Sonnen“flammen“, die man durch die Teleskope sieht, sind Reflexe, sagt der Occultismus. Aber der Leser hat bereits gesehen, was die Occultisten dazu zu sagen haben.

Was immer sie (jene Flammenzungen) sein mögen, ist es klar, daß sie die Quellen von Wärme und Licht der Sonne sind. Hier haben wir eine umgebende Hülle von lichterzeugender Materie, [6] die mit mächtiger Kraft schwingt, und, indem sie ihre Bewegung dem ätherischen Medium im Sternenraume mitteilt, Wärme und Licht in weit entfernten Welten hervorbringt. Wir haben gesagt, daß jene Formen mit gewissen Organismen verglichen worden sind, und Herschel sagt: „Obwohl es zu gewagt wäre, von solchen Organisationen als von des Lebens teilhaftigen zu sprechen (warum nicht?), [7] so wissen wir doch nicht, daß Lebenskraft erforderlich ist, um Wärme, Licht und Elektricität zu entwickeln“ . . . . Ist es möglich, daß in diesem schönen Gedanken Wahrheit liegt? Kann das Pulsieren des Lebensstoffes in der Centralsonne unseres Systems die Quelle alles jenen Lebens sein, das auf der Erde wimmelt, und das ohne Zweifel sich über die anderen Planeten ausbreitet, wozu die Sonne das mächtige Werkzeug ist?

Der Occultismus beantwortet diese Fragen bejahend; und die Wissenschaft wird eines Tages finden, daß es sich so verhält.
Wiederum schreibt Herr Hunt:

Wenn wir aber das Leben - die Lebenskraft - als eine Kraft betrachten, die viel höher steht als Licht, Wärme oder Elektricität, und thatsächlich im stande ist, über alle diese eine herrschende Macht auszuüben, (das ist vollständig occult) . . . . so sind wir sicherlich geneigt, die Überlegung mit Befriedigung zu betrachten, welche annimmt, daß die Photosphäre der ursprüngliche Sitz der Lebenskraft ist, und mit einem poetischen Wohlgefallen die Hypothese anzusehen, welche die Sonnenenergie auf Leben zurückführt. [8]

Damit haben wir eine wissenschaftliche Bekräftigung eines unserer Fundamentaldogmen - nämlich, daß (a) die Sonne ein Vorratsspeicher der Lebenskraft ist, welche das Ding an sich der Elektricität ist; und (b) daß aus ihren geheimnisvollen, niemals zu ergründenden Tiefen jene Lebensströme hervorbrechen, welche den Raum, sowie auch die Organismen eines jeden lebendigen Dinges auf Erden durchzittern. Denn man sehe, was ein anderer hervorragender Physiker sagt, welcher dieses unser Lebensfluidum „Nervenäther“ nennt. Man ändere in dem Aufsatze, aus welchem nunmehr Auszüge folgen, einige wenige Sätze, und man hat einen zweiten quasi-occulten Aufsatz über die Lebenskraft. Wiederum ist es Dr. B. W. Richardson, F. R. S., der wie folgt seine Ansichten über den „Nervenäther“ äußert, so wie er es auch über „ Sonnenkraft“ und „Erdkraft“ gethan hat:

Die Idee, welche durch diese Theorie darzulegen versucht wird, ist die, daß zwischen den Molekülen des festen oder flüssigen Stoffes, aus welchen die Nervenorganismen, und, in der That, aus welchen alle organischen Teile eines Körpers zusammengesetzt sind, ein feines zartes, dampfförmiges, oder gasartiges Medium existiert, das die Moleküle in einem Zustand hält, der die gegenseitige Bewegung und die Anordnung und Wiederanordnung der Form ermöglicht; ein Medium, von welchem und durch welches alle Bewegung übertragen wird; von welchem und durch welches ein Organ oder Teil des Körpers mit den anderen Teilen in Verbindung erhalten wird, durch welches die äußere lebende Welt mit dem lebenden Menschen verkehrt; ein Medium, welches durch seine Anwesenheit das Auftreten der Lebenserscheinungen ermöglicht, und das bei gänzlicher Abwesenheit den Körper thatsächlich tot hinterläßt.

