KOMMENTARE
ZU DEN SIEBEN STROPHEN UND IHREN AUSDRÜCKEN, NACH
IHRER ZAHLENBEZEICHNUNG NACH STROPHEN UND SHLOKAS.
STROPHE I.
1. DIE EWIGE MUTTER,1
GEHÜLLT IN IHRE IMMER UNSICHTBAREN GEWANDE, HATTE WIEDER EINMAL WÄHREND
SIEBEN EWIGKEITEN GESCHLUMMERT.
Die "Mutter", der Raum, ist die ewige, allgegenwärtige
Ursache von allem - die unbegreifliche GOTTHEIT, deren "unsichtbare
Gewande" die mystische Wurzel aller Materie und des Weltalls sind.
Raum ist das eine ewige Ding, dessen Vorstellung uns am leichtesten
gelingt, unbeweglich in seiner Abstraktion und durch die An- oder Abwesenheit
eines in ihm enthaltenen objektiven Universums unbeeinflußt. Er
ist ohne Dimension in jedem Sinne, und selbstexistierend. Geist ist die
erste Differenzierung von "TAT", der ursachenlosen Ursache von
Geist und Materie. Er ist, nach der Lehre des esoterischen Katechismus,
weder "unbegrenzte Leere", noch "bedingte Fülle",
sondern beides. Er war und wird immer sein.
So stehen die "Gewänder" für undifferenzierte kosmische
Materie als Ding an sich. Es ist nicht Stoff, wie wir ihn kennen, sondern
die geistige Wesenheit der Materie, und ist gleich-ewig und sogar eins
mit dem Raume in seiner abstrakten Bedeutung. Wurzel-Natur ist auch die
Quelle der subtilen unsichtbaren Eigenschaften in der sichtbaren Materie.
Sie ist sozusagen die Seele des Einen unendlichen Geistes.
Die Inder nennen sie Mûlaprakriti, und sagen, sie sei die uranfängliche
Substanz, welche die Basis des Upâdhi oder Vehikels eines jeden
Phänomens sei, sei es physisch, psychisch oder geistig. Sie ist die
Quelle, aus welcher Âkâsha ausstrahlt.
Mit den sieben "Ewigkeiten" sind Äonen oder Perioden gemeint.
Das Wort Ewigkeit, wie es in der christlichen Theologie verstanden wird,
ist für ein asiatisches Ohr sinnlos, außer, wenn es auf die
Eine Existenz angewendet wird; noch ist der Ausdruck Unvergänglichkeit,
die Ewigkeit bloß in der Zukunft, irgend etwas Besseres als eine
Mißbenennung .2
Solche Worte existieren in keiner philosophischen Metaphysik und kennen
es auch nicht, und sie waren unbekannt bis zur Ankunft des kirchlichen
Christenthums. Die sieben Ewigkeiten bedeuten die sieben Perioden - oder
eine Periode, die in ihrer Dauer den sieben Perioden eines Manvantara
entspricht, und erstrecken sich über einen Mahâkalpa oder "großes
Zeitalter" (100 Jahre des Brahmâ), in Summe 311040000000000
Jahre. Jedes Jahr des Brahmâ besteht nämlich aus 360 Tagen
und aus einer gleichen Anzahl von Nächten des Brahmâ, (nach
dem Chandrâyana oder Mondjahr gerechnet); und ein Tag des Brahmâ
besteht aus 4320000000 von Jahren der Sterblichen. Diese Ewigkeiten gehören
zu den allergeheimsten Berechnungen, in welchen, um das richtige Resultat
zu erhalten, jede Zahl von der Form 7x sein muß; x variiert nach
der Natur des Cyklus in der subjektiven oder realen Welt; und jede Zahl,
die Bezug auf alle die verschiedenen Cyklen vom größten bis
zum kleinsten - in der objektiven oder unrealen Welt - hat oder solche
repräsentiert, muß notwendigerweise ein Vielfaches von Sieben
sein. Der Schlüssel hierzu kann nicht gegeben werden, denn darin
liegt das Geheimnis der esoterischen Berechnungen, und für Zwecke
gewöhnlicher Rechnungen ist er ohne Sinn. "Die Zahl Sieben,"
sagt die Kabalah, "ist die große Zahl der göttlichen
Geheimnisse;" die Zahl Zehn ist die aller menschlichen Erkenntnis
(die pythagoräische Dekade); 1000 ist die Zahl 10 zur dritten Potenz,
und daher ist die Zahl 7000 ebenfalls symbolisch. In der Geheimlehre ist
die Zahl 4 das Symbol des Männlichen bloß auf der höchsten
Ebene der Abstraktion; auf der Ebene des Stoffes ist 3 das Männliche
und 4 das Weibliche; die Vertikale und Horizontale im vierten Stadium
der Symbolik, als diese Symbole die Hieroglyphen der zeugenden Kräfte
auf der physischen Ebene wurden.
1) Raum. zurück zum Text
2) lm zweiten Buch, Kap. VIII, des Vishnupurâna
heißt es: "Unter Unsterblichkeit ist Existenz bis ans Ende
des Kalpa zu verstehen;" und Wilson, der Übersetzer, bemerkt
in einer Anmerkung: "Dies ist, nach den Veden, alles, was man unter
Unsterblichkeit (oder Ewigkeit) der Götter zu denken hat; sie vergehen
am Ende der allgemeinen Auflösung (oder des Pralaya)." Und die
esoterische Philosophie sagt: "Sie vergehen nicht, sondern werden
wieder absorbiert." zurück zum Text
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