Auf diese theologische Annahme gibt es verschiedene Antworten. Erstens haben das ägyptische Henkelkreuz oder Tau, das Jainakreuz oder Svastika, und das christliche Kreuz alle dieselbe Bedeutung. Zweitens gab kein Volk oder Nation mit Ausnahme der christlichen dem Drachen die Auslegung, die ihm jetzt gegeben wird. Die Schlange war das Sinnbild der WEISHEIT; und der Stier Taurus, das Sinnbild der körperlichen oder irdischen Zeugung. Somit würde der Stier, welcher den Drachen oder die geistige göttliche Weisheit mit dem Tau oder Kreuz – das esoterisch „die Grundlage und das Gerüst eines jeden Baues“ ist – wegstößt, eine gänzlich phallische, physiologische Bedeutung haben, wenn er nicht noch eine andere Bedeutung hätte, die unsern biblischen Gelehrten und Symbologen unbekannt ist. Auf jeden Fall hat er keine besondere Beziehung auf das Verbum des heiligen Johannes, ausgenommen vielleicht in einem allgemeinen Sinne. Der Stier – welcher nebenbei bemerkt kein Lamm, sondern ein Rind ist – war in jeder Kosmogonie heilig, bei den Hindûs wie bei den Zoroastriern, bei den Chaldäern wie bei den Ägyptern. Soviel weiß jeder Schulknabe.

Es mag vielleicht zur Auffrischung des Gedächtnisses unserer Theosophen dienen, wenn wir sie auf das verweisen, was über die Jungfrau und den Drachen, und über die Universalität der periodischen Geburten und Wiedergeburten der Weltheilande – der Sonnengötter – in Isis Entschleiert [28] gesagt wurde, mit Bezug auf gewisse Stellen in der Apokalypse.

Im Jahre 1853 hielt der als Erard Mollien bekannte Gelehrte vor dem Institut von Frankreich eine Vorlesung mit der Absicht, das Altertum des indischen Zodiaks zu beweisen, in dessen Zeichen sich die Wurzel und Philosophie aller der wichtigsten religiösen Festlichkeiten dieses Landes vorfanden. Der Vortragende versuchte zu zeigen, daß der Ursprung dieser religiösen Brauchtümer zum mindesten bis 3000 v. Chr. in die Nacht der Zeit zurückgeht. Der Tierkreis der Inder, so lehrte er, ging dem Tierkreise der Griechen um lange Zeit voran, und unterschied sich von ihm sehr in gewissen Einzelheiten. In ihm sieht man den Drachen auf einem Baume, an dessen Fuße die Jungfrau, Kanyâ-Durgâ, eine der ältesten Göttinnen, sitzt auf einem Löwen, welcher hinter sich den Sonnenwagen schleppt. Er sagte:

Dies ist der Grund, warum diese Jungfrau Durgâ nicht das einfache Gedächtnis an eine astronomische Tatsache ist, sondern in Wahrheit die älteste Gottheit des indischen Olympes. Sie ist augenscheinlich dieselbe, deren Rückkehr in allen sibyllinischen Büchern – der Quelle der Inspiration des Virgil – verkündet wurde: eine Epoche universaler Wiedererneuerung. ... Und warum sollte, nachdem von dem Malayalim sprechenden Volke (von Südindien) die Monate noch immer nach diesem indischen Tierkreis benannt werden, dieses Volk denselben aufgegeben haben, um den der Griechen anzunehmen? Alles beweist im Gegenteile, daß diese Tierkreisfiguren den Griechen von den Chaldäern überliefert wurden, welche ihrerseits sie von den Brâhmanen erhielten. [29]

Aber all dies ist ein sehr schwaches Zeugnis. Erinnern wir uns jedoch an das, was von den Zeitgenossen Volney’s gesagt und angenommen wurde, welcher bemerkt, daß daraus, daß der Widder (Punkt) im fünfzehnten Grade des Widders im Jahre 1447 v. Chr. stand, folgt, daß der erste Grad der Waage mit dem Frühlingstagundnachtgleichenpunkte nicht später als 15 194 Jahre v. Chr. zusammengefallen sein kann; fügen wir dazu – so folgert er – die 1790 Jahre, welche seit der Geburt Christi vergangen sind, so geht hervor, daß 16 984 Jahre seit dem Ursprunge des Zodiaks vergangen sein müssen. [30]
Dr. Schlegel ferner schreibt in seiner Uranographie Chinoise der chinesischen astronomischen Sphäre ein Alter von 18 000 Jahren zu. [31]


[28] II. p. 490.

[29] Siehe Recueil de l’Académie des Inscriptions, 1853, angeführt in Des Esprits, IV. P. 62.

[30] Les Ruines (Die Ruinen, Anmerkung 48).

[31] Siehe pp. 54, 196 ff