So stehen die Occultisten nicht allein mit ihrem Glauben. Schließlich sind sie auch nicht so närrisch, sogar die „Gravitation“ der modernen Wissenschaft zusammen mit anderen physikalischen Gesetzen zu verwerfen und an ihrer Stelle Anziehung und Abstoßung anzunehmen. Sie sehen überdies in diesen zwei einander entgegengesetzten Kräften bloß die zwei Aspekte der Universalen Einheit, genannt das Offenbarende Gemüt; in welchen Aspekten der Occultismus durch seine großen Seher eine unzählige Schar von tätigen Wesen erblickt: kosmische Dhyân Chohans, Wesenheiten, deren Essenz in ihrer dualen Natur die Ursache aller irdischen Erscheinungen ist. Denn diese Essenz ist consubstanziell mit dem universalen elektrischen Ozean, welcher das LEBEN ist, und da sie wie gesagt dual ist, - positiv und negativ – so sind es die Ausstrahlungen dieser Dualität, welche jetzt auf Erden unter dem Namen von „Bewegungsarten“ wirken; nachdem sogar das Wort Kraft jetzt tadelhaft geworden ist, damit nicht jemand dazu verleitet werde, sie auch nur in Gedanken von der Materie zu trennen. Es sind, wie der Occultismus sagt, die dualen Wirkungen dieser dualen Essenz, welche einmal centripetale und centrifugale Kräfte genannt worden sind, einmal negative und positive Pole oder Polarität, Wärme und Kälte, Licht und Dunkelheit usw.
Und es wird ferner behauptet, daß sogar die griechischen und römischen katholischen Christen weiser sind, so wie sie es tun, an Engel, Erzengel, Archonten, Seraphim und Morgensterne, kurz gesagt an alle jene theologischen deliciae humani generis, welche die kosmischen Elemente regieren, zu glauben – selbst wenn sie dieselben alle blindlings mit einem anthropomorphischen Gott in Zusammenhang bringen und auf einen solchen zurückführen – als die Wissenschaft mit ihrem Unglauben an sie alle insgesamt, und mit ihrer Verfechtung ihrer mechanischen Kräfte. Denn diese wirken sehr oft mit mehr als menschlicher Intelligenz und Zweckmäßigkeit. Nichtsdestoweniger wird diese Intelligenz geleugnet und dem blinden Zufall zugeschrieben. Aber ebenso, wie De Maistre recht hatte, das Gesetz der Gravitation ein Bloßes Wort zu nennen, das an Stelle des „unbekannten Dinges“ gesetzt ist, so haben wir recht, dieselbe Bemerkung auf alle anderen Kräfte der Wissenschaft anzuwenden. Und wenn man einwendet, daß der Graf ein eifriger römischer Katholik war, so können wir Le Couturier anführen, einen ebenso eifrigen Materialisten, der daßelbe sagte, ebenso wie Herschel und viele andere taten. [7]

Von den Göttern zu den Menschen, von Welten zu Atomen, von einem Stern zu einem Nachtlicht, von der Sonne bis zur Lebenswärme des geringsten organischen Wesens, ist die Welt der Form und des Daseins eine ungeheure Kette, deren Glieder alle zusammenhängen. Das Gesetz der Analogie ist der erste Schlüssel zum Welträtsel, und diese Glieder müssen koordiniert in ihren gegenseitigen occulten Beziehungen studiert werden.

Wenn daher die Geheimlehre – welche den Satz aufstellt, daß bedingter oder begrenzter Raum (Lage) kein wirkliches Dasein hat außer in dieser Welt der Täuschung, oder mit anderen Worten in unseren Wahrnehmungsfähigkeiten – lehrt, daß eine jede von den höheren sowie von den niederen Welten mit unserer eigenen gegenständlichen Welt vermengt ist; daß Millionen von Dingen und Wesen in Bezug auf Lage rund um uns und in uns sind, so wie wir rund um, mit und in ihnen sind; so ist das keine bloße metaphysische Redefigur, sondern eine nüchterne Naturtatsache, wie sehr sie auch unseren Sinnen unverständlich sein mag.

