Licht wird zur Wärme, und verdichtet sich zu feurigen Teilchen, die, zuerst glühend, zu kalten, harten, runden und glatten Teilchen werden. Und das nennt man Seele, eingekerkert in ihr Gewand von Stoff. [4] Atome und Seelen waren in der
Sprache der Initiierten gleichbedeutend. Die Lehre von den „wirbelnden
Seelen“, den Gilgulim, an welche so viele gelehrte Juden geglaubt haben,
[5] hatte esoterisch keine andere Bedeutung. Die gelehrten jüdischen
Initiierten verstanden unter dem gelobten Lande niemals bloß Palästina,
sondern sie meinten dasselbe Nirvâna, wie der gelehrte Buddhist
oder Brâhmane – den Schoß des Ewigen EINEN, symbolisiert durch den
Abrahams, und durch Palästina als seinen Vertreter auf Erden. Es mag von Nutzen sein, zu zeigen, was nach den Lehren der alten Initiierten die Monade war, und was ihr Ursprung. Die moderne Wissenschaft erfasste, sobald sie aus ihren Kinderschuhen herauszutreten begann, den großen und für sie bis dahin esoterischen Satz, dass, einerlei ob auf der geistigen, seelischen oder körperlichen Daseinsebene, aus Nichts Nichts werden könne. Es gibt keine Ursache im geoffenbarten Weltalle ohne ihre entsprechenden Wirkungen, sei es im Raume oder in der Zeit; noch kann es eine Wirkung geben ohne ihre vorausgehende Ursache, die selbst wieder ihr Dasein einer noch höheren verdankt – indes die schließliche und unbedingte Ursache dem Menschen für immer eine unbegreifbare ursachenlose Ursache bleiben muß. Aber auch diese ist noch keine Lösung und muß, wenn überhaupt, von den höchsten philosophischen und metaphysischen Standpunkten aus betrachtet werden, wenn anders das Problem nicht besser unaufgeworfen geblieben wäre. Sie ist eine Abstraktion, an deren Rande die menschliche Vernunft – so geübt sie auch in metaphysischen Spitzfindigkeiten sein mag – erzittert und zusammenzufallen droht. Dies kann jedem Europäer, der es unternehmen möchte, das Rätsel des Daseins zu lösen, z. B. durch die Glaubensartikel des wahren Vedantisten bewiesen werden. Er lese und studiere die erhabenen Lehren des Shankarâchârya über den Gegenstand Seele und Geist, und der Leser wird begreifen, was jetzt gesagt ist. [9] Während dem Christen gelehrt wird, dass die menschliche Seele ein Atem Gottes sei, von ihm zum immerwährenden Dasein geschaffen, mit einem Anfange, aber ohne Ende – und daher niemals als ewig zu bezeichnen – sagt die occulte Lehre: Nichts wird geschaffen, es wird bloß umgewandelt. Nichts kann sich in diesem Weltalle offenbaren – von einer Weltkugel abwärts bis zu einem verschwommenen, flüchtigen Gedanken – was nicht schon vorher im Weltalle gewesen ist; alles auf der subjektiven Ebene ist ein ewiges Ist; so wie alles auf der objektiven Ebene ein Immerwerden ist – weil alles vergänglich ist. [4] Valentinus’ Esoterische Abhandlung über die Lehre vom Gilgul. [5] Siehe Mackenzie’s Royal Masonic Cyclopaedia. [6] Siehe Isis Unveiled, II. 152. [7] Siehe Mackenzie, a. a. O., dieses Wort. [8] Isis Unveiled, I. 137 [9] Viveka Châdâmani, übersetzt von Mohini M. Chatterji, als „Das Palladium der Weisheit“. Siehe Theosophist, Juli und August 1886 (Deutsch von Dr. Franz Hartmnn) |