Aber was sagen die occulten Wissenschaften
zu diesem und was fügen sie hinzu?
Sie sagen, daß das, was von Leibnitz
zusammenfassend Monaden genannt wird – bei roher Betrachtungsweise und
Außerachtlassung jeglicher Untereinteilung, für den Augenblick – in drei
verschiedene Scharen [45]
getrennt werden kann, welche, von den höchsten Ebenen herab gezählt,
sind: erstens „Götter“ oder bewusste geistige Egos; die intelligenten
Baumeister, welche nach dem im göttlichen Gemüte befindlichen plane arbeiten.
Dann kommen die Elementale, oder „Monaden“, welche in ihrer Zusammenfassung
und unbewusst die großen universalen Spiegel bilden von allem, was mit
ihren betreffenden Bereichen in Zusammenhang steht. Schließlich die „Atome“,
oder materiellen Moleküle, welche ihrerseits durch ihre „perceptiven“
Monaden beseelt sind, ebenso wie jede Zelle im menschlichen Körper so
beseelt ist. Es gibt Schwärme solcher beseelter Atome, welche ihrerseits
die Moleküle beseelen; eine Unendlichkeit von Monaden oder eigentlichen
Elementalen, und zahllose geistige Kräfte – monadenlos, denn sie sind
reine Unkörperlichkeiten,
[46] ausgenommen unter gewissen Gesetzen, wenn sie eine Form annehmen
– die nicht notwendigerweise menschlich ist. Woher kommt die Substanz,
die sie bekleidet – der sichtbare Organismus, den sie rund um ihre Centren
evolvieren? Die formlosen (Arûpa) Ausstrahlungen, welche in der
Harmonie des universalen Willens existieren, und das sind, was wir die
Zusammenfassung oder die Zusammenscharung des Kosmischen Willens auf der
Ebene der subjektiven Weltalls nennen, vereinigen zusammen eine Unendlichkeit
von Monaden – eine jede der Spiegel ihres eigenen Weltalls – und individualisieren
so jeweilig ein unabhängiges Gemüt, allwissend und universal; und mittelst
desselben Vorganges magnetischer Zusammenscharung schaffen sie für sich
selbst objektive, sichtbare Körper aus den interstellaren Atomen. Denn
die associierten oder dissociierten, einfachen oder komplexen Atome und
Monaden sind von dem Augenblicke ihrer ersten Differentiation an bloß
die körperlichen, seelischen oder geistigen „Prinzipien“ der „Götter“,
die selber die Ausstrahlungen der Ursprünglichen Natur sind. So erscheinen
dem Auge des Sehers die höheren planetarischen Mächte unter zwei Aspekten:
dem subjektiven – als Einflüsse, und dem objektiven – als mystische
Formen, welche unter karmischem Gesetze zu einer Gegenwart
werden, da Geist und Stoff Eins sind, wie zu wiederholten Malen festgestellt
worden ist. Geist ist Stoff auf der siebenten Ebene; Stoff ist
Geist auf dem niedrigsten punkte seiner cyklischen Tätigkeit; und beide
sind – Mâyâ.
Die Atome werden im Occultismus Schwingungen
genannt; auch Ton – kollektiv. Dies widerstreitet nicht Herrn Tyndalls
wissenschaftliche Entdeckung. Derselbe verfolgte auf der niederen Sprosse
der Leiter des monadischen Seins die ganze Reihe der atmosphärischen
Schwingungen – und diese bildet den objektiven Teil des Vorganges
in der Natur. Er hat die Geschwindigkeit ihrer Bewegung und Fortpflanzung
untersucht und aufgezeichnet; die Kraft ihres Stoßes; ihr Hervorrufen
von Schwingungen im Trommelfell und ihre Übertragung derselben auf die
Hörsteinchen usw. bis die Schwingung der Gehörnerven beginnt – und eine
neue Erscheinung nunmehr stattfindet; die subjektive Seite des
Vorganges oder die Empfindung des Tones. Nimmt er sie wahr oder
sieht er sie? Nein, denn sein Fach ist die Entdeckung des Verhaltens des
Stoffes. Aber warum sollte sie nicht ein Sensitiver sehen, ein geistiger
Seher, dessen inneres Auge geöffnet ist, einer, der durch den Schleier
der Materie hindurchsehen kann? Die Wellen und Schwingungen der Wissenschaft
werden alle von Atomen hervorgebracht, welche ihre Moleküle von innen
aus zur Tätigkeit antreiben. Atome erfüllen die Unermesslichkeit des
Raumes, und durch ihre beständige Schwingung sind jene BEWEGUNG,
welche die Räder des Lebens in beständigen Gange erhält. Dieses innere
Werk ist es, welches das als Korrelation der Kräfte bezeichnete Naturphänomen
hervorbringt. Nur steht am Ursprunge einer jeden solchen „Kraft“ das bewusste
leitende Noumenon derselben – Engel oder Gott, Geist oder Dämon, herrschende
Mächte, immer jedoch das gleiche.
