Wir wollen als Beispiel Herrn W. Crookes’ letzte Entdeckung von der von ihm so benannten Protyle nehmen. In den Vorträgen über die Bhagavad Gî, von einem der besten Metaphysiker und Vedântagelehrten in Indien, macht der Vortragende, der sich vorsichtig auf die in jenem großartigen indischen esoterischen Werke enthaltenen „occulten Dinge“ bezieht, eine Bemerkung, die ebenso bedeutsam ist als streng richtig.

Er sagt:

In die Einzelheiten der Entwicklung des Sonnensystems selbst brauche ich nicht einzugehen. Sie können sich einige Vorstellung über den Weg bilden, auf dem die verschiedenen Elemente ins Dasein treten aus diesen drei Prinzipien, in welche Mûlaprakriti (das pythagoräische Dreieck) differentiiert ist, wenn Sie die Vorlesung untersuchen, die von Professor Crookes vor kurzer Zeit über die sogenannten Elemente der modernen Chemie gehalten worden ist. Diese Vorlesung wird Ihnen einige Vorstellung über den Weg geben, auf dem diese sogenannten Elemente aus Vishvânara, [20] dem objektivsten aus diesen drei Prinzipien entspringen, welches an der Stelle der in dieser Vorlegung erwähnten Protyle zu stehen scheint. Ausgenommen ein paar Einzelheiten, scheint diese Vorlesung die Umrisse der Theorie der physikalischen Entwicklung auf der Ebene von Vishvânara zu geben, und ist, soweit mir bekannt ist, die größte Annäherung, die von modernen Forschern an die wirkliche occulte Theorie über diesen Gegenstand gemacht worden ist. [21]

Diese Worte werden bei jedem östlichen Occultisten Wiederhall und Zustimmung finden. Vieles von den Vorträgen des Herrn Crookes ist bereits in Abteilung XI angeführt worden. Ein zweiter Vortrag, ebenso bemerkenswert wie der erste, wurde von ihm über die „Genesis der Elemente“ gehalten, [22] und auch ein dritter. Hier haben wir nahezu eine Bestätigung der Lehren der esoterischen Philosophie in betreff des Vorganges der ursprünglichen Entwicklung. Sie ist in der Tat eine so bedeutende Annäherung seitens eines großen Gelehrten und Fachmannes in der Chemie [23] an die Geheimlehre, als eine solche ohne die Anwendung der Monaden und Atome und auf die Dogmen der reinen transcendentalen Metaphysik, und ihre Verbindung und Beziehung auf „Götter und intelligente, bewusste Monaden“ bewerkstelligt werden konnte. Aber die Chemie ist jetzt auf ihrer aufsteigenden Ebene, dank eines der höchsten ihrer europäischen Vertreter. Es ist ihr unmöglich, auf jenen Tag zurückzugehen, an dem der Materialismus ihre Sub-Elemente als unbedingt einfache und gleichartige Körper betrachtete, die er in seiner Blindheit zum Range von Elementen erhoben hatte.

Die Maske ist von einer allzu geschickten Hand abgerissen worden, als daß eine neue Verkleidung irgendwie zu befürchten wäre. Und nach Jahren der Lüge, der Bastardmoleküle, die mit dem Namen von Elementen prunkten, hinter und jenseits denen nichts sein konnte als Leere, fragt ein großer Professor der Chemie nochmals:

Was sind diese Elemente, woher kommen sie, was ist ihre Bedeutung? ... Diese Elemente verwirren uns in unseren Untersuchungen, durchkreuzen unsere Spekulationen, und verfolgen uns selbst in unseren Träumen. Sie erstrecken sich wie ein unbekanntes Meer vor uns – spottend, täuschend, und seltsame Offenbarungen und Möglichkeiten murmelnd. [24]

