Vom Standpunkte des Materialismus aus, der den Ursprung von allem auf den Stoff zurückführt, besteht das Weltall in seiner Gesamtheit aus Atomen und aus Leere. Auch wenn wir den Satz bei Seite lassen, den die Alten lehrten, und der jetzt durch Teleskop und Mikroskop vollständig erwiesen ist, daß nämlich die Natur eine Leere verabscheut, was ist ein Atom? Professor Butlerof schreibt: Es ist, antwortet uns die Wissenschaft, die letzte Unterteilung der Substanz, die unteilbare Partikel der Materie. Die Teilbarkeit des Atomes zuzugestehen, läuft auf ein Zugeständnis der unendlichen Teilbarkeit der Substanz hinaus, das gleichbedeutend damit ist, die Substanz auf Nichts oder Null zu reduzieren. Schon aus einem Gefühl der bloßen Selbsterhaltung kann der Materialismus nicht unendliche Teilbarkeit zugestehen; im anderen Falle hätte er für immer seinem Grundprinzipe Lebewohl zu sagen und damit sein eigenes Todesurteil zu unterzeichnen. [25] Büchner zum Beispiel erklärt wie ein echter Dogmatiker des Materialismus: Unendliche Teilbarkeit anzunehmen ist widersinnig und bedeutet einen Zweifel an der Existenz der Materie selbst. Das Atom ist somit unteilbar, sagt der Materialismus? Sehr gut. Butlerof antwortet: Man sehe nun, zu welch sonderbarem Widerspruch dieses ihr Grundprinzip die Materialisten verleitet. Das Atom ist unteilbar, und zur selben Zeit sehen wir, daß es elastisch ist. Ein Versuch, es seiner Elasticität zu berauben, ist undenkbar; er würde eine Absurdität bedeuten. Unbedingt nicht-elastische Atome könnten niemals auch nur eine einzige von den zahlreichen Erscheinungen aufweisen, welche ihrem gegenseitigen Einwirken zugeschrieben werden. Ohne Elasticität könnten die Atome ihre Energie nicht offenbaren, und die Substanz der Materialisten würde jeglicher Kraft beraubt bleiben. Wenn daher das Weltall aus Atomen zusammengesetzt ist, so müssen diese Atome elastisch sein. Und hier stoßen wir auf ein unüberwindliches Hindernis. Denn was sind die Bedingungen, die zur Offenbarung der Elasticität erforderlich sind? Ein elastischer Ball, der gegen ein Hindernis stößt, wird abgeplattet, und zieht sich zusammen, was er unmöglich thun könnte, wenn er nicht aus Teilchen bestünde, deren gegenseitige Stellung zur Zeit des Stoßes eine vorübergehende Veränderung erfährt. Das kann von der Elasticität allgemein gesagt werden; keine Elasticität ist möglich ohne Veränderung in Bezug auf die Lage der zusammensetzenden Teilchen eines elastischen Körpers. Dies bedeutet, daß der elastische Körper veränderlich ist und aus Teilchen besteht, oder mit anderen Worten, daß Elasticität nur jenen Körpern eigen sein kann, welche teilbar sind. Und das Atom ist elastisch. [26] Dies genügt, um zu zeigen, wie unsinnig das gleichzeitige Behaupten der Unteilbarkeit und der Elasticität des Atomes ist. Das Atom ist elastisch, folglich ist das Atom teilbar, und muss aus Teilchen oder Unteratomen bestehen. Und diese Unteratome? Sie sind entweder nicht-elastisch, und in einem solchen Falle sind sie dynamisch ohne Bedeutung; oder sie sind auch elastisch, und in diesem Falle sind sie ebenfalls der Teilbarkeit unterworfen. Und so fort ins Unendliche. Aber die unendliche Teilbarkeit der Atome löst die Materie in einfache Kraftcentren auf, d. h. sie schließt die Möglichkeit aus, die Materie als objektive Substanz vorzustellen. Dieser Zirkelschluß ist für den Materialismus verderblich. Er findet sich in seinen eigenen Netzen gefangen, und kein Ausweg aus dem Zwiespalt ist ihm möglich. Wenn er sagt, daß das Atom unteilbar ist, wird ihm die Mechanik die verfängliche Frage vorlegen: Wie bewegt sich das Weltall in diesem Falle und wie stehen seine Kräfte in Wechselbeziehung? Eine aus gänzlich unelastischen Atomen aufgebaute Welt ist wie eine Lokomotive ohne Dampf, sie ist zu ewiger Bewegungslosigkeit verurteilt. [27] Man nehme die Erklärungen und Lehren des Occultismus an, und - da die blinde Trägheit der Physik durch die intelligenten thätigen Kräfte hinter dem Schleier der Materie ersetzt sind - werden Bewegung und Trägheit diesen Kräften dienstbar. Auf der Lehre von der illusiven Natur der Materie und der unendlichen Teilbarkeit des Atomes ist die ganze Wissenschaft des Occultismus aufgebaut. Sie eröffnet grenzenlose Horizonte für die von dem göttlichen Atem ihrer Seele in jedem möglichen Zustande der Dünne beseelte Substanz, Zustände, von denen sich auch die geistig am meisten veranlagten Chemiker und Physiker noch nichts träumen lassen. Die oben angeführten Anschauungen wurden von einem Akademiker ausgesprochen, von dem größten Chemiker Rußlands und einer selbst in Europa anerkannten Autorität, von dem verstorbenen Professor Butlerof. Es ist wahr, er verteidigte die Erscheinungen der Spiritisten, die sogenannten Materialisationen, an die er glaubte, so wie Professor Zöllner und Hare daran glaubten, und wie Herr A. Russel Wallace, Herr W. Crookes und viele andere Mitglieder der Royal Society noch jetzt offen oder insgeheim glauben. Aber seine Schlußfolgerung in Bezug auf die Natur der Wesenheit, welche hinter den physischen Erscheinungen des Lichtes, der Wärme, der Elektricität u. s. w. wirksam ist, ist bei alledem nicht weniger wissenschaftlich und autoritativ, und paßt wunderbar auf den vorliegenden Fall. Die Wissenschaft hat kein Recht, den Occultisten ihre Behauptung einer tieferen Erkenntnis der sogenannten Kräfte abzustreiten, welche, wie sie sagen, bloß die Wirkungen von Ursachen sind, die von Mächten herstammen, die substanziell, aber übersinnlich und jenseits jeder Art von Materie sind, mit der die Gelehrten bis jetzt bekannt geworden sind. Das Höchste, was die Wissenschaft thun kann, ist die Annahme und Behauptung des Standpunktes des Agnosticismus. Dann kann sie sagen: Eure Sache ist nicht besser bewiesen als die unsere; aber wir gestehen, daß wir in Wirklichkeit nichts, weder über Kraft oder Materie, noch über das, was der sogenannten Korrelation der Kräfte zu Grunde liegt, wissen. Daher kann bloß die Zeit darthun, wer Recht hat und wer Unrecht. Warten wir geduldig, und zeigen wir unterdessen gegenseitige Höflichkeit an Stelle gegenseitiger Verspottung! [25] Ebenda. [26] Ebenda. [27] Ebenda. |