Wir haben hier zu wiederholen, was bereits in Abteilung VIII gesagt ist, dass es nur eine Wissenschaft gibt, die hinfort die moderne Forschung auf den einen Pfad hinlenken kann, der zur Entdeckung der ganzen bisher occulten Wahrheit führen wird, und es ist dies die jüngste von allen, - die Chemie, so wie sie jetzt reformiert dasteht. Es gibt keine andere, die Astronomie nicht ausgeschlossen, welche die wissenschaftliche Intuition so unfehlbar zu führen imstande wäre, wie die Chemie. Zwei Beweise dafür finden sich in der Welt der Wissenschaft – zwei große Chemiker, ein jeder einer der größten seines eigenen Landes, nämlich Herr Crookes und er verstorbene Professor Butlerof: der eine ist ein ausgemachter Gläubiger an abnormale Erscheinungen; der andere war ein ebenso eifriger Spiritist, als er groß in den Naturwissenschaften war. Es wird klar, dass das wissenschaftlich gebildete Gemüt des Chemikers bei dem Nachsinnen über die letzte Teilbarkeit des Stoffes und bei der bisher erfolglosen Jagd nach dem Element mit dem negativen Atomgewicht sich unwiderstehlich nach jenen ewig verborgenen Welten, nach jenem geheimnisvollen Jenseits hingezogen fühlen muß, dessen unermessliche Tiefen sich gegen die Annäherung der allzu materialistischen Hand abzuschließen scheinen, die gerne ihren Schleier bei Seite ziehen möchte. „Es ist das Unerkannte und das Ewigunerkennbare“, warnt der monistische Agnostiker. „Nicht so“, antwortet der ausdauernde Chemiker. „Wir sind auf der Spur und wir sind nicht entmutigt, und wir möchten gern in den geheimnisvollen Bereich eindringen, den die Unwissenheit als unbekannt bezeichnet.“
In seiner Ansprache als Vorsitzender zu Birmingham sagte Herr Crookes:

Es  gibt nur ein Unbekanntes – das schließliche Substrat des Geistes (Raum). Was nicht das Absolute und das Eine ist, ist vermöge eben dieser Differentiation, wie weit entfernt es auch von den körperlichen Sinnen sein mag, immer zugänglich dem geistigen menschlichen Gemüte, welches ein Blitz des undifferenzierbaren Integrales ist.

Zwei oder drei Sätze, ganz am Schlusse seiner Vorlegung über die Genesis der Elemente, zeigten, dass sich der hervorragende Gelehrte auf dem geraden Wege zu den größten Entdeckungen befindet. Er hat eine Zeit lang „die ursprüngliche Protyle“ beschirmt, und ist zu dem Schlusse gelangt, dass jenem, „der den Schlüssel erlangt, gestattet sein wird, einige der tiefsten Geheimnisse der Schöpfung zu erschließen“. Protyle, wie der große Chemiker erklärt:

... ist ein Wort ähnlich gebildet wie Protoplasma, um die Idee einer ursprünglichen ersten, vor der Entwicklung der chemischen Elemente bestehenden Materie auszudrücken. Das Wort, das ich zu diesem Zwecke zu gebrauchen mir erlaubt habe, ist zusammengesetzt aus [korrekter Abdruck siehe Buch] (früher als) und [korrekter Abdruck siehe Buch] (der Stoff, aus dem die Dinge gemacht sind). Das Wort ist kaum neuer Prägung, denn vor 600 Jahren schrieb Roger Bacon in seiner Ars Chymiae: „Die Elemente sind aus [korrekter Abdruck siehe Buch] gemacht, und jedes Element wird in die Natur eines anderen Elementes übergeführt.“

Das Wissen des Roger Bacon kam zu diesem wunderbaren alten Magier [9] nicht durch Inspiration, sondern weil er alte Werke über Magie und Alchimie studierte, und einen Schlüssel zu der wirklichen Bedeutung ihrer Sprache hatte. Aber sehen wir zu, was Herr Crookes über die Protyle, die nächste Nachbarin der unbewussten Mûlaprakriti der Occultisten, sagt:

Gehen wir von dem Augenblicke aus, als das erste Element ins Dasein trat. Vor dieser Zeit gab es keine Materie, wie wir sie kennen. Es ist ebenso unmöglich, sich Materie ohne Energie vorzustellen, wie Energie ohne Materie; von einem Gesichtspunkte aus sind sie beide vertauschbare Begriffe. Vor der Geburt der Atome konnten alle jene Formen von Energie, welche zu Tage treten, wenn Materie auf Materie einwirkt, noch nicht existiert haben [10] - sie waren in der Protyle bloß als latente Möglichkeiten eingeschlossen. Zusammenfallend mit der Schöpfung der Atome treten alle jene Attribute und Eigenschaften mit Energie vollständig ausgerüstet ins Dasein, welche die Mittel bilden, ein chemisches Element von einem anderen zu unterscheiden. [11]


[9] Somit war das, was die Schreiberin des vorliegenden Werkes vor zehn Jahren in Isis entschleiert sagt, wie es scheint, prophetisch. Dies sind die Worte: „Viele von diesen Mystikern gelangen in Befolgung dessen, was ihnen einige Abhandlungen lehrten, die im geheimen von einer Generation für die andere aufbewahrt wurden, zu Entdeckungen, die auch selbst in unseren modernen Tagen der exakten Wissenschaften nicht verachtet würden. Roger Bacon, der Mönch, wurde als ein Quacksalber verlacht und wird jetzt gewöhnlich unter die ‚vorgeblichen Besitzer’ der magischen Kunst gerechnet; aber seine Entdeckungen wurden nichtsdestoweniger angenommen, und werden jetzt von allen denjenigen benützt, die ihn am meisten bespötteln. Roger Bacon gehörte von Rechtswegen, wenn nicht tatsächlich, jener Brüderschaft an, welche alle jene in sich schließt, welche die occulten Wissenschaften studieren. Im 13. Jahrhundert lebend, war er daher nahezu ein Zeitgenosse des Albertus Magnus und des Thomas Aquinas, und seine Entdeckungen – wie z. B. das Schießpulver und die optischen Gläser, und seine mechanischen Errungenschaften – wurden von jedermann als ebenso viele Wunder betrachtet. Er wurde angeklagt, einen Vertrag mit dem Bösen eingegangen zu sein.“ (Bd. I. pp. 64, 65.)

[10] Genau so: „jene Formen von Energie ... welche zu Tage treten...“ im Laboratorium des Chemikers und Physikers; aber es gibt andere Formen von Energie, die mit anderen Formen von Stoff vermählt sind, welche übersinnlich sind, aber den Adepten bekannt.

[11] Presidential Address, p. 16.