In unserem Zeitalter, und ehe Laplace auch nur daran dachte, hat Buffon, auf den die Gleichartigkeit der Bewegung bei den Planeten einen tiefen Eindruck gemacht hatte, als erster die Hypothese aufgestellt, daß die Planeten und ihre Satelliten ihren Ursprung in dem Schoße der Sonne hatten. Ohne Verzug und zu eben diesem Zweck erfand er einen besonderen Kometen, von dem er annahm, daß er durch einen mächtigen schiefen Stoß die Menge von Stoff, die zu ihrer Bildung notwendig war, herausgerissen habe. Laplace behandelte den „Kometen“ in seiner Exposition du Système du Monde [14] nach Gebühr. Aber die Idee wurde aufgegriffen und sogar verbessert durch eine Vorstellung von einer regelmäßig wiederkehrenden, aus der Centralmasse der Sonne erfolgenden Evolution von Planeten, die scheinbar ohne Gewicht oder Einfluß auf die Bewegung der sichtbaren Planeten waren – und ebenso offenbar ohne irgend mehr Existenz als das Bild des Moses im Monde.

Aber die moderne Theorie ist auch eine Variation über die von Kant und Laplace ausgearbeiteten Systeme. Die Idee von beiden war, daß am Anbeginne der Dinge die ganze Materie, welche jetzt in die Zusammensetzung der Planetenkörper eintritt, durch den ganzen im Sonnensystem eingeschlossenen Raum und selbst noch darüber hinaus ausgebreitet war. Sie war ein Nebel von außerordentlich geringer Dichte, und seine Verdichtung ließ durch einen bis jetzt noch niemals erklärten Mechanismus die verschiedenen Körper unseres Systemes entstehen. Dies ist die ursprüngliche Nebeltheorie, eine unvollständige, aber getreuliche Wiederholung – ein kurzes Kapitel aus dem großen Bande der universalen esoterischen Kosmogonie – von den Lehrsätzen der Geheimlehre. Und beide Systeme, das des Kant und das des Laplace, unterscheiden sich sehr von der modernen Theorie, die von einander widersprechenden Untertheorien und phantastischen Hypothesen übervoll ist. Die Lehrer sagen:

Das Wesen der Kometenmaterie (und derjenigen, welche die Sterne zusammensetzt) ... ist gänzlich verschieden von sämtlichen chemischen oder physikalischen Eigenschaften, mit denen die größten Chemiker und Physiker der Erde vertraut sind ... Während das Spektroskop die wahrscheinliche Ähnlichkeit (infolge der chemischen Einwirkung des irdischen Lichtes auf die aufgefangenen Strahlen) irdischer und siderischer Substanz zeigt, sind die chemischen Vorgänge, die den verschieden vorgeschrittenen Himmelskörpern des Raumes eigen sind, noch nicht entdeckt, und der Beweis ist noch nicht geliefert, daß sie mit den auf unserem eigenen Planeten beobachteten identisch sind. [15]
Herr Crookes sagt nahezu daßelbe in dem aus seinem Vortrage über Elemente und Metaelemente angeführten Bruchstücke. C. Wolf, Mitglied des Institutes, Astronom der Pariser Sternwarte, bemerkt:

Höchstens kann die Nebelhypothese zu ihren Gunsten mit W. Herschel auf das Vorhandensein planetarischer Nebel in verschiedenen Stufen der Verdichtung, und von Spiralnebeln mit Verdichtungskernen an den Ausläufern und im Centrum hinweisen. [16] Aber tatsächlich ist die Kenntnis des Bandes, welches die Nebel mit den Sternen vereinigt, uns bis jetzt versagt; und da uns die unmittelbare Beobachtung fehlt, so sind wir sogar verhindert, daßelbe auf Grund der Analogie der chemischen Zusammensetzung festzusetzen. [17]

