So ist das ganze Gebäude der modernen Wissenschaft auf einer Art „mathematischer Abstraktion“ aufgebaut, auf einer proteusartigen Substanz, welche sich der sinnlichen Beobachtung entzieht“ (Du Bois-Reymond) und auf Wirkungen, den schattenhaften und trügerischen Irrlichtern von einem Etwas, das der Wissenschaft gänzlich unbekannt und unerreichbar ist. „Selbstbewegende“ Atome! Selbstbewegende Sonnen, Planeten und Sterne! Aber wer denn, oder was sind sie alle, wenn sie sich selbst mit Bewegung begabt haben? Warum sollt ihr Physiker dann lachen und spotten über unseren „Selbstbewegenden Archäus?“ Das Geheimnisvolle wird von der Wissenschaft verworfen und verachtet, und doch, wie Pater Felix richtig gesagt hat:

Sie kann ihm nicht entrinnen. Das Geheimnis ist das Verhängnis der Wissenschaft.

Die Sprache des französischen Predigers ist die unsere, und wir citieren sie in Isis entschleiert. Wer – fragt er – wer von euch, ihr Männer der Wissenschaft:

hat es vermocht, das Geheimnis der Bildung eines Körpers, der Erzeugung eines einzelnen Atoms zu ergründen? Was liegt da, ich will nicht sagen im Mittelpunkte der Sonne, aber im Mittelpunkte eines Atoms? Wer hat den Boden des Abgrundes in einem Sandkorne gelotet? Das Sandkorn, meine Herren, ist viertausend Jahre von der Wissenschaft studiert worden; sie hat es gewendet und wieder gewendet; sie teilt es und unterteilt es; sie quält es mit ihren Experimenten; sie plagt es mit ihren Fragen, um sein letztes Wort über seine verborgene Zusammensetzung zu erhaschen; sie fragt es mit unersättlicher Neugierde: „Soll ich dich ins unendliche teilen?“ Dann, hangend über diesem Abgrund, zaudert die Wissenschaft, sie strauchelt, sie fühlt sich geblendet, sie wird schwindelig, und in Verzweiflung sagt sie: „ICH WEISS NICHT.“

Wenn ihr aber so verhängnisvoll unwissend über die Entstehung und verborgene Natur eines Sandkornes seid, wie sollt ihr einen Einblick in die Erzeugung eines einzigen lebendigen Wesens haben? Woher kommt das Leben in das lebendige Wesen? Wo beginnt es? Was ist das Lebensprinzip? [4]

Leugnen die Männer der Wissenschaft alle diese Beschuldigungen? Durchaus nicht: denn hier ist ein Geständnis Tyndalls, welches zeigt, wie ohnmächtig die Wissenschaft selbst der Welt des Stoffes gegenüber ist.

Die erste Anordnung der Atome, von der alle folgende Tätigkeit abhängt, spottet einer schärferen Kraft als der des Mikroskopes. ... Durch reines Übermaß der Schwierigkeit, und lange, bevor die Beobachtung irgendwelche Stimme in der Sache haben kann, zieht sich der hochgebildetste Intellekt, die verfeinertste und geschulteste Imagination in Verwirrung von der Betrachtung des Problems zurück. Wir sind betäubt vor Erstaunen, von welchem kein Mikroskop uns befreien kann, zweifelnd nicht nur an der Kraft unseres Instrumentes, sondern selbst daran, ob wir selber die intellektuellen Elemente besitzen, welche uns jemals in Stand setzen werden, uns ernstlich mit den schließlichen aufbauenden Kräften der Natur zu beschäftigen.

Wie wenig von dem stofflichen Weltall thatsächlich bekannt ist, ist jetzt seit Jahren auf eben die Zugeständnisse dieser Männer der Wissenschaft selber geargwöhnt worden. Und nun gibt es einige Materialisten, welche sogar den Ether – oder wie immer die Wissenschaft die unendliche Substanz nennt, deren Ding an sich die Buddhisten Svabhâvat nennen – sowie auch die Atome beseitigen möchten, welche beide wegen ihrer alten philosophischen, und ihrer gegenwärtigen christlichen und theologischen Ideenverbindungen zu gefährlich sind. Von den ersten Philosophen an, von denen Aufzeichnungen auf die Nachwelt gekommen sind, bis zu unserem gegenwärtigen Zeitalter – welches, wenn es auch unsichtbare Wesen im Raume bestreitet, doch niemals wahnsinnig genug sein kann, um ein Plenum irgendwelcher Art zu leugnen – ist die Völle des Weltalles immer ein angenommener Glaube gewesen. Und was es enthalten sollte, lernt man von Hermes Trismegistos (in Dr. Anna Kingsford’s trefflicher Wiedergabe), welchem die Worte in den Mund gelegt sind:

Bezüglich der Leere ... geht mein Urteil dahin, daß sie nicht besteht, daß sie niemals bestanden hat, und daß sie niemals bestehen wird, denn alle die verschiedenen Teile des Weltalls sind ausgefüllt, so wie auch die Erde ganz voll ist von Körpern, verschieden an Eigenschaft und Form, die ihre Arten und ihre Größen haben, die einen größer, die anderen kleiner, die einen fest, die anderen zart. Die größeren ... werden leicht wahrgenommen; die kleineren ... sind schwer zu fassen, oder sind gänzlich unsichtbar. Wir wissen von ihrem Dasein nur durch die Empfindung des Gefühles, weshalb viele Personen es bestreiten, daß solche Wesen Körper seien, und sie einfach als Räume betrachten, [5] aber es ist unmöglich, daß es solche Räume geben könnte. Denn, wenn es thatsächlich irgend etwas außerhalb des Weltalles geben sollte, ... dann wäre es ein Raum, eingenommen von intelligiblen Wesen analog seiner (des Weltalles) Gottheit. ... Ich spreche von den Genien, denn ich halte, daß sie bei uns wohnen, und von den Heroen, welche über uns wohnen, zwischen der Erde und den höheren Lüften, worin weder Wolken sind, noch irgend ein Sturm. [6]


[4] Siehe Bd. I. pp. 338, 339, citiert aus Le Mysère et la Science, Père Félix de Notre Dame.

[5] Sehet das Wirken der Cyklen und ihrer periodischen Wiederkehr! Jene, welche leugneten, daß solche „Wesen“ (Kräfte) Körper seien, und sie „Räume“ nannten, waren die Vorbilder unseres modernen „wissenschaftsgeschlagenen“ Publikums, und seiner officiellen Lehrer, die von den Naturkräften als von der unwägbaren Energie der Materie und als von Bewegungsarten sprechen, und doch die Elektricität z. B. für ebenso atomistisch wie die Materie selbst halten – (Helmholtz). Inkonsequenz und Widerspruch herrschen, ebenso sehr in der officiellen, wie in der heterodoxen Wissenschaft.

[6] The Virgin of the World (die Weltjungfrau), des Hermes Mercurius Trisegistus, ins Englische übersetzt von Dr. Anna Kingsford und Edward Maitland. Pp. 83, 84.