Während sich nur wenige finden werden, die die „großartige
Kühnheit dieser Hypothese“ leugnen, so ist es doch unmöglich, sich den
unübersteigbaren Schwierigkeiten zu verschließen, welche dieselbe begleiten.
Warum finden wir z. B., daß die Satelliten des Neptun und Uranus
eine retrograde Bewegung aufweisen?
Warum ist trotz ihrer größeren Nähe zur Sonne Venus weniger
dicht als die Erde? Warum wieder ist der entferntere Uranus dichter als
der Saturn? Wie kommt es, daß so viele Verschiedenheiten in ihren
Neigungen der Axen und der Bahnebenen bei der angenommenen Nachkommenschaft
der Centralscheibe vorkommen; daß so überraschende Unterschiede
in den Größen der Planeten zu bemerken sind; daß die Satelliten
des Jupiter eine um 0,288 größere Dichte haben als ihr Hauptplanet; daß
die Erscheinungen der meteoritischen und kometarischen Systeme noch immer
unerklärt bleiben? Um die Worte eines Meisters anzuführen:
Sie (die Adepten) finden, daß die Centrifugaltheorie
westlicher Herkunft nicht im Stande ist, das ganze Gebiet zu bedecken;
daß sie unverbessert weder jedes abgeplattete Spheroid begründen,
noch solche offenkundige Schwierigkeiten wegerklären kann, wie die relative
Dichte einiger Planeten sie ergibt. Wie kann in der Tat irgend eine Berechnung
der Centralkraft uns erklären, z. B. warum Merkur, dessen Umdrehungszeit,
wie man uns sagt, nur „ungefähr ein Drittel von der der Erde beträgt,
und dessen Dichte bloß ungefähr ein Viertel größer ist als die der Erde“,
eine mehr als zehnmal größere polare Abplattung haben soll, als die letztere?
Und hinwieder, warum Jupiter, dessen äquatoriale Rotation, wie es heißt,
„siebenundzwanzigmal größer, und dessen Dichte nur ungefähr ein Fünftel
ist von der der Erde“, eine siebenzehnmal größere Polarabplattung haben
soll, als die der Erde ist? Oder warum Saturn, bei dem eine fünfundfünfzigmal
größere äquatoriale Geschwindigkeit von der Centripetalkraft überwunden
werden muß, als beim Merkur, eine Polarabplattung haben soll, die nur
dreimal größer ist als die des Merkur? Zur Krönung der obigen Widersprüche
werden wir aufgefordert, an die Centralkräfte, wie sie von der modernen
Wissenschaft gelehrt werden, zu glauben, selbst wenn man uns sagt, daß
die äquatoriale Materie der Sonne, mit einer viermal so großen Centrifugalgeschwindigkeit,
als eine solche an der Oberfläche des Erdäquators besteht, bei bloß ungefähr
dem vierten Teile der Gravitation der äquatorialen Materie, nicht irgendwelche
Neigung zur Ausbauchung am Sonnenäquator gezeigt hat, und daß sich
nicht die geringste Abplattung an den Polen der Sonnenachse gezeigt hat.
Mit anderen und klareren Worten, die Sonne, deren Centrifugalkraft auf
eine Dichte einzuwirken hat, die bloß ein Viertel von der der Erde beträgt,
hat überhaupt keine polare Zusammendrückung. Wir finden diesen Einwurf
von mehr als einem Astronomen gemacht, aber niemals befriedigend hinwegerklärt,
soweit den „Adepten“ bekannt ist.
