Wir können daher, - wie es in dem in Betrachtung stehenden Artikel geschah, wo auf die Autorität der Adepten hin behauptet wurde, es sei „hinreichend, einen Überblick über das zu geben, was die Solarphysiker nicht wissen“ können – behaupten wir, unsere Stellung in Bezug auf die moderne Nebeltheorie und auf ihre offenbare Unrichtigkeit durch einfaches Aufweisen von Tatsachen umgrenzen, welche der Theorie in ihrer gegenwärtigen Form diametral entgegengesetzt sind. Und um einen Anfang zu machen, was lehrt sie?
Fassen wir alle vorerwähnten Hypothesen zusammen, so wird es klar, daß Laplace’s Theorie – die jetzt obendrein bis zur Unkenntlichkeit entstellt ist – eine unglückliche war. An erster Stelle fordert er eine kosmische Materie, die in einem Zustande feinverteilter Nebelartigkeit besteht, „so fein, daß ihre Gegenwart schwerlich vermutet werden konnte“. Kein Versuch wurde von ihm gemacht, in die Geheimnisse des Seins einzudringen, ausgenommen in Bezug auf die unmittelbare Entwicklung unseres kleinen Sonnensystems.
Folgerichtig kann man, einerlei ob man die Bedeutung seiner Theorie für die unmittelbar zur Lösung vorgelegten kosmologischen Probleme anerkennt oder verwirft, von ihm bloß sagen, daß er das Geheimnis ein wenig weiter zurückverlegt hat. Auf die ewige Frage: „Woher die Materie selbst; woher der evolutionelle Anstoß, der ihre zyklischen Anhäufungen und Auflösungen bestimmte; woher die auserlesene Symmetrie und Ordnung, nach der sich die ursprünglichen Atome reihen und zusammenscharen“ – wurde von Laplace keine Antwort versucht. Das Ganze, was uns vorgestellt wird, ist bloß eine Skizze der wahrscheinlichen allgemeinen Prinzipien, auf denen der tatsächliche Vorgang angenommener Weise beruhen soll. Gut, und worin besteht diese jetzt berühmte Nachricht über den erwähnten Vorgang? Was hat er so wunderbar Neues und Originelles gegeben, daß zum mindesten der Unterbau davon als Grundlage für die moderne Nebeltheorie hätte dienen sollen? Das Folgende enthält, was man aus verschiedenen astronomischen Werken entnimmt.

Laplace dachte, daß infolge der Verdichtung der Atome des ursprünglichen Nebels, nach dem „Gesetze“ der Gravitation, die nunmehr gasförmige oder vielleicht zum Teile flüssige Masse eine Rotationsbewegung erhalten habe. Als die Geschwindigkeit dieser Rotation zunahm, nahm jene die Form einer dünnen Scheibe an; als schließlich die Zentrifugalkraft die Kohäsionskraft überwog, wurden mächtige Ringe von der Kante de wirbelnden glühenden Massen losgelöst, und diese Ringe zogen sich notwendigerweise infolge der Gravitation (wie angenommen wird) in sphäroidale Körper zusammen, welche natürlich noch immer fortfahren würden, die von der äußeren Zone, von der sie abgetrennt wurden, ursprünglich innegehaltene Bahn beizubehalten. [8] Dadurch, daß die Geschwindigkeit des äußeren Randes eines jeden entstehenden Planeten die des inneren übertrifft, wie er sagt, entsteht eine Rotation um seine Achse. Die dichteren Körper würden zuletzt ausgeworfen werden; und schließlich werfen während des Anfangszustande ihrer Bildung die neuabgesonderten Himmelskörper ihrerseits einen oder mehrere Satelliten aus. Die Geschichte de Bruches und er Planetenwerdung der Ringe formulierend sagt Laplace:

Fast immer muß ein jeder Dampfring in zahlreiche Massen zerrissen sein, welche, da sie sich mit nahezu gleichartiger Geschwindigkeit bewegten, fortdauernd in gleichem Abstande sich um die Sonne bewegt haben müssen. Diese Massen müssen eine sphäroidale Form angenommen haben, mit einer ihrer Umlaufsrichtung gleichgerichteten Rotationsbewegung, da die inneren Moleküle (jene, welche der Sonne zunächst waren) eine geringere tatsächliche Geschwindigkeit hatten, als die äußeren. Sie mussten sich zu ebenso vielen Planeten in dunstförmigem Zustande gestalten. Wenn aber einer von ihnen hinlänglich stark war, der Reihe nach durch seine Anziehungskraft alle anderen rund um seinen Mittelpunkt zu vereinigen, so musste sich der Dunstring auf diese Art in eine einzige sphäroidale Dunstmasse verwandelt haben, die um die Sonne mit einer Rotation kreist, die ihrem Umlaufe gleichgerichtet ist. Der letztere Fall ist der gewöhnlichere gewesen, aber das Sonnensystem zeigt uns auch den ersteren Fall in den vier kleinen Planeten, welche sich zwischen Jupiter und Mars bewegen.


[8] Laplace stellte sich vor, daß die äußeren und die inneren Zonen des Ringes mit derselben Winkelgeschwindigkeit rotierten, was bei einem festen Ringe der Fall wäre; aber das Prinzip der gleichen Flächengeschwindigkeiten erfordert, daß die inneren Zonen sich schneller ais die äußeren bewegen. (World-Life, p. 121). Winchell weist auf eine ziemliche Menge von Irrtümern des Laplace hin: aber als Geologe ist er selber nicht unfehlbar in seinen „astronomischen Spekulationen“.