Jene, welche die Erben der ursprünglichen Offenbarungen sind, haben diese „Möglichkeiten“ in einem jeden Jahrhundert gelehrt, aber niemals ein freundliches Gehör gefunden. Die dem Keppler, Leibnitz, Gassendi, Swedenborg usw. eingegebenen Wahrheiten waren immer mit ihren eigenen Spekulationen in der einen oder anderen voreingenommenen Richtung verquickt – infolgedessen verzerrt. Aber jetzt ist eine der großen Wahrheiten einem hervorragenden Professor der exakten modernen Wissenschaft aufgedämmert, und dieser verkündet es furchtlos als einen Fundamentalsatz, daß die Wissenschaft sich bis jetzt mit wirklichen einfachen Elementen noch nicht bekannt gemacht hat. Denn Herr Crookes sagt seiner Hörerschaft:

Wenn ich zu sagen wage, daß unsere allgemein übernommenen Elemente nicht einfach und ursprünglich sind, daß sie nicht durch Zufall entstanden, und daß sie nicht auf planlose und mechanische Art erschaffen worden sind, sondern daß sie aus einfacheren Stoffen – oder vielleicht tatsächlich aus einer einzigen Art von Stoff – evolviert wurden, so gebe ich lediglich einer Idee formalen Ausdruck, welche sozusagen einige Zeit lang „in der Luft“ der Wissenschaft gelegen ist. Chemiker, Physiker, Philosophen von größtem Verdienst erklären ausdrücklich ihren Glauben, daß die siebzig (oder ungefähr so viel) Elemente unserer Lehrbücher nicht die Säulen des Herkules sind, über die hinaus zu dringen wir niemals hoffen dürfen ... Philosophen in der Gegenwart sowie in der Vergangenheit – Männer, die sicherlich niemals im Laboratorium gearbeitet haben – sind zu derselben Anschauung von einer anderen Seite gelangt. So verzeichnet Herr Herbert Spencer seine Überzeugung, daß „die chemischen Elemente aus den wahren oder physikalischen Atomen hervorgebracht sind durch Entwicklungsvorgänge unter Bedingungen, die hervorzubringen die Chemie bis jetzt noch nicht im Stande gewesen ist.“ ... Und der Dichter ist dem Philosophen zuvorgekommen. Milton (Verlorenes Paradies, Buch V) lässt den Erzengel Raphael zu Adam, durchdrungen von der Entwicklungsidee, sagen, daß vom Allmächtigen geschaffen wurde

... „Ein erster Stoff, und Alles
Verschiedentlich geformt, verschiedenen Grads
Seiner Substanz.“

Nichtsdestoweniger würde die „Idee in der Luft der Wissenschaft“ krystallisiert  verblieben und nicht in den dicken Dunstkreis des Materialismus und der profanen Sterblichen herabgestiegen sein, vielleicht noch Jahre lang, wenn nicht Herr Crookes sie tapfer und furchtlos auf ihre einfachen Bestandteile zurückgeführt und sie so öffentlich der wissenschaftlichen Beachtung aufgezwungen hätte. Plutarch sagt:

Eine Idee ist ein unkörperliches Wesen, welches an sich selbst kein Dasein hat, aber den gestaltlosen Stoffe Figur und Form gibt, und die Ursache der Offenbarung wird. [25]


[20] „Vishvânara ist nicht bloß die geoffenbarte gegenständliche Welt, sondern die eine körperliche Grundlage (die horizontale Linie des Dreieckes), aus der die ganze gegenständliche Welt ins Dasein tritt.“ Und dies ist die kosmische Duade, die androgyne Substanz. Nur jenseits davon ist die wahre Protyle.

[21] T. Subba Row. Siehe Theosophist,  Febr. 1887.

[22] Von W. Crookes, F. R. S., V. P. C. S., gehalten an der Royal Institution, London, am Freitag, den 18. Februar 1887.

[23] Wie wahr das ist, wird sich vollständig erst an jenem Tage zeigen, an dem Herrn Crookes’ Entdeckung der strahlenden Materie zu einer weiteren Aufklärung über die wahre Quelle des Lichtes geführt und eine Umwälzung aller gegenwärtigen Systeme bewirkt haben wird. Nähere Vertrautheit mit den nördlichen Lichtstrahlen des Nordlichtes mag die Erkenntnis dieser Wahrheit fördern.

[24] Genesis of the Elements, p. 1.

[25] De Placit. Philos.