STROPHE III. - Fortsetzung. Von der pythagoräischen Monade heißt es auch, daß sie in Einsamkeit und „Dunkelheit" wohne wie der „Keim“. Die Idee des Atems der Dunkelheit, der sich über den „schlummernden Wassern des Lebens“ bewegt, was die ursprüngliche Materie mit dem in ihr verborgenen Geist bedeutet, erinnert an das erste Kapitel der Genesis. Ihr Original ist der brâhmanische Nârâyana (der sich auf den Wassern bewegende), welcher die Personifikation des ewigen Atems des unbewußten Alls (oder Parabrahman der östlichen Occultisten ist. Die Wasser des Lebens, oder des Chaos ‑ das weibliche Prinzip in der Symbolik ‑ sind die Leere (für unsern Gedankenblick), in der der verborgene Geist und Stoff liegen. Dies ist es, was den Demokritos sagen ließ, nach seinem Lehrer Leukippos, daß die Urprinzipien von Allem Atome und eine Leere waren, im Sinne von Raum, aber nicht von unerfülltem Raum, denn „die Natur verabscheut ein Vacuum", nach den Peripatetikern und jedem alten Philosophen. In allen Kosmogonien spielt das „Wasser“ dieselbe wichtige Rolle. Es ist die Grundlage und Quelle des materiellen Daseins. Wissenschaftler, die das Wort für das Ding nahmen, verstanden darunter die bestimmte chemische Verbindung von Sauerstoff und Wasserstoff, und gaben so einem Ausdruck, der von den Occultisten in einem allgemeinen Sinn gebraucht wurde, und der in der Kosmogonie eine metaphysische und mystische Bedeutung hat, eine spezifische Bedeutung. Eis ist nicht Wasser, und Dampf auch nicht, obwohl alle drei genau dieselbe chemische Zusammensetzung haben. STROPHE III. - Fortsetzung. Der „einzelne Strahl“, der in die „mütterliche Tiefe“ fällt, kann als göttlicher Gedanke. oder Intelligenz aufgefaßt werden, der das Chaos befruchtet. Dies geschieht jedoch auf der Ebene der metaphysischen Abstraktion, oder vielmehr auf der Ebene, auf der das, was wir eine metaphysische Abstraktion nennen, eine Wirklichkeit ist. Das „jungfräuliche Ei", in einem Sinn die Abstraktion aller Eier, oder die Kraft des durch Befruchtung Entwickeltwerdens, ist ewig und für immer dasselbe. Und gerade so wie die Befruchtung einen Eies stattfindet, bevor es gelegt wird, so enthält auch der nicht ewige, periodische Keim, welcher später in der Symbolik zum Weltenei wird, wenn er aus dem genannten Symbol auftaucht, in sich selbst „das Versprechen und die Möglichkeit" des ganzen Weltalls. Obwohl die Idee all sich natürlich eine Abstraktion, eine symbolische Ausdrucksweise ist, so ist sie doch ein wahres Symbol, da sie die Idee der Unendlichkeit als eines endlosen Kreises anregt. Sie bringt vor das geistige Auge das Bild des aus und in dem grenzenlosen Raume auftauchenden Kosmos, eines Weltalls, das ebenso uferlos an Größe, wenn nicht auch ebenso endlos in seiner objektiven Manifestation ist. Das Symbol eines Eies drückt auch die im Occultismus gelehrte Thatsache aus, daß die ursprüngliche Form von allem Geoffenbarten, vom Atom bis zum Weltkörper, vom Menschen bis zum Engel, eine sphäriodische ist, indem die Sphäre bei allen Nationen das Bild der Ewigkeit und Unendlichkeit ist ‑ eine Schlange, die ihren Schwanz verschlingt. Um die Bedeutung jedoch zu erfassen, muß die Sphäre als von ihrem Mittelpunkt aus gesehen gedacht werden. Das Gesichts‑ oder Gedankenfeld ist wie eine Kugel, deren Radien von einem selbst in jeder Richtung ausgehen und sich in den Raum erstrecken, so grenzenlose Ausblicke ringsum eröffnend. Er ist der symbolische Kreis des Pascal und der Kabbalisten, „dessen Mittelpunkt überall und dessen Umfang nirgends ist“ ‑ eine Auffassung. die tief in die zusammengesetzte Idee dieses Sinnbildes eindringt. Das „Weltenei" ist vielleicht eins der am allgemeinsten angenommenen Symbole, hochbedeutsam wie es ist sowohl in geistigem, wie physiologischen, und kosmologischem Sinn. Daher findet es sich in jeder Welttheogonie, wo es vielfach zum Schlangensymbol in Beziehung gebracht ist, welch letzteres überall, in der Philosophie wie in der religiösen Symbolik, ein Sinnbild der Ewigkeit, Unendlichkeit, Wiedererzeugung und Wiederverjüngung, sowie der Weisheit ist. Das Geheimnisvolle der scheinbaren Selbsterzeugung und Evolution aus eigener schöpferischer Kraft, das im Ei im kleinen den Prozeß der kosmischen Evolution wiederholt ‑ beide verursacht durch Hitze und Feuchtigkeit unter dem Ausströmen eines unsichtbaren schöpferischen Geistes ‑ rechtfertigte vollkommen die Wahl dieses anschaulichen Symboles. Das „jungfräuliche Ei“ ist das mikrokosmische Symbol des makrokosmischen Vorbildes, der „jungfräulichen Mutter“ ‑ des Chaos oder der ursprünglichen Tiefe. Der männliche Schöpfer (einerlei unter welchem Namen) entspringt aus dem jungfräulichen Weibe, der durch den Strahl befruchteten unbefleckten Wurzel. Wer, der in Astronomie und Naturwissenschaften bewandert ist. sieht nicht dessen Bedeutsamkeit ein? Der Kosmos, als die empfangende Natur, ist ein befruchtetes, aber unbefleckt gelassenes Ei; denn, einmal als schrankenlos betrachtet, konnte er keine andere Darstellung erfahren als als Sphäroid. Das goldene Ei war umgeben von sieben natürlichen Elementen, „vier fertigen [Ether, Feuer, Luft, Wasser] und drei geheimen". Diese Behauptung findet sich im Vishnu Purâna, wo „Elemente" als „Hüllen" übersetzt sind, und ein geheimes beigefügt ist ‑ Ahamkâra. 4 Der Originaltext hat Ahamkâra nicht; er erwähnt sieben Elemente ohne die drei letzteren einzeln zu benennen. 1) Gleichzeitig. zurück zum Text 2) Sich bewegt zurück zum Text 3) Periodischen. zurück zum Text |