Daher sagen sie (die Adepten), daß die großen Männer
der Wissenschaft des Westens, welche ... so gut wie gar nichts, sei es
über die Kometenmaterie, die centrifugalen und centripetalen Kräfte, die
Natur der Nebelflecke, oder die physikalische Beschaffenheit der Sonne,
der Sterne oder auch nur des Mondes wissen, unklug sind, so überzeugt,
wie sie es tun, über die „Centralmasse der Sonne“ zu sprechen, wie sie
Planeten, Kometen, und was nicht sonst in den Raum hinauswirbelt ... Wir
behaupten, daß sie (die Sonne) nur das Lebensprinzip entwickelt,
die Seele von diesen Körpern, indem sie daßelbe gibt und zurückempfängt,
in unserem kleinen Sonnensystem, wie der „Universallebensspender“ ...
in der Unendlichkeit und Ewigkeit; daß das Sonnensystem ebenso der
Mikrokosmos des Einen Makrokosmos ist, wie der Mensch ein Mikrokosmos
ist im Vergleiche zu seinem eigenen solaren Kosmos.
[9] .
Die allen kosmischen und irdischen Elementen innewohnende Fähigkeit,
in sich selbst eine regelmäßige und harmonische Reihe von Resultaten zu
erzeugen, eine Verkettung von Ursachen und Wirkungen, ist ein unwiderleglicher
Beweis dafür, daß sie entweder von einer Intelligenz beseelt
sind, von außen oder von innen, oder daß sie eine solche innerhalb
und hinter dem „geoffenbarten Schleier“ verbergen. Der Occultismus leugnet
nicht die Gewissheit des mechanischen Ursprungs des Weltalls; er behauptet
bloß die unbedingte Notwendigkeit von Mechanikern irgendwelcher Art hinter
oder innerhalb jener Elemente – für uns ein Dogma. Es war nicht die zufällige
Mitwirkung der Atome des Lucrez, wie dieser selbst wohl wusste, welche
den Kosmos und alles, was darinnen ist, aufgebaut hat. Die Natur selbst
widerspricht einer solchen Theorie. Der Himmelsraum, der einen so verdünnten
Stoff wie den Ether enthält, kann nicht – mit oder ohne Anziehungskraft
– zur Erklärung der gemeinsamen Bewegung der siderischen Scharen herangezogen
werden. Obwohl die vollkommene Übereinstimmung ihrer gegenseitigen Umdrehungen
deutlich die Gegenwart einer mechanischen Ursache in der Natur anzeigt,
war Newton, der von allen Menschen die meiste Berechtigung hatte, seinen
Schlussfolgerungen zu vertrauen, nichtsdestoweniger gezwungen, den Gedanken
aufzugeben, jemals den ursprünglichen Anstoß, der den Millionen von Himmelskörpern
gegeben worden, lediglich durch die Gesetze der bekannten Natur
und ihrer materiellen Kräfte zu erklären. Er anerkannte vollständig die
Schranken, welche die Wirkung der natürlichen Kräfte von der der Intelligenzen
trennen, welche die unveränderlichen Gesetze in Ordnung und Tätigkeit
versetzt haben. Und wenn ein Newton einer solchen Hoffnung entsagen musste,
welcher von den modernen materialistischen Pygmäen hat das Recht zu sagen:
„Ich weiß es besser“?
Eine kosmogonische Theorie, die vollständig und verständlich werden will,
muß von einer durch den grenzenlosen Raum verbreiteten ursprünglichen
Substanz intellektueller und göttlicher Natur ausgehen. Diese Substanz
muß die Seele und der Geist, die Synthese und das siebente Prinzip des
geoffenbarten Kosmos sein, und um ihr als geistiger Upâdhi zu dienen,
muß das sechste, ihr Vehikel, vorhanden sein – ursprüngliche physische
Materie sozusagen, obwohl ihre Natur für immer unseren beschränkten normalen
Sinnen entschlüpfen muß. Es ist für einen mit Einbildungskraft versehenen
Astronomen ein Leichtes, eine Theorie von dem Auftauchen des Weltalls
aus dem Chaos durch bloße Anwendung der Prinzipien der Mechanik aufzubauen.
Aber ein solches Weltall wird sich seinem wissenschaftlichen menschlichen
Schöpfer gegenüber immer als ein Frankenstein’sches Ungeheuer erweisen;
es wird ihn in endlose Verwirrungen führen.
[9] Five Years of Theosophy, pp. 249-251, Art. “Leugnen die Adepten die Nebeltheorie?“
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