ABTEILUNG VII.

LEBEN, KRAFT, ODER GRAVITATION.

Die Zeit der imponderabilen Fluida ist vorüber; von mechanischen Kräften wird nur mehr weniger gesprochen; die Wissenschaft hat für dieses letzte Viertel eines Jahrhunderts ein neues Gesicht angenommen; aber die Gravitation ist geblieben und verdankt ihr Leben neuen Kombinationen, nachdem die alten sie nahezu getötet haben. Sie mag wissenschaftlichen Hypothesen sehr wohl genügen, aber die Frage ist, ob sie ebensowohl der Wahrheit entspricht und eine Naturthatsache darstellt. Anziehung allein genügt nicht einmal, die planetarische Bewegung zu erklären; wie kann sie dann sich vermessen, die Rotationsbewegung in den Unendlichkeiten des Raumes zu erklären? Anziehung allein wird niemals alle Lücken ausfüllen, wenn nicht für jeden Himmelskörper ein besonderer Antrieb angenommen und die Rotation eines jeden Planeten und seiner Satelliten nicht einer Ursache zugeschrieben wird, die zur Anziehung noch hinzukommt. Und selbst dann noch, sagt ein Astronom, [1] hätte die Wissenschaft diese Ursache zu nennen.
Der Occultismus hat sie seit Zeitaltern genannt, und desgleichen thaten alle alten Philosophen; aber anderseits wird aller solcher Glaube jetzt für veralteten Aberglauben erklärt. Der außerweltliche Gott hat jede Möglichkeit des Glaubens an innerweltliche intelligente Kräfte getötet. Doch wer oder was ist der ursprüngliche „Anstoßer“ in dieser Bewegung? Francoeur sagt:

Wenn wir die einzige und spezielle Ursache, welche anstößt, kennen gelernt haben, so werden wir fähig sein, sie mit der zu verbinden, welche anzieht.

Und wiederum:

Anziehung zwischen den Himmelskörpern ist bloße Abstoßung: die Sonne ist es. die sie unaufhörlich vorwärts treibt; denn im anderen Falle würde ihre Bewegung aufhören. [2]

Wenn einmal diese Theorie, daß die Sonnenkraft die erste Ursache alles Lebens auf Erden und aller Bewegung am Himmel ist, angenommen Wird, und wenn jene andere weit kühnere Theorie des Herschel betreffend gewisse Organismen in der Sonne auch nur als eine vorläufige Hypothese angenommen wird, so werden unsere Lehren gerechtfertigt sein, und es wird sich zeigen, daß die esoterische Allegorie der modernen Wissenschaft wahrscheinlich um Millionen von Jahren zuvorgekommen ist, denn also sind die archaischen Lehren. Mârttânda, die Sonne, bewacht und bedroht seine sieben Brüder die Planeten, ohne die Mittelpunktsstellung aufzugeben, in die ihn seine Mutter, Aditi, verbannt hat.

Der Kommentar [3] sagt:

Er verfolgt sie, indem er sich langsam um sich selbst dreht; . . . er folgt von ferne der Richtung, in welcher seine Brüder sich auf dem Pfade bewegen, der ihre Häuser umgiebt - oder der Bahn.

Die Sonnenfluida oder Emanationen sind es, die alle Bewegung erteilen, und alles zum Leben erwecken im Sonnensysteme. Anziehung und Abstoßung ist es, aber nicht wie sie von der modernen Physik und nach dem Gesetze der Gravitation verstanden werden, sondern in Harmonie mit den Gesetzen der manvantarischen Bewegung, wie sie seit der ersten Sandhyâ, der Dämmerung der Wiederaufbauung und höheren Neuformung des Systemes bestimmt waren. Diese Gesetze sind unveränderlich; aber die Bewegung aller Körper - welche verschiedenartig ist und mit jedem kleineren Kalpa sich ändert -wird von den Bewegern, den Intelligenzen innerhalb der kosmischen Seele, reguliert. Haben wir gar so sehr Unrecht, alles dieses zu glauben? Wohlan, hier ist ein großer und moderner Mann der Wissenschaft, der bei Besprechung der Lebenselektricität eine Sprache führt, die viel mehr dem Occultismus als dem modernen materialistischen Denken verwandt ist. Wir verweisen den skeptischen Leser auf einen Artikel über „Die Quelle der Wärme in der Sonne“, von Robert Hunt, F. R. S., [4] welcher bei Besprechung der leuchtenden Hülle der Sonne und „ihres eigentümlichen, geronnenen Aussehens“ sagt:

Arago machte den Vorschlag, diese Hülle Photosphäre zu nennen, eine Bezeichnung, die jetzt allgemein angenommen ist. Von dem älteren Herschel wurde die Oberfläche dieser Photosphäre mit Perlmutter verglichen . . . . . Sie ähnelt dem Ozean an einem ruhigen Sommertage, wenn seine Fläche von einer sanften Brise gekräuselt ist . . . . Herr Nasmyth hat einen noch merkwürdigeren Zustand entdeckt, als man je vorher vermutet hatte, . . . . . Gegenstände von eigentümlicher Linsengestalt . . . . . wie „Weidenblätter“, . . . . . verschieden an Größe . . . ohne irgendwelche regelmäßige Anordnung, . . . . . die einander in allen Richtungen kreuzen . . . und sich unter einander unregelmäßig bewegen . . . . Man sieht sie sich einander nähern und sich von einander entfernen, und manchmal neue Lagenwinkel annehmen, so daß die Erscheinung . . . . mit einem dichten Schwarm von Fischen verglichen worden ist, dem sie thatsächlich der Gestalt nach ähnlich ist . . . . Die Größe dieser Gegenstände giebt eine gewaltige Idee von dem riesenhaften Maßstab, nach dem alle physikalischen (?) Vorgänge auf der Sonne geschehen. Sie können nicht weniger als 1000 Meilen lang und zwei bis dreihundert Meilen breit sein. Die wahrscheinlichste Mutmaßung, welche in Bezug auf diese blatt- oder linsenartigen Gegenstände aufgestellt worden ist, ist die, daß die Photosphäre [5] ein ungeheurer Ozean von gasartiger Materie (von was für einer Art von „Materie“?) . . . in einem Zustande von intensiver (scheinbarer) Weißglut ist, und daß die Weidenblätter perspektivische Projektionen hervorschießender Flammen sind.


[1] Philosophie Naturelle, Art. 142.

[2] Astronomie, p. 342.

[3] Kommentar zu Strophe IV, oben pp. 126-7.

[4] Popular Science Review, Bd. IV, p. 148.

[5] Und die Centralmasse ebenfalls, wie man finden wird, oder vielmehr das Centrum der Reflexion