Der Svastika, das heiligste und mystischste Symbol von Indien, das „Jaina Kreuz“, wie es jetzt von den Maurern genannt wird, ist trotz unmittelbaren Zusammenhangs und selbst Identität mit dem christlichen Kreuz, auf dieselbe Weise entehrt worden.

Es ist das „Zeichen des Teufels“, sagen uns die indischen Missionare.
Scheint es nicht auf dem Haupte der großen Schlange des Vishnu, auf dem tausendköpfigen Shesha-Ananta, in den Tiefen von Pâtâla, dem indischen Naraka oder Hölle? Das thut es: aber was ist Ananta?
Als Shesha ist er der nahezu endlose manvantarische Cyklus der Zeit und wird unendliche Zeit selbst, wenn genannt Ananta, die große siebenköpfige Schlange, auf welcher Vishnu, die ewige Gottheit, während der pralayischen Unthätigkeit ruht.
Was hat Satan zu thun mit diesem hochmetaphysischen Symbol?
Der Svastika ist das am meisten philosophisch wissenschaftliche von allen Symbolen, sowie auch das verständlichste. Es ist die Zusammenfassung in ein paar Linien von dem ganzen Werke der „Schöpfung“ oder Entwicklung, wie man vielmehr sagen sollte, von der Kosmotheogonie abwärts zur Anthropogonie, von dem unteilbaren unsichtbaren Parabrahman bis zum bescheidenen Moner der materialistischen Wissenschaft, dessen Genesis dieser Wissenschaft ebenso unbekannt ist, als die der Allgottheit selbst. Der Svastika findet sich an der Spitze der religiösen Symbole einer jeden alten Nation. Er ist der „Hammer des Arbeiters“ in dem chaldäischen Buch der Zahlen, der „Hammer“ wie oben erwähnt, in dem Buche des verborgenen Geheimnisses, „welcher Funken schlägt aus dem Feuersteine“ (dem Raume), welche Funken zu Welten werden. Er ist Thors Hammer, die magische Waffe, von den Zwergen geschmiedet gegen die Riesen oder die praekosmischen titanischen Kräfte der Natur, welche sich empören, und solange sie in der Region der Materie lebendig sind, nicht von den Göttern – den Agenten der universalen Harmonie – unterworfen werden, sondern zuerst vernichtet werden müssen. Das ist der Grund, warum die Welt aus den Überresten des ermordeten Ymir gebildet wurde. Der Svastika ist die Miölnir, der „Sturmhammer“; und daher wird gesagt, daß, wenn die Asen, die heiligen Götter, nachdem sie gereinigt sind durch  das Feuer – das Feuer der Leidenschaften und Leiden in ihren Lebensinkarnationen – geeignet werden, auf Ida in ewigem Frieden zu wohnen, der Miölnir sodann nutzlos werden wird. Dies wird sein, wenn die Bande der Hel – der göttlichen Königin des Totenreiches – sie nicht länger binden werden, weil das Reich des Bösen dahingegangen sein wird.

Surtur´s Flammen hatten sie nicht zerstört, auch nicht die tobenden Wasser (der verschiedenen Sintfluten).  . . . . Da waren . . . die Söhne des Thors. Sie brachten den Miölnir mit sich, nicht als eine Kriegswaffe, sondern als den Hammer, um damit die neuen Himmel und die neue Erde einzuweihen. [38]

Wahrhaftig, zahlreich sind seine Bedeutungen! In dem makrokosmischen Werke bezieht sich der „Schöpfungshammer“ mit seinen vier rechtwinklig gebogenen Armen auf die beständige Bewegung und Umwälzung des unsichtbaren Kosmos der Kräfte. In dem des geoffenbarten Kosmos und unserer Erde deutet er auf die Rotation der Achsen der Welt und ihrer äquatorialen Gürtel in den Cyklen der Zeit; die zwei Linien, welche den Svastika [Symbolabbildung, siehe Buch] bilden, bedeuten Geist und Materie, die vier Hacken weisen auf die Bewegung in den umlaufenden Cyklen hin. Angewendet auf den Mikrokosmos, den Menschen, zeigt er ihn als ein Bindeglied zwischen Himmel und Erde: die rechte Hand ist erhoben am Ende eines horizontalen Armes, die linke zeigt zur Erde. Auf der Smaragdenen Tafel des Hermes ist die erhobene rechte Hand beschrieben mit dem Worte „Solve“, die linke mit dem Worte „Coagula“. Er ist zu ein und derselben Zeit ein alchimistisches, kosmogonisches, anthropologisches und magisches Zeichen, mit sieben Schlüsseln zu seiner inneren Bedeutung. Es ist nicht viel gesagt, daß die zusammengesetzte Symbolik dieses universalen und bedeutsamsten Zeichens den Schlüssel zu den sieben großen Geheimnissen des Kosmos enthält. Geboren in den mystischen Vorstellungen der ersten Ârier und von ihnen versetzt gerade an die Schwelle der Ewigkeit, auf das Haupt der Schlange Ananta, fand es seinen geistigen Tod in den scholastischen Auslegungen der mittelalterlichen Anthropomorphisten. Es ist das Alpha und das Omega der universalen schöpferischen Kraft, welche sich aus dem reinen Geiste entwickelt und in grobem Stoffe endet. Es ist auch der Schlüssel zu dem Cyklus der Wissenschaft, göttlich und menschlich; und derjenige, welcher seine volle Bedeutung versteht, ist für immer befreit von den Mühsalen der Mahâ-Mâyâ, der großen Täuschung und Betrügerin. Das Licht, welches unter dem göttlichen Hammer hervorscheint, welcher jetzt zu dem Hammer der Stuhlmeister der Freimaurerlogen verkleinert ist, genügt, das Dunkel irgendwelcher menschlichen Systeme oder Einbildungen zu zerstreuen.


[38] Siehe Asgard an the Gods, p. 305.