Dies ist natürlich eine nahezu occulte Erklärung der Kohäsion. Dr. Richardson fährt fort:

Wie ich bereits gesagt habe, beruht die moderne Lehre ihrer Tendenz nach auf der Hypothese, . . . . daß Wärme Bewegung ist, oder, wie es vielleicht besser gesagt wäre, eine spezifische Kraft oder Form der Bewegung. [5]

Aber diese Hypothese, so populär sie ist, ist doch keine solche, daß sie zur Ausschließung der einfacheren Anschauungen von der materiellen Natur der Sonnenkraft und ihrem Einflusse bei der Veränderung der Zustände des Stoffes angenommen werden müßte. Wir wissen noch nicht genügend viel, um dogmatisch sein zu können. [6]

Die Hypothese Metcalfs hinsichtlich der Sonnenkraft und Erdkraft ist nicht nur sehr einfach, sondern auch ganz bezaubernd . . . . Hier sind zwei Elemente im Weltall, das eine ist wägbarer Stoff . . . Das zweite Element ist der allesdurchdringende Ether, das Sonnenfeuer. Es ist ohne Gewicht, Substanz, Form oder Farbe; es ist unendlich teilbarer Stoff, und seine Teilchen stupsen sich gegenseitig ab; seine Dünne ist derartig, daß wir außer dem Worte Ether [7] kein anderes haben, um sie zum Ausdruck zu bringen. Es durchdringt und erfüllt den Raum, aber für sich allein, ist es ebenfalls ruhend - tot. [8] Wir bringen die beiden Elemente zusammen, den trägen Stoff und den sich selbst abstoßenden Ether (?), und daraufhin wird der tote (?) wägbare Stoff belebt; (wägbarer Stoff mag träge sein, aber er ist niemals tot - das ist ein occultes Gesetz) . . . . durch die Teilchen der wägbaren Substanz dringt der Ether (Das zweite Prinzip des Ethers) hindurch, und bei diesem Durchdringen verbindet er sich mit den wägbaren Teilchen und hält sie in Massen zusammen, er hält sie zusammen als vereinigendes Band; sie sind aufgelöst in dem Ether.

Diese Verteilung der festen ponderablen Materie durch den Ether erstreckt sich nach der uns vorliegenden Theorie über alles, was in diesem Augenblicke existiert. Der Ether ist allesdurchdringend. Der menschliche Körper ist selber mit dem Ether (vielmehr dem Astrallicht) geladen; seine kleinsten Teilchen sind durch ihn zusammengehalten; die Pflanze steht unter denselben Bedingungen; die festeste Erde, der festeste Felsen, Diamant, Kristall, das festeste Metall alle desgleichen. Doch bestehen Unterschiede in den Fähigkeiten der verschiedenen Arten wägbaren Stoffes, die Sonnenkraft aufzunehmen, und davon hängen die verschiedenartigen wechselnden Zustände des Stoffes ab; der feste, der flüssige und der gasförmige Zustand. Die festen Körper haben den Wärmestoff mehr angezogen als die flüssigen, und daher ihre feste Kohäsion; wenn eine Menge geschmolzenen Zinks auf eine Platte festen Zinks ausgegossen wird, so wird das geschmolzene Zink fest, weil ein Andrang von Wärmestoff vom flüssigen gegen das feste hin stattfindet, und bei der Ausgleichung werden die Teilchen, die früher locker oder flüssig waren, enger aneinander gebracht . . . . Metcalf selbst faßt, wo er bei den obengenannten Erscheinungen verweilt und sie durch die Einheitlichkeit des wirkenden Prinzipes erklärt seine Schlußfolgerung zur Erklärung der Dichtigkeiten der verschiedenen Körper in sehr klaren Worten zusammen. „Härte und Weichheit“, sagt er, „Festigkeit und Flüssigkeit sind nicht wesentliche Zustände der Körper, sondern hängen von den gegenseitigen Verhältnissen des etherischen und des wägbaren Stoffes ab, aus welchen beiden sie zusammengesetzt sind. Das allerelastischste Gas kann durch Hinwegnahme von Wärmestoff auf die flüssige Form zurückgeführt, und wiederum in einen festen Körper verwandelt werden, dessen Teilchen sich gegenseitig mit einer Kraft anziehen werden, die ihrer vermehrten Affinität zum Wärmestoff proportional ist. Andererseits würde durch Zuführung einer genügenden Menge desselben Prinzipes zu den dichtesten Metallen die Anziehung derselben auf den Wärmestoff vermindert, wenn sie in den gasförmigen Zustand ausgedehnt werden und ihre Kohäsion zerstört wird.“

Nachdem er so die heterodoxen Anschauungen des großen „Ketzers“ - Anschauungen, denen zur Richtigkeit bloß hier und da eine kleine Änderung der Ausdrücke fehlt - ausführlich citiert hat, faßt Dr. Richardson, unleugbar ein ursprünglicher und freisinniger Denker, diese Anschauungen weiter zusammen und fährt fort:

Ich will nicht in großer Ausführlichkeit bei dieser Einheit von Sonnenkraft und Erdkraft verweilen, wie sie diese Theorie in sich schließt. Aber ich kann hinzufügen, daß wir aus ihr, oder aus der Hypothese von der bloßen Bewegung als Kraft und der Wirksamkeit ohne Substanz, als nächste Annäherung an die Wahrheit über diesen verwickeltsten und tiefsinnigsten aller Gegenstände die folgenden Schlußfolgerungen ziehen können.