Nach der Beschreibung der Seher – jener,
welche die Bewegung der interstellaren Schwärme sehen und ihnen in ihrer
Evolution hellsehend folgen können – sind sie blendend hell, wie Stäubchen
jungfräulichen Schnees im strahlenden Sonnenlicht. Ihre Geschwindigkeit
ist schneller als der Gedanke, rascher, als daß irgend ein sterbliches
körperliches Auge folgen könnte, und so gut, als aus der furchtbaren Geschwindigkeit
ihres Laufes geschlossen werden kann, ist ihre Bewegung kreisförmig. Steht
man auf offenem Felde, insbesondere auf einer Bergspitze, und blickt man
in das weite Gewölbe oben und in die Unendlichkeit des Raumes ringsum,
so scheint die ganze Atmosphäre lodernd von ihnen, die Luft mit diesem
glänzenden Gefunkel gesättigt. Zu Zeiten bringt die Stärke ihrer Bewegung
Blitze hervor wie die Strahlen des Nordlichtes. Der Anblick ist so wunderbar,
daß der Seher, wenn er in diese innere Welt blickt, und die funkelnden
Punkte hinter sich schießen fühlt, mit heiliger Scheu erfüllt wird, bei
dem Gedanken an andere, noch größere Geheimnisse, welche hinter und innerhalb
dieses strahlenden Ozeans liegen.
So unvollkommen und unvollständig diese
Erklärung über „Götter, Monaden und Atome“ auch ist, so hofft man doch,
daß einige Gelehrte und Theosophen zum mindesten fühlen werden,
daß in der Tat eine enge Verwandtschaft bestehen mag, zwischen der
materialistischen Wissenschaft und dem Occultismus, welcher die Ergänzung
und fehlende Seele der ersteren ist.
[45] Diese drei „rohen Einteilungen“ entsprechen
Geist, Gemüt (oder Seele), und Körper in der menschlichen Konstitution.
[46] Bruder C. H. A. Bjerregaard warnt in seiner bereits erwähnten
Vorlesung seine Zuhörerschaft, damit sie nicht die Sephiroth allzu sehr
als Individualitäten betrachte, aber auch gleichzeitig vermeide,
in ihnen Abstraktionen zu sehen. „Wir werden niemals zur Wahrheit
gelangen“, sagt er, „noch viel weniger zu der Macht, mit diesen Himmlischen
zu verkehren, bevor wir nicht zur Einfalt und Furchtlosigkeit der ursprünglichen
Zeitalter zurückkehren, da die Menschen sich frei unter die Götter mengten,
und die Götter inmitten der Menschen herabstiegen und sie in Wahrheit
und Heiligkeit leiteten. (P. 296.) „Es gibt verschiedene Bezeichnungen
für ‚Engel’ in der Bibel, welche deutlich zeigen, daß unter diesem
Ausdrucke vielmehr Wesen wie die Elementale der Kabbala und die Monaden
des Leibnitz verstanden werden müssen, als das, was gewöhnlich darunter
verstanden wird. Sie werden genannt: ‚Morgensterne’, ‚flammende Feuer’,
‚die Mächtigen’, und der heilige Paulus sieht sie in seiner kosmogonischen
Vision als ‚Fürstentümer und Mächte’. Solche Namen wie diese schließen
die Idee der Persönlichkeit aus, und wir finden uns gezwungen, an sie
als an unpersönliche Existenzen zu denken ... als an einen Einfluss,
eine geistige Substanz, oder bewusste Kraft.“ (Pp. 321, 322.)
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