ABTEILUNG IX.
DIE KOMMENDE
KRAFT.
IHRE MÖGLICHKEITEN UND UNMÖGLICHKEITEN.
Sollen wir sagen, daß Kraft „bewegende Materie“
oder „Materie in Bewegung“ und eine Offenbarung von Energie ist; oder
daß Stoff und Kraft die phänomenalen, differentiierten Aspekte der einen
ursprünglichen undifferentiierten kosmischen Substanz sind?
Diese Frage stellen wir mit Bezug auf jene Strophe, welche von FOHAT und
seinen „sieben Brüdern oder Söhnen“ handelt mit andern Worten von der
Ursache und den Wirkungen der kosmischen Elektricität, da
die Brüder oder Söhne der occulten Ausdrucksweise die sieben ursprünglichen
Kräfte der Elektricität sind, deren rein phänomenale und daher gröbsten
Wirkungen den Physikern auf der kosmischen und in Sonderheit auf der irdischen
Ebene allein erkennbar sind. Diese schließen unter anderem in sich Ton,
Licht Farbe u. s. w. Nun, was sagt uns die Naturwissenschaft von diesen
„Kräften“? Ton, sagt sie, ist eine Empfindung, die durch Stoß der atmosphärischen
Moleküle auf das Trommelfell hervorgerufen wird, welches durch Bewirken
zarter Erbebungen im Gehörapparate ihre Schwingungen dem Gehirne mitteilt.
Licht ist die Empfindung, die durch den Stoß unfaßbar kleiner Schwingungen
des Ethers auf die Netzhaut des Auges verursacht wird.
So sagen wir auch. Aber diese sind bloß die Wirkungen, die in unserer
Atmosphäre und der unmittelbaren Umgebung derselben hervorgebracht werden,
alles, in der That, was in den Bereich unseres irdischen Bewußtseins fällt.
Jupiter Pluvins sandte sein Symbol in Gestalt von Regentropfen, von Wasser,
das, wie man glaubt, aus zwei „Elementen“ zusammengesetzt ist, welche
die Chemie trennt und neu verbindet. Die zusammengesetzten Moleküle hat
sie in ihrer Gewalt, aber die Atome derselben entziehen sich noch ihrem
Griffe. Der Occultismus sieht in allen diesen Kräften und Offenberungen
eine Leiter, deren niedere Sprossen der exoterischen Physik angehören
und deren höhere auf eine lebendige, intelligente, unsichtbare Macht zurückgeführt
werden, welche in der Regel die gleichgültige, aber ausnahmsweise die
bewußte Ursache der sinnengeborenen Erscheinungen ist, welche als dieses
oder jenes Naturgesetz bezeichnet werden.
Wir sagen und behaupten, daß z. B. Ton eine schreckliche occulte Macht
ist; daß er eine staunenerregende Kraft ist, deren geringster Wirkungsmöglichkeit,
wenn sie mit occulter Kenntnis geleitet wird, die von einer Million von
Niagaras erzeugte Elektricität niemals die Wage halten könnte. Ton läßt
sich hervorbringen von solcher Art, daß die Pyramide des Cheops in die
Luft gehoben oder ein sterbender Mensch, ja einer bei seinem letzten Atemzuge,
wiederbelebt und mit neuer Kraft und Stärke erfüllt werden könnte.
Denn der Ton erzeugt oder vielmehr zieht zusammen die Elemente, welche
ein Ozon hervorbringen, dessen Herstellung der Chemie unerreichbar,
aber innerhalb der Grenzen der Alchimie gelegen ist. Er mag sogar einen
Menschen oder ein Tier, dessen astraler „Lebenskörper“ noch nicht durch
das Zerreißen der magnetischen oder odischen Schnur unwiderruflich vom
physischen Körper getrennt ist, wiederauferstehen zu machen. Man
sollte der Verfasserin, als einer, die dreimal vom Tode gerettet wurde
durch diese Kraft, eine gewisse persönliche Kenntnis davon zutrauen.
Und wenn alles dieses zu unwissenschaftlich erscheint, um auch
nur beachtet zu werden, so möge die Wissenschaft erklären, welchen von
den ihr bekannten mechanischen und physikalischen Gesetzen die kürzlich
hervorgebrachten Phänomene des sogenannten Keely Motors zuzuschreiben
seien. Was wirkt als der furchtbare Erzeuger der unsichtbaren, aber erschrecklichen
Kraft, einer Macht, welche nicht nur im stande ist, eine Maschine mit
25 Pferdekräften zu treiben, sondern auch dazu verwendet worden ist, den
Maschinenkörper selbst emporzuheben? Und doch geschieht dies einfach dadurch,
daß ein Fidelbogen über eine Stimmgabel gestrichen wird, wie zu wiederholten
Malen gezeigt worden ist. Denn die etherische Kraft, entdeckt von John
Worrell Keely aus Philadelphia, einem in Amerika und Europa wohlbekannten
Manne, ist keine Hallucination. Trotz seines Mißerfolges in Bezug auf
Nutzbarmachung derselben - eines Mißerfolges, den einige Occultisten von
Anfang an vorhergesagt und behauptet hatten - waren die Phänomene, welche
der Entdecker während der letzten paar Jahre vorgeführt hat, wundervoll,
nahezu wundermäßig, nicht im Sinne des übernatürlichen, [1] sondern des übermenschlichen.
Wäre Keely ein Erfolg gestattet worden, so hätte er ebensogut eine ganze
Armee im Zeitraume von wenigen Sekunden in Atome auflösen können, wie
er einen toten Ochsen mit Leichtigkeit in diesen Zustand auf löste.
[1]
Das Wort „übernatürlich“ schließt in sich ein überhalb und außerhalb
der Natur. Natur und Raum sind eins. Nun existiert der Raum für den Metaphysiker
außerhalb eines jeden Wahrnehmungsaktes, und ist eine rein subjektive
Vorstellung, trotz der Behauptung des Materialismus, der ihn mit Gewalt
mit dem einen oder anderen Empfindungsdatum verknüpfen möchte. Für unsere
Sinne ist er vollständig subjectiv, wenn unabhängig von dem in ihm Enthaltenen.
Wie kann nun irgend eine Erscheinung, oder irgend etwas anderes, außerhalb
dessen treten oder jenseits dessen vollführt werden, das keine Grenzen
hat? Wenn aber die räumliche Ausdehnung rein begrifflich wird, und als
mit gewissen Wirkungen zusammenhängend in der Idee gedacht wird, wie von
Seite der Materialisten und Physiker, dann haben sie wieder schwerlich
ein Recht, zu definieren und aufzustellen, was von Kräften, die auch nur
innerhalb begrenzter Räume erzeugt sind, hervorgebracht werden kann oder
nicht, da sie nicht einmal eine näherungsweise Idee von dem haben, was
jene Kräfte sind.
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