a) Der interstellare, interplanetarische, intermaterielle, interorganische Raum ist keine Leere, sondern ist mit feinem Fluidum oder Gas angefüllt, das wir in Ermangelung eines besseren Ausdruckes, [9] noch immer so, wie es die Alten thaten, Aith-ur - Sonnenfeuer - Äther nennen können. Dieses, seiner Zusammensetzung nach unveränderliche [10] , unzerstörbare, unsichtbare Fluidum durchdringt Alles und jeden (wägbaren) Stoff; [11] der Kiesel im eilenden Bach, der darüberhangende Baum, der darauf blickende Mensch sind in verschiedenen Graden mit Ether geladen; der Kiesel weniger als der Baum, der Baum weniger als der Mensch. Alles auf dem Planeten ist auf gleiche Art so geladen! Eine Welt ist in dem etherischen Fluidum aufgebaut und bewegt sich in einem Meere desselben.

b) Der Ether, was immer seine Natur ist, stammt von der Sonne und von den Sonnen; [12] die Sonnen sind seine Erzeuger, seine Speicher, seine Verteiler. [13]

c) Ohne den Ether könnte es keine Bewegung geben; ohne ihn könnten Teilchen wägbaren Stoffes nicht übereinander hinweggleiten; ohne ihn gäbe es keinen Anstoß, um diese Teilchen zur Thätigkeit anzuregen.

d) Der Ether bestimmt den Zustand der Körper. Wäre kein Ether, so könnte kein Wechsel des Zustandes in der Substanz sein; das Wasser z. B. könnte bloß als eine Substanz existieren, die von einer über alle unsere Vorstellung gehenden Dichtigkeit und Un1ösbarkeit wäre. Es könnte nicht einmal Eis sein, niemals flüssig, niemals dampfförmig ausgenommen mit Hilfe des Ethers.

e) Der Ether verbindet Sonne mit Planet, Planet mit Planet, Menschen mit Menschen. Ohne Ether könnte keine Mitteilung im Weltalle sein, kein Licht, keine Wärme, keine Bewegungserscheinung.


[5] Oder die Zurückwerfung und beim Tone der Wiederhall auf unserer Ebene von dem, was eine beständige Bewegung dieser Substanz auf höheren Ebenen ist. Unsere Welt und unsere Sinne sind eine beständige Beute der Mâyâ.

[6] Ein ehrliches Zugeständnis!

[7] Doch ist es nicht Ether, sondern bloß eines der Prinzipien des Ethers während der letztere selber eines von den Prinzipeen des Âkâsha ist.

[8] Und so durchdringt Prâna (Jîva) den ganzen lebenden Körper des Menschen; aber für sich allein, ohne ein Atom, auf das er einwirken könnte, wäre er ruhend - tot; d. h. er wäre in Laya, oder wie Herr Crookes es ausdrückt, „eingeschlossen in Protyle“. Durch die Einwirkung des Fohat auf einen zusammengesetzten oder selbst auf einen einfachen Körper wird Leben hervorgerufen. Wenn ein Körper stirbt, geht er in dieselbe Polarität ein, Wie seine männliche Energie, und stößt daher das aktive Agens zurück, welches, indem es seinen Halt an dem Ganzen verliert, sich auf die Teile oder Moleküle wirft, welche Wirkung eine chemische genannt wird. Vishnu, der Erhalter, verwandelt sich in Rudra-Shiva, den Zerstörer - eine Wechselbeziehung, die der Wissenschaft anscheinend unbekannt ist.

[9] Wahrhaftig, wenn nicht die occulten Bezeichnungen der Kabbalisten angenommen werden!

[10] „Unveränderlich“ bloß während der manvantarischen Perioden, nach welchen es aufs neue in Mûlaprakriti versinkt; „unsichtbar“ für immer in seiner eigenen Wesenheit, aber sichtbar in seinem reflektierten Glanze, der von den modernen Kabbalisten als Astrallicht bezeichnet wird. Doch bewegen sich in ihm bewußte und erhabene Wesen, die in eben, diese Wesenheit gekleidet sind.

[11] Man muß „wägbar“ hinzufügen, um ihn von dem Ether zu unterscheiden, der noch Materie, aber ein Substratum ist.

[12] Die occulten Wissenschaften kehren den Satz um, und sagen, daß die Sonne, und alle Sonnen, von ihm stammen, die zur Zeit der manvantarischen Dämmerung aus der Centralsonne hervorgehen.

[13] Hier erlauben wir uns entschieden anderer Meinung zu sein als der gelehrte Herr. Erinnern wir uns daran, dass dieser Ether siebenfältig ist - einerlei ob Âkâsha oder das niedrigere Prinzip desselben, der Ether, unter diesem Ausdruck verstanden ist. Âkâsha ist Aditi in der Allegorie, und die Mutter des Mârttânda, der Sonne, die Devamâtri, die Mutter der Götter. Im Sonnensystem ist die Sonne ihre Buddhi und ihr Vâhana, ihr Träger, daher das sechste Prinzip; im Kosmos sind alle Sonnen das Kâma Rûpa des Âkâsha, und so auch die unsere. Bloß als eine individuelle Wesenheit in seinem eigenen Reiche betrachtet, ist Sûrya, die Sonne, das siebente Prinzip des großen Körpers der Materie