Christliche Symbologen haben zu beweisen versucht, daß diese Zeichen dem Ephraim, dem Sohne von Joseph, dem Auserwählten des Jakob, angehörte, und daß daher der „auserwählte Messiah“, der [korrekter Abdruck siehe Buch] der ersten Christen, in dem Augenblicke geboren werden mußte, als die Sonne in das Zeichen der Pisces, der Fische eintrat. Wenn aber Jesus von Nazareth dieser Messias war, wurde er wirklich geboren in diesem „Augenblicke“, oder wurde seine Geburtsstunde auf diese Art durch die Anpassung der Theologen bestimmt, welche nur ihre vorgefaßten Ideen in Übereinstimmung mit siderischen Tatschen und mit dem Volksglauben zu bringen suchten? Jedermann weiß, daß die wirkliche Zeit und das Jahr der Geburt Jesu gänzlich unbekannt sind. Und gerade die Juden – deren Vorväter das Wort Dag sowohl „Fisch“ als “Messias“ bedeuten ließen, während der gewaltsamen Entwicklung ihrer rabbinischen Sprache – sind die ersten, die diese christliche Behauptung bestreiten. Und was ist von den weiteren Tatsachen zu halten, daß die Brâhmanen ihren „Messias“, den ewigen Avatâra Vishnu, mit einem Fisch und der Sintflut in Verbindung bringen, und daß die Babylonier ebenfalls einen Fisch und einen Messias aus ihrem Dag-On, dem Mann-Fisch und Propheten, machten?
Es gibt gelehrte Bilderstürmer unter den Ägyptologen, welche sagen:

Als die Pharisäer ein „Zeichen vom Himmel“ suchten, sagte Jesus, „es soll kein Zeichen gegeben werden ... denn das Zeichen des Propheten Jonas.“ (Math. XVI. 4.) ... Das Zeichen des Jonas ist das des Oan oder Fisch-Mannes von Nineveh. ... Sicherlich war da kein anderes Zeichen als das der in den Fischen wiedergeborenen Sonne. Die Stimme der geheimen Weisheit sagt, daß jene, welche nach Zeichen ausblicken, kein anderes haben können als das des zurückkehrenden Mann-Fisches Ichthys, Oannes, oder Jonas – welcher nicht Fleisch gemacht werden konnte.

Es möchte den Anschein haben, daß Kepler es als eine positive Tatsache behauptete, daß im Augenblicke der „Fleischwerdung“ alle Planeten im Zeichen der Fische in Konjunktion standen, welches von den jüdischen Kabbalisten die „Konstellation des Messias“ genannt wurde. Kepler behauptete:

In dieser Konstellation ist der Stern der Magier zu finden.

Dieser Satz, aus Dr. Sepp [19] von De Mirville citiert, ermutigte den letzteren zu der Bemerkung:

Alle jüdischen Überlieferungen, indessen sie diesen Stern verkündeten, den viele Völker gesehen haben (!), [20] fügten  weiter hinzu, daß er die siebenzig Planeten, welche den Schicksalen der verschiedenen Völker auf dieser Kugel vorstehen, [21] verschlingen werde. „Kraft jener natürlichen Prophezeiungen“, Sagt Dr. Sepp, „war es in den Sternen des Himmels geschrieben, daß der Messias in dem Lunarjahre der Welt geboren werde, in jenem denkwürdigen Jahre, in welchem der gesamte Chor der Planeten sein Jubelfest feiern würde.“ [22]

Es war in der Tat ein Sturm am Beginne unseres gegenwärtigen Jahrhunderts, als man von den Hindûs Wiedererstattung verlangte, für eine angebliche Beraubung der Juden um Ihre „Götter“, Erzväter und Chronologie. Wilford war es, der Noah in Prithî und in Satyavrata, Enos in Dhruva, und sogar Assur in Îshvara wiedererkannte. Nachdem sie so viele Jahre in Indien gewohnt hatten, hätten einige Orientalisten zum mindesten es wissen sollen, daß nicht allein die Brâhmanen diese Figuren hatten, oder ihr großes Zeitalter in vier kleinere Zeitalter geteilt hatten. Nichtsdestoweniger ergaben sich Schriftsteller in den Asiatic Researches den ausschweifendsten Spekulationen.

S. A. Mackey, der Norwicher „Philosoph, Astronom und Schuhmacher“ argumentiert sehr treffend:

Christliche Theologen halten es für ihre Pflicht, gegen die langen Perioden der indischen Zeitrechnung zu schreiben, und bei ihnen mag es verzeihlich sein: aber wenn ein Mann von Gelehrsamkeit die Namen und die Zahlen der Alten quält, und sie in eine Form preßt und biegt, welche etwas der Absicht der alten Autoren ganz fremdartiges bedeutet; das aber in dieser Verstümmelung mit der Geburt irgend einer Grille stimmt, welche in seinem eigenen Gehirn mit solcher Genauigkeit vorausbesteht, so daß er vorgibt, über die Entdeckung erstaunt zu sein, so kann ich ihn nicht für ganz ebenso entschuldbar halten. [23]