Und dann verfällt das ganze Sonnensystem in Pralaya - hätte der Verfasser hinzufügen können. Aber lesen wir weiter:

Ich gebrauche das Wort Ether in seinem allgemeinen Sinne, in der Bedeutung einer sehr leichten, dampfförmigen oder gasartigen Materie; kurz, ich gebrauche es, wie es der Astronom anwendet, wenn er von dem Ether des Raumes spricht, worunter er ein feines, aber materielles Medium versteht . . . Wenn ich von einem Nervenether spreche, so will ich damit nicht sagen, daß der Ether bloß in Nervengebilden vorkommt: ich glaube in Wahrheit, daß er ein besonderer Teil der Nervenorganisatien ist; weil aber Nerven in alle Gebilde eintreten, welche die Fähigkeit der Bewegung oder Empfindung haben, so tritt der Nervenether in alle solchen Teile ein; und weil der Nervenether nach meiner Ansicht ein unmittelbares Erzeugnis des Blutes ist, so müssen wir ihn als einen Teil der Atmosphäre des Blutes betrachten . . . . . Der Beweis zu Gunsten der Existenz eines elastischen Mittels, das den Nervenstoff durchdringt und durch einen einfachen Druck beeinflußt werden kann, ist ganz zwingend .
In Nervengebilden besteht zweifelsohne ein wahres Nervenfluidum, wie unsere Vorgänger gelehrt haben. [9] Die genaue chemische (?) [10] Zusammensetzung dieses Fluidums ist noch nicht gut bekannt; seine physikalischen Eigenschaften sind noch wenig studiert worden. Ob es sich in Strömen bewegt, wissen wir nicht; ob es einen Kreislauf macht, wissen wir nicht; ob es in den Centren erzeugt wird, und von da aus in die Nerven übergeht, oder ob es überall erzeugt wird, wo Blut in einen Nerv eintritt, wissen wir nicht. Daher kennen wir auch nicht den genauen Zweck dieses Fluidums. Es drängt sich jedoch der Gedanke auf, daß die eigentliche Nervenstoffflüssigkeit an sich selbst ungenügend ist, als das feine Medium zu wirken, welches das äußere mit dem inneren Weltalle des Menschen und Tieres verbindet. Ich meine - und das ist die Abänderung, die ich zu der älteren Theorie vorschlage - daß eine andere Form von Materie während des Lebens gegenwärtig sein muß; eine Materie, die in einem Zustand von Dampf oder Gas existiert, die den ganzen Nervenorganismus durchdringt, die als eine umhüllende Atmosphäre [11] jedes Molekül des Nervensystems umgiebt, und das Medium für alle Bewegung ist, die zu und von den Nervencentren mitgeteilt wird . . . . Sobald es einmal klar gemacht worden ist, daß während des Lebens in dem tierischen Körper eine fein verteilte materielle Form existiert, ein Dunst, der einen jeden Teil erfüllt - und sogar an einigen Stellen aufgespeichert ist; eine Materie, welche durch die Lebenschemie beständig erneuert wird; eine Materie, die ebenso leicht ausgeschieden wird wie der Atem, nachdem sie ihren Zweck erfüllt hat - wird eine neue Flut von Licht für das Verständnis hereinbrechen. [12]


[6] Diese Materie ist gerade so wie der in einem Spiegel hervorgerufene Wiederschein der Flamme eines „lichterzeugenden“ Lampendochtes.

[7] Siehe Five Years of Theosophy, p. 258, nach Antwort auf diese Spekulation Herschels.

[8] Ebenda, p. 156.

[9] Paracelsus unter andern, der es Liquor vitae und Archaeus genannt hat.

[10] Richtiger alchimistische „Zusammensetzung“.

[11] „Diese Lebenskraft . . . umstrahlt den Menschen wie eine leuchtende Sphäre“, sagt Paracelsus im Paragranum.

[12] Popular Science Review, Vol. X. pp. 380—3