ABTEILUNG XIV. GÖTTER, MONADEN UND ATOME.
Vor einigen Jahren machten wir die Bemerkung: Die esoterische Lehre kann zutreffend ... die „Fadenlehre“ genannt werden, da sie wie Sûtrâtmâ (in der Vedântaphilosophie) [1] durch alle alten philosophischen Religionssysteme hindurchgeht, sie aneinander reiht, und ... sie versöhnt und erklärt. [2] Sie sagen jetzt, sie tut mehr.
Sie versöhnt nicht nur die verschiedenen und sich scheinbar widerstreitenden
Systeme, sondern sie kontrolliert auch die Entdeckungen der modernen exakten
Wissenschaft, indem sie von einigen derselben zeigt, daß sie notwendigerweise
richtig sind, da sie sich in den alten Aufzeichnungen bestätigt finden.
Alles dies wird ohne Zweifel als schrecklich frech und unehrerbietig betrachtet
werden, als eine wahrhafte Majestätsbeleidigung an der Wissenschaft; nichtsdestoweniger
ist es eine Tatsache. Nur bei einem Vorgehen nach solchen Methoden wird man die Entdeckung machen, daß einige Wahrheiten, die jetzt „abgetane Aberglauben“ genannt werden, Tatsachen und die Überreste alter Erkenntnis und Weisheit sind. Einer dieser „erniedrigenden“ Glauben – erniedrigend nach der Ansicht des allesleugnenden Skeptikers – findet sich in der Idee, daß der Kosmos, abgesehen von seinen objektiven planetarischen Bewohnern – seinen Menschheiten auf anderen bewohnten Welten voll ist von unsichtbaren, intelligenten Existenzen. Die sogenannten Erzengel, Engel und Geister des Westens, die Abbilder ihrer Urbilder, Der Dhyân Chohans, der Devas und Pitris des Ostens, sind nicht wirkliche Wesen, sondern Einbindungen. In dieser Beziehung ist die materialistische Wissenschaft unerbittlich. Um ihre Stellung zu unterstützen, stürzt sie ihr eigenes unumstößliches Gesetz der Gleichförmigkeit und Stetigkeit der Naturgesetze um, und alle logische Folge von Analogien in der Evolution des Seins. Die Massen der Profanen werden aufgefordert und veranlasst zu glauben, daß das gesammelte Zeugnis der Geschichte – welches uns selbst die „Atheisten“ der alten Zeit, solche Männer wie Epikur und Demokrit, als Gläubige an Götter zeigt – falsch ist, und daß Philosophen wie Sokrates und Plato, welche solche Existenzen behaupteten, irrende Schwärmer und Narren waren. Wenn wir an unseren Meinungen bloß aus historischen Gründen festhalten, auf die Autorität hin von Legionen der hervorragendsten Weisen, Neuplatoniker und Mystiker aller Zeitalter, von Pythagoras herab bis zu den hervorragenden Gelehrten und Professoren des gegenwärtigen Jahrhunderts, welche, wenn sie „Götter“ verwerfen, an „Geister“ glauben, müssen wir da solche Autoritäten für ebenso schwachköpfig und närrisch halten, wie irgend einen römisch-katholischen Bauern, der an seinen ehemals menschlichen Heiligen oder an den Erzengel Michael glaubt und zu ihnen betet? Ist denn da kein Unterschied zwischen dem Glauben des Bauern und dem der westlichen Erben der Rosenkreuzer und Alchimisten des Mittelalters? Sind es die Van Helmonts, die Khunraths, die Paracelsusse und Agrippas, von Roger herab bis zu St. Germain, die alle blinde Schwärmer, Hysteriker oder Betrüger waren, oder ist es die Handvoll moderner Skeptiker – die „Führer des Denkens“ – die mit der Blindheit der Verneinung geschlagen sind? Das letztere ist der Fall, dünkt uns. Es würde in der Tat ein Wunder sein, eine ganz regelwidrige Tatsache im Gebiete der Wahrscheinlichkeiten und der Logik, wenn diese Handvoll von Verneinern die einzigen Hüter der Wahrheit wären, während die millionenstarken Scharen von Gläubigen an Götter, Engel und Geister – allein in Europa und Amerika – nämlich griechische und lateinische Christen, Theosophen, Spiritualisten, Mystiker usw. nichts Besseres sein sollten, als getäuschte Fanatiker und halluzinierende Medien, und oft nichts Höheres als die Opfer von Täuschern und Betrügern. Wie sehr sie auch in ihren äußeren Darstellungen und Glaubenssätzen auseinandergehen mögen, haben doch die Glauben an unsichtbare Intelligenzen verschiedener Grade alle dieselbe Grundlage. Wahrheit und Irrtum sind in allen gemischt. Die genaue Erstreckung, Tiefe, Breite und Länge der Geheimnisse der Natur sind nur in der östlichen esoterischen Lehre zu finden. So ausgedehnt und so tief sind diese, daß kaum auch nur einige wenige, sehr wenige von den höchsten initiierten – jene, deren bloße Existenz nur einer kleinen Zahl von Adepten bekannt ist, - im Stande sind, die Kenntnis aufzunehmen. Doch sie ist immer da, und einer Tatsache und einem Vorgang um den andern in der Werkstätte der Natur wird gestattet, seinen Weg in die exakte Wissenschaft zu finden, während erlesenen Individuen bei der Lösung ihrer Verborgenheiten geheimnisvolle Hilfe gegeben wird. Solche Ereignisse finden gewöhnlich statt am Ende großer Cyklen im Zusammenhang mit der Entwicklung der Rasse. Wir sind gerade am Schlusse des Cyklus von 5000 Jahren des gegenwärtigen ârischen Kaliyugas, und zwischen jetzt und 1897 wird ein großer Riß in den Schleier der Natur gemacht werden, und die materialistische Wissenschaft wird einen Todesstoß erhalten. |