Selbst wenn die Männer der Wissenschaft – die Schwierigkeit, welche aus einer so unleugbaren Verschiedenheit und Ungleichartigkeit der Materie in der Zusammensetzung der Nebel entspringt, bei Seite lassend – mit den Alten zugestehen würden, daß der Ursprung aller sichtbaren und unsichtbaren Himmelskörper in einem ursprünglichen gleichartigen Weltstoff gesucht werden muß, in einer Art von Prä-Protyle [18] , so ist es offenbar, daß dies ihren Schwierigkeiten kein Ende bereiten würde. Wenn sie nicht auch zugestehen, daß unser tatsächliches sichtbares Weltall bloß das Sthâla Sharâra, der grobe Körper, des siebenfältigen Kosmos ist, so werden sie sich einem anderen Problem gegenübergestellt sehen; insbesondere, wenn sie die Behauptung wagen, daß die jetzt sichtbaren Körper das Resultat der Verdichtung des einen und einzigen ursprünglichen Stoffes sind. Denn die bloße Beobachtung zeigt ihnen, daß die Vorgänge, welche das tatsächliche Weltall hervorgebracht haben, viel zu kompliziert sind, als daß sie je in dieser Theorie eingeschlossen sein könnten.
Vor allem anderen gibt es zwei verschiedene Klassen „unauflösbarer“ Nebel, wie die Wissenschaft selber lehrt.
Das Fernrohr ist nicht im Stande, zwischen diesen beiden Klassen zu unterscheiden, aber das Spektroskop kann es, und bemerkt einen wesentlichen Unterschied ihrer physikalischen Beschaffenheit.

Die Frage nach der Auflösbarkeit der Nebel ist oft in allzu bestimmter Weise gestellt worden, und ganz entgegengesetzt den Ansichten, welche der berühmte Experimentator mit den Spektren dieser Gestirne – Herr Huggins – ausgesprochen hat. Jeder Nebel, dessen Spektrum bloß helle Linien enthält, ist gasartig, heißt es, und daher unauflöslich; jeder Nebel mit einem kontinuierlichen Spektrum muß von einem Instrument von genügender Stärke schließlich in Sterne aufgelöst werden. Diese Annahme steht gleichzeitig zu den erhaltenen Resultaten und zur spektroskopischen Theorie im Gegensatz. Der Leyer-Nebel, der „Dumb-bell“-Nebel, die mittlere Region des Orion-Nebels erscheinen auflösbar, und zeigen ein Spektrum von hellen Linien; der Nebel in den Jagdhunden ist nicht auflösbar und gibt ein kontinuierliches Spektrum. Das ist tatsächlich, weil das Spektroskop uns Nachricht über den physikalischen Zustand der die Sterne zusammensetzenden Materie gibt,  uns aber keine Angaben über ihre Aggregationsarten liefert. Ein Nebel, der aus gasförmigen Kugeln besteht (oder selbst aus Kernen, welche schwach leuchtend, von einer mächtigen Atmosphäre umgeben sind), würde ein Linienspektrum geben und doch auflösbar sein; dies scheint der Zustand der Huggins’schen Region im Orion-Nebel zu sein. Ein Nebel, der aus festen oder flüssigen in einem Zustande von Weißglut befindlichen Teilchen besteht, also eine echte Wolke, wird ein kontinuierliches Spektrum geben und dabei unauflösbar sein.


[14] Note VII. Auszugsweise nach Wolf p. 6.

[15] Five Years of Theosophy, pp. 241, 242 und 239.

[16] Aber die Spektren dieser Nebel sind bis jetzt noch niemals festgestellt worden. Wenn sie mit hellen Linien gefunden sind, dann erst kann man sich auf sie berufen.

[17] Hypothèses Cosmogoniques, p. 3.

[18] Herrn Crookes’ Protyle darf nicht für den ersten Stoff gehalten werden, aus welchem die Dhyân Chohans in Übereinstimmung mit den unveränderlichen Gesetzen der Natur unser Sonnensystem gewoben haben. Diese Protyle kann nicht einmal die Urmaterie des Kant sein, welche dieser große Geist in der Bildung der Welten aufgebraucht sah, und die daher nicht mehr in einem verteilten Zustande existiert. Protyle ist eine mittlere Phase in der fortschreitenden Differentiation der kosmischen Substanz von ihrem normalen undifferentiierten Zustande aus. Sie ist also der Aspekt, den die Materie auf der Mitte ihres Überganges in die volle Objektivität annimmt.