Dies ist mit Absicht auf den Kapitän (später Oberst) Wilford gemünzt, aber die  Worte mögen auf mehr als einen von unseren modernen Orientalisten passen. Oberst Wilford hat als erster seinen unglücklichen Spekulationen über die indische Chronologie und die Purânen damit die Krone aufgesetzt, daß er die 4 320 000 Jahre mit der biblischen Zeitrechnung in Verbindung brachte, indem er einfach die Ziffern auf 4 320 Jahre – das angenommene Mondjahr der Geburt Christi – verkrüppelte, und Dr. Sepp hat den Gedanken einfach von diesem tapferen Offizier entlehnt. Obendrein bestand er darauf, in ihnen jüdisches Eigentum zu sehen, so gut wie christliche Prophezeiung, und klagte so die Ârier an, sich die semitische Offenbarung angeeignet zu haben, während das umgekehrte der Fall war. Die Juden brauchen überdies nicht der unmittelbaren Plünderung der Hindûs angeklagt zu werden, von deren Zahlen Esra wahrscheinlich nichts wußte. Sie hatten sie offenbar und unleugbar von den Chaldäern entlehnt, zusammen mit den chaldäischen Göttern. Sie verwandelten die 432 000 Jahre der chaldäischen göttlichen Dynastien [24] in 4 320 Mondjahre von der Weltschöpfung bis zur christlichen Zeitrechnung; was die babylonischen und ägyptischen Götter anbelangt, so verwandelten sie dieselben ruhig und bescheiden in Patriarchen. Jedes Volk machte sich mehr oder weniger schuldig einer solchen Umgestaltung und Bearbeitung eines Pantheons – das einstmals allen gemeinsam war – von universalen zu nationalen und tribalen Göttern und Heroen. Es war jüdisches Eigentum in seinem neuen pentateuchalen Gewande, und keiner von den Israeliten hat es jemals irgend einem anderen Volke aufgezwungen – am allerwenigsten den europäischen.


[19] Vie de Notre Seigneur Jésus Christ, I. p. 9.

[20] Ob nun viele Völker diesen gleichen Stern gesehen haben oder nicht, wir alle wissen, daß die Gräber der „drei Weisen“ – welche sich der ganz urdeutschen Namen Kaspar und Melchior erfreuen, mit alleiniger Ausnahme von Balthasar, und welche zwei wenig von chaldäischen Klang an sich haben – von den Priestern in dem berühmten Dom zu Köln gezeigt werden, wo die Körper der Magier nicht nur als begraben vermutet, sondern fest geglaubt werden.

[21] Diese Überlieferung von den „siebzig Planeten“, welche den Schicksalen der Völker vorstehen, beruht auf der occulten kosmogonischen Lehre, daß außer unserer eigenen siebenfältigen Kette von Weltplaneten noch viel mehr im Sonnensysteme vorhanden sind.

[22] Des Esprits, IV. P. 67.

[23] The Mythological Astronomy of the Ancients Demonstrated; zweiter Teil, oder der Schlüssel der urania, pp. 23, 24. Ausg. 1823.

[24] Jeder Gelehrte hat natürlich davon Kenntnis, daß die Chaldäer dieselben Ziffern (432) oder 432 000 für ihre göttlichen Dynastien in Anspruch nahmen, wie die Hindûs für ihr Mahâyuga, nämlich 4 320 000. Daher hat es Dr. Sepp aus München unternommen, Kepler und Wilford in ihrem Vorwurfe zu unterstützen, daß die Hindûs sie von den Christen entlehnt haben, und die Chaldäer von den Juden, welche, wie behauptet wird, ihren Messias im lunaren Jahre der Welt 4 320 erwarteten!!! Da diese Zahlen, nach alten Schriftstellern, von Berosus auf die 120 Sarose begründet worden waren – welche Unterteilungen eine jede sechs Nerose zu je 600 Jahren bedeutete, was zusammen eine Summe von 432 000 Jahren ausmachte – so würden sie als entscheidend erscheinen, bemerkt De Mirville (Des Esprits, III. p. 24. So unternahm es der fromme Professor aus München, sie auf die richtige Weise zu erklären. Er behauptet, das Rätsel durch den Nachweis gelöst zu haben, daß, da der Saros nach Plinius aus 222 synodischen Monaten besteht, nämlich aus 18 Jahren 6/10,“ der Berechner natürlich zurückfiel auf die Zahlen, „die Suidas gegeben hat“, welcher behauptete, daß die „120 Sarose 2 222 priesterliche und cyklische Jahre ausmachen – die 1 656 solaren Jahren gleichkamen“. (Vie de Notre Seigneur Jésus Christ, II. P. 417.)
Aber Suidas sagte nichts von der Art; und selbst angenommen, er hätte es gesagt, würde er wenig, wenn irgend etwas, mit einer solchen Behauptung beweisen. Die Nerose und Sarose waren derselbe Dorn im Auge der uninitiierten alten Schriftsteller, wie die apokalyptische 666 des „großen Tieres“ in dem der modernen, und die ersteren Zahlen haben ebenso ihre unglücklichen Newtone gefunden, wie die letzteren