsvolle Idee, daß sie „zur Materie in keiner anderen Beziehung stehe, als durch ihre Macht, auf dieselbe einzuwirken,“ [10] die physikalische Wissenschaft zu den absurdesten widerspruchvollsten Hypothesen führt. Einerlei ob „Kraft“ oder „Bewegung“ (der Occultismus, der keinen Unterschied zwischen beiden sieht, versucht niemals dieselben zu trennen), kann sie nicht für die Anhänger der atommechanischen Theorie auf die eine Art wirken, und für jene der rivalisierenden Schule auf eine andere. Noch können die Atome in dem einem Falle absolut gleichartig an Größe und Gewicht sein, und im andern in Bezug auf ihr Gewicht verschieden sein (Avogadros Gesetz). Denn, mit den Worten desselben fähigen Kritikers:

Während somit die vollständige Gleichartigkeit der ursprünglichen Masseneinheiten ein wesentlicher Teil der eigentlichen Grundlagen der mechanischen Theorie ist, beruht die ganze moderne wissenschaftliche Chemie auf einem dieses geradezu umstoßenden Prinzipe - einem Prinzipe, von dem kürzlich gesagt wurde, daß es „denselben Platz in der Chemie einnimmt, wie das Gesetz der Gravitation in der Astronomie.“ [11] Dieses Prinzip ist bekannt als das Gesetz des Avogadro oder Ampère. [12]


[8] Princ., Def. III.

[9] Philosophical Magazine, Bd. II. p. 252.

[10] Concepts of Modern Physics, XXXI. Einleitung zur 2. Aufl.

[11] J. P. Cooke, The New Chemistry, p. 13.

[12] „Dasselbe besagt, das gleiche Volumina von allen Substanzen, wenn sie sich in gasförmigem Zustand und unter gleichen Bedingungen des Druckes und der Temperatur befinden, die gleiche Anzahl von Molekülen enthalten - woraus folgt, daß die Gewichte der Moleküle proportional den spezifischen Gewichten der Gase sind; daß daher, weil diese verschieden sind, auch die Gewichte der Moleküle verschieden sind; und daß, insofern die Moleküle gewisser elementarer Substanzen monatomisch sind (jedes nur aus einem einzigen Atom bestehend), während die Moleküle verschiedener anderer Substanzen dieselbe Anzahl von Atomen enthalten, die schließlichen Atome solcher Substanzen von verschiedenem Gewichte sind.“ (Concepts of Modern Physics, p. 34.) Wie weiter in demselben Bande gezeigt wird, ist dieses Kardinalprincip der modernen theoretischen Chemie in vollständigen und unversühnlichen Widerspruch mit dem ersten Satze der atommechanischen Theorie, nämlich mit der absoluten Gleichartigkeit der ursprünglichen Masseneinheiten