STROPHE III  - Fortsetzung.

5. DIE WURZEL BLEIBT, DAS LICHT BLEIBT, DIE FLOCKEN BLEIBEN, UND DOCH IST OEAOHOO EINS.

„Oeaohoo“ wird in den Kommentaren als „Vater-Mutter der Götter“ oder die „Sechs in Einem“ oder als die siebenfache Wurzel, aus der alles hervorgeht, bezeichnet. Alles hängt davon ab, welchen Accent man diesen sieben Vokalen giebt, die als eine, drei oder selbst als sieben Silben ausgesprochen werden können, wenn man ein e hinter das letzte o anfügt. Dieser mystische Name ist veröffentlicht, da er ohne vollständige Beherrschung seiner dreifachen Aussprache für immer wirkungslos bleibt.

„Ist Eins“ bezieht sich auf die Nichtgetrenntheit von all dem, das lebt und sein Dasein hat, sei es in einem aktiven oder passiven Zustand. In einem Sinne ist Oeaohoo die wurzellose Wurzel von Allem, daher eins mit Parabrahman; in einem andren Sinne ist es ein Name für das geoffenbarte Eine Leben, die ewige lebendige Einheit. Die „Wurzel“ bedeutet, wie bereits erklärt, reine Erkenntnis (Sattva)7, ewige (nitya) unbedingte Realität, oder Sat (Satya), ob wir es Parabrahman oder Mûlaprakriti nennen, denn diese sind bloß die zwei Symbole des Einen. Das „Licht“ ist derselbe allgegenwärtige geistige Strahl, welcher das göttliche Ei durchdrungen und nunmehr befruchtet hat, und die kosmische Materie zum Beginnen ihrer langen Reihe von Differentiationen aufruft. Die „Flocken“ sind die erste Differentiation, und beziehen sich wahrscheinlich auch auf jene kosmische Materie, welche für den Ursprung der Milchstraße gilt – der Materie, die wir kennen. Diese „Materie“, welche, nach der von den ursprünglichen Dhyâni-Buddhas erhaltenen Offenbarung, während des periodischen Schlafes des Weltalls von der äußersten Feinheit, die dem Auge des vollkommenen Bodhisattva noch wahrnehmbar ist, ist, - diese Materie, strahlend und kühl, wird beim ersten Wiedererwachen der kosmischen Bewegung durch den Raum zerstreut; sie erscheint, von der Erde aus gesehen, in Haufen und Klumpen, wie Flocken in dünner Milch. Diese sind die Samen der zukünftigen Welten, der „Sternstoff“.

STROPHE III – Fortsetzung.

   6. DIE WURZEL DES LEBENS WAR IN JEDEM TROPFEN DES OZEANS DER UNSTERBLICHKEIT8 ENTHALTEN, UND DER OZEAN WAR STRAHLENDES LCIHT, WELCHES FEUER, WÄRME UND BEWEGUNG WAR. DAS DUNKEL VERSCHWAND UND WAR NICHT MEHR; ES VERSCHWAND IN SEINEM EIGENEN WESEN, DEM KORPER VON FEUER UND WASSER, VON VATER UND MUTTER.

   Da die Wesenheit der Dunkelheit absolutes Licht ist, so wird Dunkelheit als die geeignete sinnbildliche Darstellung des Zustandes des Weltalls während Pralaya, dem Ausdrucke für absolute Ruhe, oder Nichtsein, wie es unsern endlichen Gemütern vorkommt, genommen. „Feuer, Wärme und Bewegung“, von denen hier gesprochen wird, sind natürlich nicht Feuer, Wärme und Bewegung der Physik, sondern die zu Grunde liegenden Abstraktionen, die Noumena, oder die Seele, der Wesenheit dieser materiellen Manifestationen – die „Dinge an sich“, welche, wie die moderne Wissenschaft eingesteht, gänzlich der Instrumente des Laboratoriums spotten, und welche selbst der Verstand nicht fassen kann, obwohl er anderseits ebensowenig der Schlußfolgerung ausweichen kann, daß diese zu Grunde liegenden Wesenheiten der Dinge existieren müssen. „Feuer und Wasser, oder Vater und Mutter“ kann hier in der Bedeutung von göttlichem Strahl und Chaos genommen werden. „Chaos, aus dieser Vereinigung mit dem Geiste den Sinn erhaltend, leuchtete in Wonne, und so wurde der Protogonos (das erstgeborene Licht) hervorgebracht“, sagt ein Fragment des Hermas. Damascius nennt es Dis, den „Ordner aller Dinge“.9


7 „Das Urbild des Verstandes ist Sattva, das Shankara als Antaskarana wiedergiebt. „Geläutert“, sagt er, „durch Opfer und andre heiligende Handlungen.“ In der Katha, p. 148, giebt Shankara Sattva die Bedeutung von Buddhi – ein gewöhnlicher Gebrauch des Wortes.“ (Bhagavadgîtâ, etc., übersetzt von Kâshinâth Trimbak Telang, M.A.; herausgegeben von Max Müller, p. 193.) Was immer für Bedeutungen verschiedene Schulen dem Worte geben mögen, Sattva ist der Name, der von den Geheimschülern der Âryâsanga-Schule der dualen Monade, oder Âtma-Buddhi, gegeben wird, und Âtma-Buddhi auf dieser Ebene entspricht Parabrahman und Mûlaprakriti auf der höheren Ebene.

8 Amrita.

9 Cory’s Ancient Fragments, p. 314.