„Dr. Whewell bestritt die Mehrheit der Welten unter Berufung auf das Zeugnis der Wissenschaft“, schreibt Professor Winchell. [12] Und wenn sogar die Bewohnbarkeit von Physischen Welten, von Planeten und den entfernten Sternen, die in Myriaden über unseren Häuptern scheinen, so bestritten werden, wie wenig Aussicht bleibt da für die Annahme von unsichtbaren Welten innerhalb des augenscheinlich durchsichtigen Raumes unserer eigenen.

Wenn wir uns aber eine Welt vorstellen können, die aus einem Stoffe besteht, der für unsere Sinne noch verfeinerter ist als der Schweif eines Kometen, somit Einwohner auf derselben, die im Verhältnis zu ihrer Kugel ebenso etherisch sind, wie wir im Verhältnis zu unserer felsigen, hartkrustigen Erde, so ist es kein Wunder, wen wir sie nicht wahrnehmen und ihre Gegenwart oder auch nur Existenz nicht fühlen. Worin nur ist diese Idee der Wissenschaft entgegengesetzt? Kann man nicht annehmen, daß es Menschen und Tiere, Pflanzen und Steine gibt, die mit einer der unsrigen ganz verschiedenen Sinnenreihe ausgestattet sind? Können nicht Ihre Organismen unter anderen Daseinsgesetzen geboren werden, sich entwickeln und existieren, als die sind, welche unsere kleine Welt beherrschen? Ist es unbedingt notwendig, daß jedes körperliche Wesen in dieselben „Röcke von Fellen“ gekleidet ist, mit denen Adam und Eva nach der Legende der Genesis versehen wurden? Körperlichkeit, sagt uns mehr als ein Mann der Wissenschaft, „kann unter sehr verschiedenartigen Bedingungen bestehen“. Professor Winchell macht gelegentlich der Erörterung der Mehrheit der Welten die folgenden Bemerkungen:

Es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, daß Substanzen von schwer schmelzbarer Natur mit anderen uns bekannten oder unbekannten Substanzen so gemischt werden können, daß sie fähig sind, viel größere Wechsel von Hitze und Käte zu ertragen, als es bei irdischen Organismen möglich ist. Die Gewebe der irdischen Tiere sind einfach den irdischen Bedingungen angepasst. Aber selbst hier finden wir verschiedene Typen und Arten von Tieren, die den Anforderungen der allerschiedenartigsten Lagen angepasst sind. ... Dass ein Tier ein Vierfüßer oder ein Zweifüßer sein soll, ist etwas, das nicht von den Notwendigkeiten der Organisation oder des Instinktes oder der Intelligenz abhängt. Dass ein Tier gerade fünf Sinne besitzen soll, ist keine Notwendigkeit einer wahrnehmenden Existenz. Es mag Tiere auf der Erde geben, die weder Geruchs- noch Geschmackssinn besitzen. Es mag Wesen auf anderen Welten, und selbst auf dieser geben, die zahlreichere Sinne besitzen als wir. Die Möglichkeit davon ist einleuchtend, wenn wir die hohe Wahrscheinlichkeit überlegen, daß andere Eigenschaften und andere Daseinsarten in den Hilfsquellen des Kosmos und selbst in denen unserer irdischen Materie liegen. Es gibt Tiere, die dort aushalten, wo der vernünftige Mensch zu Grunde gehen würde – im Erdboden, in dem Flusse und in der See ... (und warum nicht menschliche Wesen von verschiedenen Organisationen in einem solchen Falle?) ... Auch ist verkörperte vernünftige Existenz nicht an die Bedingung warmen Blutes geknüpft, oder irgend einer Temperatur, die nicht die Form der Materie verändert, aus der der Organismus zusammengesetzt sein mag. Es mag Intelligenzen geben, die nach irgend einem Schema verkörpert sind, welches die Vorgänge der Injektion, Assimilation und Reproduktion nicht in sich schließt. Solche Körper würden nicht der täglichen Ernährung und Erwärmung bedürfen. Sie könnten in den Tiefen des Ozeans verloren, oder auf einer stürmischen Klippe den Ungewittern eines arktischen Winters preisgegeben, oder auf hundert Jahre in einen Vulkan versenkt sein, und doch Bewusstsein und Denkkraft behalten. Das lässt sich vorstellen. Warum sollten nicht physische Naturen in unzerstörbarem Kiesel oder in Platin eingeschlossen sein können? Diese Substanzen sind nicht weiter von der Natur der Intelligenz entfernt als Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Kalk. Oder, um den Gedanken nicht derart auf die Spitze zu treiben (?), könnte nicht hohe Intelligenz in Gestalten verkörpert sein, die so unempfindlich gegen äußere Bedingungen sind, wie der Beifuß der westlichen Ebenen, oder die Flechten von Labrador, die Rädertierchen, welche Jahre lang in getrockneten Zustand bestehen können, oder die Bakterien, die in kochendem Wasser am Leben bleiben. ... Diese Winke sind einfach deshalb gegeben, um den Leser daran zu erinnern, wie wenig aus dem Muster von körperlicher Existenz, wie es sich auf der Erde findet, auf die notwendigen Bedingungen intelligenter, organisierter Existenz geschlossen werden kann. Die Intelligenz ist ihrer Natur nach ebenso allgemein und ebenso gleichförmig wie die Gesetze des Weltalls. Die Körper sind bloß eine örtliche Anpassung der Intelligenz an besondere Zustände der allgemeinen Materie oder Kraft. [13]

Wissen wir nicht durch die Entdeckungen ebenderselben allesleugnenden Wissenschaft, daß wir von Myriaden unsichtbarer Lebewesen umgeben sind? Wenn diese Mikroben, Bakterien und alle anderen unendlich Kleinen uns infolge ihrer Kleinheit unsichtbar sind, können da nicht am anderen Pole Wesen existieren, die uns in Folge der Eigenschaften ihres Gefüges oder Stoffes – tatsächlich ihrer Dünne unsichtbar sind? Umgekehrt, was die Wirkungen der kometarischen Materie anbelangt, haben wir nicht ein anderes Beispiel von einer halb sichtbaren Form von Leben und Stoff? – Der Sonnenstrahl, der in unser Zimmer dringt, enthüllt bei seinem Durchgange Myriaden von winzigen Wesen, die ihr kleines Leben leben und zu sein aufhören, unabhängig davon und achtlos dafür, ob sie von unserer gröberen Materialität wahrgenommen werden oder nicht. Und so wiederum mit den Mikroben und Bakterien und ähnlichen ungesehenen Wesen in anderen Elementen. Wir gingen an ihnen vorüber während jener langen Jahrhunderte trostloser Unwissenheit, nachdem die Lampe der Erkenntnis aus den heidnischen und hoch philosophischen Systemen aufgehört hatte, ihr helles Licht auf die Zeitalter der Unduldsamkeit und Bigotterie der frühen Christenheit zu werden, und wir würden gerne auch jetzt noch an ihnen vorbeigehen.
Und doch umgaben uns diese Wesen damals ebenso, wie sie es jetzt tun. Sie haben fortgewirkt, gehorsam ihren eigenen Gesetzen, und nur in dem Maße, als sie allmählich von der Wissenschaft entdeckt wurden, haben wir angefangen, von ihnen und von den Wirkungen, die sie hervorbringen, Kenntnis zu nehmen.


[12] Siehe darüber Die Mehrheit der bewohnten Welten, von C. Flammarion, worin ein Verzeichnis zahlreicher Männer der Wissenschaft gegeben wird, die zum Beweise dieser Theorie geschrieben haben.

[13] World-Life, pp. 406 – 498, und fg.