16. WIE WERDEN DIE MANUSHYA [41] GEBOREN? DIE MANUS MIT GEMÜTERN, WIE WERDEN SIE GEMACHT? (a) DIE VÄTER [42] RIEFEN ZU IHRER HILFE IHR EIGENES FEUER, [43] WELCHES DAS FEUER IST, DAS IN DER ERDE BRENNT. DER GEIST DER ERDE RIEF ZU SEINER HILFE DAS SONNENFEUER. [44] DIESE DREI [45] BRACHTEN DURCH IHRE VEREINTEN ANSTRENGUNGEN EIN GUTES RÛPA HERVOR. ES [46] KONNTE STEHEN, GEHEN, LAUFEN, LIEGEN ODER FLIEGEN. ABER ES WAR NOCH IMMER NUR EINE CHHÂYÂ, EIN SCHATTEN OHNE VERSTAND. (b) . . .

(a) Hier wird wiederum eine Erklärung notwendig im Lichte und mit Hilfe der exoterischen, hinzugefügt zu den esoterischen, Schriften. Die Manushyas (Menschen) und die Manus sind hier gleichbedeutend mit dem chaldäischen Adam – welcher Ausdruck durchaus nicht den ersten Menschen bedeutet, wie bei den Juden, oder ein einzelnes Individuum, sondern die Menschheit kollektiv, wie bei den Chaldäern und Assyriern. Die vier Ordnungen und Klassen der Dhyân Chohans aus den Sieben, sagt der Kommentar, „waren die Vorfahren des Verborgenen Menschen“ – d. i. des feinen Inneren Menschen. Die Lha des Mondes, die Mondgeister, waren, wie bereits erwähnt, bloß die Vorfahren seiner Form, d. i. des Musters, nach welchem die Natur ihre äußere Entwicklung auf ihn begann. Somit war der ursprüngliche Mensch, als er erschien, bloß ein verstandloses Bhûta [47] oder „Phantom“. Diese „Schöpfung“ war ein Misserfolg.

(b) Dieser Versuch war wiederum ein Mißerfolg. Er versinnbildlicht die Vergeblichkeit der ununterstützten Versuche der physischen Natur, auch nur ein vollkommenes Tier zu bilden – geschweige denn einen Menschen. Denn die Väter, die Niederen Engel, sind alle Naturgeister, und die höheren Elementale besitzen auch eine ihnen eigentümliche Intelligenz; aber das ist nicht genügend, um einen denkenden Menschen zu bilden. „Lebendiges“ Feuer war nötig, jenes Feuer, welches dem menschlichem Gemüte seine Selbstwahrnehmung und Selbstbewußtsein giebt, oder Manas; und die Nachkommenschaft von Pârvaka und Shuchi sind das tierisch elektrische und das solare Feuer, welche Tiere erschaffen und so bloß eine körperliche Konstitution für dieses erste Astralmodell des Menschen liefern konnten. Die ersten Schöpfer also waren die Pygmalions des ursprünglichen Menschen: sie verfehlten, die Statue zu beleben – intellektuell.

Diese Strophe ist, wie wir sehen werden, sehr bedeutsam. Sie erklärt das Geheimnis und füllt die Kluft zwischen dem beseelenden Prinzipe im Menschen – dem höheren Selbst oder der menschlichen Monade – und der tierischen Monade. Die beide eins und dasselbe sind, obwohl die erstere mit göttlicher Intelligenz begabt ist, und die letztere bloß mit instinktiver Befähigung. Wie ist der Unterschied zu erklären und wie wird die Gegenwart des Höheren Selbst im Menschen begründet?

Der Kommentar sagt:

Die Söhne von Mahat sind die Beleber der menschlichen Pflanze. Sie sind die Wasser, welche auf den dürren Boden des verborgenen Lebens fallen, und der Funke, welcher das menschliche Tier belebt. Sie sind die Herren des geistigen ewigen Lebens . . . . Im Anbeginne (in der Zweiten Rasse) atmeten einige (von den Herren) bloß von ihrer Wesenheit in die Manushya (Menschen) und einige nahmen im Menschen ihre Wohnung.

Dies zeigt, daß nicht alle Menschen Inkarnationen der „göttlichen Rebellen“ wurden, sondern bloß wenige unter ihnen. Die übrigen hatten ihr fünftes Prinzip einfach belebt durch den hineingeworfenen Funken, was den großen Unterschied zwischen den intellektuellen Fähigkeiten der Menschen und Rassen erklärt. Hätten nicht die „Söhne des Mahat“ allegorisch gesprochen, die dazwischenliegenden Welten übersprungen, in ihrem Triebe nach intellektueller Freiheit, so würde der tierische Mensch niemals imstande gewesen sein, von dieser Erde emporzudringen und durch Selbstanstrengung sei schließliches Ziel zu erreichen. Die cyklische Pilgerschaft hätte durch alle Ebenen des Daseins halb unbewußt, wenn nicht gänzlich unbewußt, wie in dem Falle des Tieres, vollbracht werden müssen. Infolge dieses Aufruhrs des intellektuellen Lebens gegen die ungesunde Unthätigkeit des reinen Geistes sind wir, was wir sind – selbstbewußte, denkende Menschen, mit den Fähigkeiten und Eigenschaften von Göttern in uns, für das Gute so sehr wie für das Böse.  Daher sind die Aufrührer unsere Heilande. Möge der Philosoph wohl über das nachsinnen, und mehr als ein Geheimnis wird ihm klar werden. Nur durch die anziehende Kraft der Widersprüche können die beiden Gegensätze – Geist und Stoff – auf Erden verkittet werden, und geschmolzen in dem Feuer selbstbewußten Erfahrens und Duldens, sich selbst in Ewigkeit vermählt finden. Dies wird die Bedeutung vieler bisher unverständlicher Allegoriien, die thörichterweise „Fabeln“ genannt wurden, enthüllen.
Es erklärt, um einen Anfang zu machen, die im Pymander aufgestellte Behauptung, daß der „himmlische Mensch“, der „Sohn des Vaters“, welcher Teil hatte an der Natur und Wesenheit der sieben Lenker, oder Schöpfer und Beherrscher der materiellen Welt,

durch die Harmonie drang, und die Feste der (Sieben) Kreise (von Feuer) durchbrechend, so die abwärts gerichtete Natur zeigte und offenbar machte. [48]


[41] Der wirkliche Manushya.

[42] Barhishad (?)

[43] Das Kavyavâhana, elektrisches Feuer.

[44] Shuchi, der Geist in der Sonne.

[45] Die Pitris und die zwei Feuer.

[46] Die Form.

[47] Es ist nicht klar, warum Bhûtas von den Orientalisten in den Purânen als „böse Geister“ übersetzt werden sollen. Im Vishnu Purâna (I. V; Wilsons Übers., Fitzedward Hall´s Note, I, 83) sagt der Shloka einfach: „Feinde, fürchterlich dadurch, daß sie affenfarbig und fleischverzehrend sind“; und das Wort bedeutet jetzt in Indien „Gespenster“, ätherische oder astrale Phantome, während es in der esoterischen Lehre elementare Substanzen bedeutet, etwas, was aus verfeinerter, nicht zusammengesetzter Wesenheit gemacht ist und insbesondere den astralen Doppelgänger irgend eines Menschen oder Tiers. In diesem Falle sind diese ursprünglichen Menschen die Doppelgänger der ersten ätherischen Dhyânîs oder Pitris.

[48] Siehe Pymander, Everard´s Übers., II, 17-29.