Auf der anderen Seite ist es wahr, daß die exoterischen Cyklen einer jeden Nation richtig von Sternenbewegungen abgeleitet worden sind, und daß mit Recht gezeigt wurde, daß sie auf diesen beruhen. Die letzteren sind untrennbar verschmolzen mit den Schicksalen von Völkern und Menschen. Aber im rein physikalischen Sinne kennt Europa keine anderen Cyklen als die astronomischen, und es macht seine Berechnungen dem entsprechend. Auch wird es von keinen anderen hören, als von imaginären Kreisen oder Umläufen in den Sternenhimmeln, welche sie umgürten,

Mit Centern und Excentern überkritzelt,
Cyklen und Epicyklen, Kreis in Kreis.

Aber bei den Heiden – von denen Coleridge mit Recht sagt: „Zeit, cyklische Zeit war ihre Abstraktion der Gottheit“, welche „Gottheit“ koordiniert mit und einzig durch Karma sich offenbarte, und dieses Karma-Nemesis selber war – bedeuten die Cyklen etwas mehr als bloße Aufeinanderfolge von Ereignissen, oder einen periodischen Zeitraum von mehr oder weniger lang ausgedehnter Dauer. Denn sie waren im allgemeinen ausgezeichnet durch Wiederkehrungen von einem verschiedenartigeren und intellektuelleren Charakter, als solche bei der periodischen Rückkehr der Jahreszeiten oder gewisser Konstellationen sich zeigen. Die moderne Weisheit ist zufriedengestellt mit astronomischen Berechnungen und Prophezeiungen, welche auf unfehlbaren mathematischen Gesetzen beruhen. Die alte Weisheit fügte zu der kalten Hülle der Astronomie die belebenden Elemente ihrer Seele und ihres Geistes – die Astrologie. Und da die siderischen Bewegungen tatsächlich noch andere Vorgänge auf Erden regeln und bestimmen, außer Kartoffeln und die periodischen Erkrankungen dieses nützlichen Gewächses – eine Behauptung, welche, da sie der wissenschaftlichen Erklärung nicht zugänglich ist, einfach belächelt, aber nichtsdestoweniger angenommen wird – so müssen diese Vorgänge sich der Vorherbestimmung durch einfache astronomische Berechnungen unterwerfen lassen. Gläubige der Astrologie werden den Sinn unserer Worte verstehen, Skeptiker werden über den Glauben lachen und die Idee verspotten. So verschließen sie ihre Augen straußengleich vor ihrem eigenen Schicksal. [13]
Dies deshalb, weil ihre kurze, sogenannte historische Periode ihnen keinen Spielraum für Vergleiche gewährt. Der Sternenhimmel liegt vor ihnen; und obwohl ihre geistige Sehkraft noch nicht geöffnet ist, und der atmosphärische Staub irdischen Ursprunges ihr Gesicht versiegelt und innerhalb der Schranken physischer Systeme fesselt, verfehlen sie doch nicht die Bewegungen der Meteore und Kometen wahrzunehmen und das Verhalten derselben zu bemerken. Sie zeichnen die periodische Wiederkehr jener Wanderer und „flammenden Boten“ auf und prophezeien in der Folge Erdbeben, Sternschnuppenfälle, die Erscheinung gewisser Sterne, Kometen usw. Sind sie also nach alledem Wahrsager? Nein; sie sind gelehrte Astronomen.

