Und der Vortragende zeigt weiter, daß für Leibnitz Atome und Elemente Kraftcentren sind, oder vielmehr „geistige Wesen, deren eigentliche Natur das Wirken ist,“ denn sie,

Die elementaren Teilchen sind Lebenskräfte, welche nicht mechanisch wirken, sondern aus einem inneren Prinzip. Sie sind unkörperliche geistige Einheiten („substanziell“ zwar, jedoch nicht „immateriell“ in unserem Sinne), unzugänglich jedem Wechsel von außen ... (und) unzerstörbar durch irgendwelche äußere Kraft. Leibnitzens Monaden unterscheiden sich von Atomen in den folgenden Besonderheiten, die uns ins Gedächtnis zu rufen sehr wichtig ist, da wir andernfalls nicht im Stande sein werden, den Unterschied zwischen Elementalen und bloßer Materie einzusehen. Die Atome sind voneinander nicht unterschieden, sie sind der Qualität nach gleichartig; aber eine Monade unterscheidet sich qualitativ von einer jeden anderen Monade; und eine jede ist eine besondere Welt für sich selbst. Nicht so die Atome; sie sind quantitativ und qualitativ unbedingt gleich, und besitzen aus eigenem keine Individualität. [40] Hinwieder können die Atome (vielmehr Moleküle) der materialistischen Naturwissenschaft als ausgedehnt und teilbar betrachtet werden, während die Monaden bloße „metaphysische Punkte“ und unteilbar sind. Schließlich, und dies ist ein punkt, in dem diese Monaden des Leibnitz den Elementalen der mystischen Philosophie sehr ähneln, sind diese Monaden repräsentative Wesen. Jede Monade reflektiert jede andere. Jede Monade ist ein lebendiger Spiegel des Weltalls innerhalb ihrer eigenen Sphäre. Und man beachte dies, denn davon hängt die Kraft ab, welche diese Monaden besitzen, und davon hängt das Werk ab, das sie für uns tun können; in dem Wiederspiegeln der Welt sind die Monaden nicht bloße passive reflektive Agentien, sondern spontan selbsttätig, sie bringen die Bilder spontan hervor, so wie die Seele einen Traum. In einer jeden Monade kann daher der Adept alles lesen, sogar die Zukunft. Eine jede Monade – oder Elemental – ist ein Spiegel, der sprechen kann.

An diesem Punkte bricht Leibnitzens Philosophie nieder, es ist keine Vorkehrung getroffen, noch irgendwelcher Unterschied aufgestellt zwischen der „elementalen“ Monade und der eines hohen Planetengeistes, oder auch nur der menschlichen Monade oder Seele. Er geht sogar so weit, manchmal zu bezweifeln, ob

Gott jemals irgend etwas gemacht hat, außer Monaden oder Substanzen ohne Ausdehnung. [41]

Er macht einen Unterschied zwischen Monaden und Atomen, [42] weil, wie er zu wiederholten Malen feststellt:

die Körper mit allen ihren Eigenschaften bloß phänomenal sind, gleich dem Regenbogen. Corpora omnia cum omnibus qualitatibus suis non sunt aliud quam phenomena bene fundata, ut Iris. [43]

Aber bald darauf findet er eine Vorkehrung hierfür in einer substanziellen Entsprechung, einem gewissen metaphysischen Bande zwischen den Monaden – einem vinculum substantiale. Die esoterische Philosophie, welche einen objektiven Idealismus lehrt – obwohl sie das gegenständliche Weltall und alles in demselben als Mâyâ, zeitliche Täuschung, betrachtet – macht einen praktischen Unterschied zwischen kollektiver Illusion, Mahâmâyâ, vom rein metaphysischen Stanpunkt, und den objektiven Beziehungen in derselben zwischen verschiedenen bewussten Egos, so lange, als diese Täuschung andauert. Der Adept kann daher die Zukunft in einer elementalen Monade lesen, aber er muss zu diesem Zwecke eine große Anzahl derselben zusammenziehen, weil eine jede Monade bloß einen Teil des Reiches darstellt, zu dem sie gehört.

Nicht im Objekte, sondern in der Modifikation der Erkenntnis des Objektes sind die Monaden beschränkt. Sie alle erstrecken sich (verworren) auf das Unendliche, auf das Ganze, aber sie sind beschränkt und unterschieden nach den Graden der Deutlichkeit in ihrer Wahrnehmung. [44]

Und wie Leibnitz erklärt:

Alle Teile des Weltalls sind unterschieden dargestellt in den Monaden, aber einige sind in der einen Monade reflektiert, einige in der anderen.

 Eine Anzahl von Monaden könnte gleichzeitig die Gedanken der zwei Millionen Einwohner von Paris darstellen.


[40] Leibnitz war ein absoluter Idealist mit der Behauptung, daß „materielle Atome der Vernunft widersprechen.“(Système Nouveau, Erdmann, p. 126, col. 2.) Ihm war der Stoff eine einfache Repräsentation der Monade, sei es der menschlichen oder der atomistischen. Die Monaden, so dachte er (und so denken auch wir), sind überall. So ist die menschliche Seele eine Monade, und eine jede Zelle im menschlichen Körper hat ihre Monade, sowie eine jede Zelle in tierischen, pflanzlichen und selbst in den sogenannten anorganischen Körpern. Seine Atome sind die Moleküle der modernen Wissenschaft, und seine Monaden jene einfachen Atome, welche die materialistische Wissenschaft gläubig annimmt, obwohl sie niemals Erfolg haben wird im Verkehre mit denselben – ausgenommen in der Einbildung. Aber Leibnitz ist ziemlich widerspruchsvoll in seinen Ansichten über die Monaden. Er spricht einmal von seinen „metaphysischen Punkten“ und „formalen Atomen“ als von Wirklichkeiten, die einen Raum einnehmen; ein andermal als von reinen geistigen Ideen; dann wieder begabt er sie mit Gegenständlichkeit und Zusammenscharungen und Lagen in ihren Wechselbeziehungen.

[41] Examen des Principes du P. Malebranche.

[42] Die Atome des Leibnitz haben in Wahrheit mit den Atomen der griechischen Materialisten und selbst mit den Molekülen der modernen Wissenschaft nichts als den Namen gemein. Er nennt sie „formale Atome“, und vergleicht sie mit den „substanziellen Formen“ des Aristoteles. (Siehe Système Nouveau, § 3.)

[43] Brief an Pater Desbosses, Correspondence, XVIII.

[44] Monadologie, § 60. Leibnitz, so wie Aristoteles, nennt die „geschaffenen“ oder emanierten Monaden (die aus den Kosmischen Geistern oder Göttern hervorgegangenen Elementale) – Entelechien, [korrekter Abdruck siehe Buch], oder „unkörperliche Automaten“. (Monadologie, § 18.)