Aber man muß die Ausdrucksweise des Occultismus verstehen, bevor man seine Behauptungen kritisiert.  Zum Beispiel weigert sich die Lehre – wie es auch in einem Sinne die Wissenschaft tut -, die Worte „oben“ und „unten“, „höher“ und „niedriger“, in Bezug auf unsichtbare Sphären zu gebrauchen, da sie hier ohne Bedeutung sind. Selbst die Ausdrücke „Ost“ und „West“ sind bloß konventionell und nur als Unterstützung unserer menschlichen Wahrnehmungen notwendig. Denn obwohl die Erde ihre zwei festbestimmten Punkte in den Polen Nord und Süd hat, so sind doch Ost und West veränderlich je nach unserer eigenen Stellung auf der Erdoberfläche und infolge der Erddrehung von West nach Ost. Wenn daher „andere Welten“ erwähnt werden – einerlei ob besser oder schlechter, geistiger oder noch materieller, obwohl in beiden Fällen unsichtbar -, so versetzt der Occultist diese Sphären weder außerhalb noch innerhalb der Erde, wie es die Theologen und die Dichter tun; denn ihre Lage ist nirgends in dem den Profanen bekannten und von ihnen verstandenen Raume. Sie sind gewissermaßen mit unserer Welt vermischt – sie durchdringen dieselbe und sind von ihr durchdrungen. Es gibt Millionen und Millionen von uns sichtbaren Welten; es gibt eine noch größere Anzahl außer den für das Fernrohr sichtbaren, und viele von der letzteren Art gehören nicht unserer objektiven Daseinssphäre an. Obwohl so unsichtbar, als ob sie Millionen von Meilen jenseits unseres Sonnensystems wären, sind sie doch bei uns, uns nahe, innerhalb unserer Welt, ebenso objektiv und materiell für ihre betreffenden Bewohner, wie die unsrige für uns. Aber weiter, das Verhältnis dieser Welten zu der unseren ist nicht das eines Satzes eiförmiger Schachteln, die eine in die andere eingeschlossen sind, wie die Spielzeuge, die man chinesische Nester nennt, eine jede untersteht gänzlich ihren eigenen Gesetzen und Bedingungen und hat keine unmittelbare Beziehung zu unserer Sphäre. Die Bewohner dieser Welten können, wie bereits gesagt, so viel wir wissen und fühlen, durch uns und rund um uns vorbeiziehen, wie durch den leeren Raum; sogar ihre Wohnungen und Länder sind mit den unseren vermengt, aber stören nicht unseren Gesichtskreis, weil wir bis jetzt noch nicht von dem geistigen Blicke der Adepten, und selbst dem einiger Seher und Sensitiven, kann immer, sei es in höherem, sei es in niedrigerem Grade die Gegenwart und uns gegenüber enge Nachbarschaft von Wesen wahrgenommen werden, die anderen Lebenssphären angehören. Jene der geistig höheren Welten verkehren nur mit jenen irdischen Sterblichen, welche durch individuelle Anstrengungen zu ihnen zu der höheren Ebene emporsteigen, die sie einnehmen.
Die Söhne der Bhûmi (Erde) betrachten die Söhne der Deva-lokas (Engelspähren) als ihre Götter, und die Söhne der niedrigeren Reiche blicken zu den Menschen von Bhûmi empor als zu ihren Devas (Göttern); die Menschen bleiben dessen in ihrer Blindheit unbewusst. ... Sie (die Menschen) zittern vor ihnen, währenddem sie dieselben (zu magischen Zwecken) benützen. ... Die erste Menschenrasse waren die „aus der Seele geborenen Söhne“ der ersteren. Sie (die Pitris und Devas) sind unsere Vorfahren [8] .


[7] Siehe Musée des Sciences, 1856.

[8] Buch II des Kommentars zu dem Buche des Dzyan.