ABTEILUNG XVII.

ÜBERSICHT DER LAGE.

Dem Leser ist der ganze Fall von beiden Seiten dargestellt worden, und es bleibt ihm die Entscheidung überlassen, ob die Übersicht darüber zu unsern Gunsten spricht oder nicht. Wenn es ein solches Ding wie eine Leere, ein Vacuum in der Natur geben würde, so sollte man es, nach einem physikalischen Gesetze, in den Gemütern der hilflosen Bewunderer der „Leuchten“ der Wissenschaft hervorgebracht finden, welche ihre Zeit damit zubringen, gegenseitig ihre Lehren zu zerstören. Wenn jemals die Theorie, daß „zwei Lichter Finsternis bewirken“, ihre Anwendung fand, so ist es in diesem Falle, wo die eine Hälfte der „Leuchten“ ihre Kräfte und „Bewegungsarten“ dem Glauben der Gläubigen aufbürdet, und die andere Hälfte das bloße Dasein derselben bestreitet. „Ether, Materie, Energie“ – die heilige persönliche Dreieinigkeit, die drei Prinzipien des wahrhaft unbekannten Gottes der Wissenschaft, von ihnen genannt PHYSIKALISCHE NATUR!
Die Theologie wird zur Verantwortung gezogen und lächerlich gemacht wegen ihres Glaubens an die Vereinigung von drei Personen in einer Gottheit – ein Gott in Bezug auf die Substanz, drei Personen in Bezug auf die Individualität; und wir werden verlacht wegen unseres Glaubens an unbewiesene und unbeweisbare Lehren, an Engel und Teufel, Götter und Geister. Und in der Tat, das, was die Gelehrten in dem großen „Kampfe zwischen Religion und Wissenschaft“ den Sieg über die Theologen davontragen ließ, war gerade der Hinweis, daß weder die Wesensgleichheit dieser Substanz, noch die behauptete dreifache Individualität – nachdem sie in den Tiefen des theologischen Bewußtseins gedacht, erfunden und ausgearbeitet worden war – durch irgend einen wissenschaftlichen induktiven Beweisgang, am allerwenigsten durch das Zeugnis unserer Sinne als existierend nachgewiesen werden konnte. Die Religion muß untergehen, so hieß es, weil sie „Mysterien“ lehrt. „Ein Mysterium ist die Verneinung des gesunden Menschenverstandes“ und die Wissenschaft weist es zurück. Nach Herrn Tyndall ist die Metaphysik „Einbildung“, so wie die Dichtkunst. Der Mann der Wissenschaft „nimmt nichts auf Treu und Glauben hin“; er verwirft alles, „was ihm nicht bewiesen wird“, während der Theologe „alles auf blinden Glauben“ annimmt. Der Theosoph und der Occultist, welche nichts auf Treu und Glauben hinnehmen, nicht einmal die exakte Wissenschaft, der Spiritualist, welcher das Dogma leugnet, aber an Geister und an unsichtbare, aber mächtige Einflüsse glaubt, alle teilen sich in dieselbe Verachtung. Sehr wohl, also; unsere Aufgabe ist nunmehr, zum letzten Male zu untersuchen, ob die exakte Wissenschaft nicht genau auf dieselbe Art vorgeht, wie die Theosophie, der Spiritualismus und die Theologie.
In einem Werke des Herrn S. Laing, das als ein Hauptwerk über die Wissenschaft betrachtet wird, Moderne Wissenschaft und modernes Denken, dessen Verfasser, nach dem lobenden Artikel der Times, „mit vieler Kraft und Eindringlichkeit die ungeheuren Entdeckungen der Wissenschaft darlegt, und ihre zahlreichen Siege über alte Meinungen, so oft dieselben die Unvorsichtigkeit haben, sich mit ihr messen zu wollen“, lesen wir wie folgt:

Aus was ist das stoffliche Weltall zusammengesetzt? Aus Ether, Materie und Energie.

Wir halten an, um zu fragen: Was ist Ether? Und Herr Laing antwortet im Namen der Wissenschaft:

Der Ether ist uns durch kein Kennzeichen, von dem die Sinne Kenntnis nehmen können, wirklich bekannt, sondern er ist eine Art mathematischer Substanz, die anzunehmen wir gezwungen sind, um die Erscheinungen von Licht und Wärme zu erklären. [1]

Und was ist Materie? Wissen Sie mehr darüber, als Sie über das „hypothetische“ Agens, über den Ether wissen?

Ganz strenge genommen ist es richtig, daß chemische Untersuchungen uns ... nichts unmittelbar sagen können über die Zusammensetzung der lebendigen Materie, und ... es ist auch streng genommen richtig, daß wir nichts wissen über die Zusammensetzungen irgend eines (materiellen) Körpers, wie er ist. [2]

Und Energie? Sicherlich können Sie die dritte Person der Dreieinigkeit Ihres materiellen Weltalls definieren? Wir können die Antwort irgend einem Buche über Physik entnehmen.

Energie ist das, was uns nur durch seine Wirkungen bekannt ist.

Bitte, erklären Sie das, denn es ist etwas schwierig!

(In der Mechanik gibt es eine wirkliche und eine potentielle Energie: die wirklich geleistete Arbeit, und die Fähigkeit, sie zu leisten. Was die Natur der molekularen Energie oder der Molekularkräfte anbelangt), so zeigen die verschiedenen Erscheinungen, welche die Körper darbieten, daß ihre Moleküle unter dem Einflusse zweier entgegengesetzter Kräfte stehen, von denen die eine strebt, sie zusammen zu bringen, und die andere, sie zu trennen. ... Die erstere Kraft ... wird molekulare Anziehung genannt, ... die zweite Kraft ist der vis viva oder bewegenden Kraft zuzuschreiben. [3]

Ganz so: eben die Natur dieser bewegenden Kraft, dieser lebendigen Kraft möchten wir kennen. Was ist sie?

„Wir wissen es nicht!“ ist die unveränderliche Antwort. „Es ist ein leerer Schatten meiner Einbildungskraft“, erklärt Herr Huxley in seiner Physical Basis of Life.


[1] Kap. III. „Über die Materie“.

[2] Vorlesung über Protoplasma, von Herrn Huxley.

[3] Ganots Physique, p. 68 in Atkinsons englischer Übersetzung