Es sind somit diese Brâhmanas offenbar wesensgleich mit den irdischen Bodhisattvas der himmlischen Dhyâni-Buddhas. Beide werden als ursprüngliche und intelligente „Elemente“ die Schöpfer oder Ausstrahler der Monaden, welche dazu bestimmt sind, in diesem Cyklus menschliche Monaden zu werden; hierauf entwickeln sie sich oder dehnen sich sozusagen aus in ihre eigenen Selbste als Bodhisattvas oder Brâhmanas im Himmel und auf Erden, um schließlich einfache Menschen zu werden. „Die Schöpfer der Welt werden hier auf Erden immer und immer wieder geboren“ – wahrhaftig! In dem nördlichen buddhistischen Systeme, oder der volkstümlichen exoterischen Religion wird gelehrt, dass ein jeder Buddha, indes er auf der Erde das gute Gesetz predigt, sich gleichzeitig in drei Welten offenbart: in der formlosen Welt als ein Dhyâni-Buddha, in der Welt der Formen als ein Bodhisattva, und in der Welt der Begierde, der niedrigsten oder unserer Welt als ein Mensch. Esoterisch lautet die Lehre anders. Die göttliche, rein âdi-buddhische Monade offenbart sich als die universale Buddhi, die Mahâ-Buddhi oder das Mahat der indischen Philosophien, die geistige allwissende und allmächtige Wurzel der göttlichen Intelligenz, die höchste Anima Mundi oder der Logos. Diese steigt herab „wie eine Flamme, die sich ausbreitet aus dem ewigen Feuer, welches ist unbeweglich, ohne Zu- oder Abnahme, immer dasselbe bis ans Ende“ des Daseinskreislaufes, und wird zum universalen Leben auf der Weltenebene. Aus dieser Ebene des bewussten Lebens schießen gleich sieben feurigen Zungen die Söhne des Lichtes hervor, die Logoi des Lebens; sodann die Dhyâni-Buddhas der Betrachtung, die konkreten Formen ihrer formlosen Väter, der Söhne des Lichtes, aber noch immer diese selbst, auf die die brâhmanische mystische Redeweise angewendet werden kann: „Du bis Dieses“ – Brahman.

Aus diesen Dhyâni-Buddhas emanieren ihre Chhâyâs oder Schatten, die Bodhisattvas der himmlischen Gebiete, die Vorbilder der überirdischen Bodhisattvas und der irdischen Buddhas, und schließlich der Menschen. Die sieben Söhne des Lichtes werden auch Sterne genannt.

Der Stern, unter welchem eine menschliche Wesenheit geboren wird, sagt die occulte Lehre, wird für immer sein Stern bleiben während des ganzen Kreislaufes der Wiederverkörperungen in einem Manvantara. Aber dieser ist nicht sein astrologischer Stern. Der letztere hat nur Bezug auf und Zusammenhang mit der Persönlichkeit; der erstere mit der Individualität. Der Engel dieses Sternes, oder der mit ihm verbundene Dhyâni-Buddha wird entweder der lenkende oder bloß der vorstehende Engel, sozusagen, bei jeder neuen Wiedergeburt der Monade sein, die ein Teil ist seiner eigenen Wesenheit, obwohl ihr Vehikel, der Mensch, für immer mit dieser Tatsache unbekannt bleiben mag. Die Adepten haben ein jeder seinen Dhyâni-Buddha, seine ältere „Zwillingsseele“, und sie kennen dieselbe, nennen sie „Vater-Seele“ und „Vater-Feuer“. Jedoch erst bei der letzten und höchsten Initiation, wenn sie Angesicht zu Angesicht mit dem hellen „Bilde“ gestellt werden, lernen sie es erkennen. Wie viel wusste Bulwer Lytton von dieser mystischen Tatsache, als er, in einer seiner höchsten inspiratorischen Stimmungen, Zanoni Angesicht zu Angesicht mit seinem Augoeides beschrieb?

Der Logos, oder sowohl das unmanifestierte, wie das manifestierte Wort, wird von den Indern Îshvara, der Herr genannt, während die Occultisten ihm einen andern Namen geben. Îshvara, sagen die Vedântisten, ist das höchste Bewusstsein in der Natur. „Dieses höchste Bewusstsein“, antworten die Occultisten, „ist bloß eine synthetische Einheit in der Welt des manifestierten Logos – oder auf der Ebene der Täuschung; denn es ist die Gesamtsumme dhyân-chohanischen Bewusstseins“. „O weiser Mensch, entferne die Vorstellung, dass Nichtgeist Geist ist“ – sagt Shankarâchârya. Âtmâ ist Nichtgeist in seinem schließlichen parabrahmischen Zustande; Îshvara oder der Logos ist Geist; oder wie es der Occultismus erklärt, ist eine zusammengesetzte Einheit geoffenbarter lebendiger Geister, die väterliche Quelle und Pflanzschule aller der weltlichen und irdischen Monaden, zuzüglich ihrer göttlichen Reflexion, welche aus dem Logos hervorgehen und in ihn, eine jede auf dem Höhepunkte ihrer Zeit, wieder zurückkehren. Es gibt sieben Hauptgruppen solcher Dhyân Chohans, welche Gruppen sich in einer jeden Religion erkennbar wiederfinden, denn sie sind die ursprünglichen sieben Strahlen. Die Menschheit, so lehrt uns der Occultismus, ist in sieben verschiedene Gruppen geteilt, mit ihren intellektuellen, geistigen und körperlichen Unterteilungen. Daher gibt es sieben Hauptplaneten, die Sphären der innewohnenden sieben Geister, unter je einem derselben eine der menschlichen Gruppe geboren ist, und von ihm geleitet und beeinflusst wird. Es gibt nur sieben Planeten, die speziell mit der Erde in Zusammenhang stehen, und zwölf Häuser, aber die möglichen Kombinationen dieser Aspekte sind zahllos. Da ein jeder Planet zu einem jeden der anderen in zwölf verschiedenen Aspekten stehen kann, müssen ihre Kombinationen nahezu unendlich sein; ebenso unendlich in der Tat, als die geistigen, seelischen, intellektuellen und körperlichen Fähigkeiten in den zahllosen Varietäten des genus homo, indes jede einzelne Varietät unter einem der sieben Planeten geboren ist, und unter einer der genannten zahllosen planetarischen Kombinationen. [12]


[12] Siehe Theosophist, August, 1886.