Warum also soll man Occultisten und Astrologen, die ebenso gelehrt sind wie diese Astronomen, nicht glauben, wenn sie die Wiederkehr irgend eines cyklischen Ereignisses nach eben denselben mathematischen Grundsätzen prophezeien? Warum soll die Behauptung, daß sie diese Wiederkehr wissen, lächerlich gemacht werden? Nachdem ihre Vorväter und Vorgänger die Wiederkehr solcher Ereignisse nach Zeit und Tag derselben durch eine Periode aufgezeichnet haben, welche Hunderte von Jahrtausenden umfaßt, muß das Zusammentreten derselben Konstellationen notwendigerweise, wen auch nicht ganz dieselben, so doch zum mindesten ähnliche Wirkungen hervorbringen. Sind die Prophezeiungen zu verlachen, weil die Beobachtungsjahre auf Hunderttausende und die Jahre der Menschheit auf Millionen angegeben werden? Die moderne Wissenschaft wird ihrerseits wegen viel bescheidenerer geologischer und anthropologischer Zahlen von jenen verlacht, welche an der biblischen Chronologie festhalten. So gleicht Karma sogar das menschliche Gelächter aus, auf die gegenseitigen Kosten der Sekten, gelehrten Gesellschaften und Individuen. Doch ist in der Vorhersagung zum mindesten solcher zukünftiger Ereignisse, die alle auf Grund der cyklischen Wiederkehrungen vorausgesagt, kein physisches Phänomen enthalten. Sie ist weder Voraussehung, noch Prophezeiung; nicht mehr als die Ankündigung eines Kometen oder Sternes verschiedene Jahre vor seinem Erscheinen. Einfach Kenntnis und mathematische richtige Berechnungen befähigen die Weisen Männer des Ostens vorauszusagen, z. B. daß England am Vorabende dieser oder jener Katastrophe steht; daß Frankreich sich einem solchen Punkte in seinem Cyklus nähert; und daß Europa im allgemeinen von einer verheerenden Umwälzung bedroht ist, oder vielmehr am Vorabende derselben steht, zu welcher sein eigener Cyklus von Rassenkarma es geführt hat. Unsere Anschauung von der Verlässlichkeit der Mitteilung hängt natürlich von unserer Annahme oder Verwerfung der Behauptung einer ungeheuren Periode historischer Beobachtung ab. Östliche Initiierte behaupten, daß sie Aufzeichnungen über die Entwicklung der Rassen und über Ereignisse von universeller Bedeutung beständig seit dem Beginne der vierten Rasse aufbewahrt haben – während ihre Kenntnis von den diese Epoche vorausgehenden Ereignissen auf Überlieferung beruht. Überdies werden jene, welche an Seherschaft und occulte Kräfte glauben, keine Schwierigkeit darin finden, zum mindesten dem allgemeinen Charakter der gegebenen Auskunft Glauben zu schenken, wenn sie auch nur überliefert ist, sobald die Überlieferung durch Hellsehen und esoterische Erkenntnis nachgeprüft und berichtigt ist. Aber im gegenwärtigen Falle wird kein solcher metaphysischer Glaube als unsere Hauptzuversicht genannt, denn ein Beweis wird gegeben – für etwas, das für jeden Occultisten eine ganz wissenschaftliche Gewissheit ist – die durch den Tierkreis seit unberechenbaren Zeitaltern aufbewahrten Aufzeichnungen.


[13] Nicht alle jedoch, denn es gibt Männer der Wissenschaft, die zur Wahrheit erwachen. Folgendes lesen wir: „Wo immer hin wir unsere Augen wenden, begegnen wir einem Geheimnis ... alles in der Natur ist für uns das Unbekannte ... Doch sind sie zahlreich, jene oberflächlichen Gemüter, für die nichts durch natürliche Kräfte hervorgebracht werden kann, außer schon lang beobachteten Tatsachen, die in Büchern gutgeheißen und mehr oder weniger geschickt mit Hilfe der Theorien gruppiert sind, deren kurzlebige Dauer bereits ihre Unzulänglichkeit gezeigt haben sollte, ... Ich nehme mir nicht heraus, die Möglichkeit unsichtbarer Wesen zu bestreiten, von einer von der unseren verschiedenen Natur und fähig, die Materie in Tätigkeit zu versetzen. Tiefe Philosophen haben dies zu allen Zeiten zugegeben, als eine Folge des großen Gesetzes der Stetigkeit, welches das Weltall regiert. Dieses intellektuelle Leben, welches wir gewissermaßen beim Nichtsein (néant) beginnen und stufenweise den Menschen erreichen sehen, kann dies plötzlich beim Menschen abbrechen, um erst beim unendlichen, beim unumschränkten Lenker der Welt wiederaufzutauchen? Das ist wenig wahrscheinlich.“ Daher „leugne ich das Dasein von Geistern nicht mehr, als ich die Seele leugne, wenn ich auch immerhin versuche, gewisse Tatsachen ohne diese Hypothese zu erklären.“ Die nicht-definierten Kräfte; historisch und experimentelle Untersuchungen, p. 3. (Paris, 1877.) Der Verfasser ist A. de Rochas, ein wohlbekannter Mann er Wissenschaft in Frankreich, und sein Werk ist eines der Zeichen der Zeit