Nun, was ist dieses „geistige Feuer“? In der Alchemie ist es Wasserstoff im allgemeinen; während in der esoterischen Wirklichkeit es die Emanation oder der Strahl ist, welcher aus seinem Ding an sich, dem „Dhyân des Ersten Elementes“ hervorgeht. Wasserstoff ist Gas nur auf unserer irdischen Ebene. Aber selbst in der Chemie „wäre“ Wasserstoff „die einzige existierende Form von Materie, in unserem Sinne des Ausdruckes“, [62] und ist sehr nahe verwandt mit Protyle, welche unser Layam ist. Er ist der Vater und Erzeuger sozusagen, oder vielmehr der Upâdhi (Basis) von beiden, Luft und Wasser, und ist in der That „Feuer, Luft und Wasser“: eins unter drei Aspekten; daher die chemische und alchimistische Dreieinigkeit. In der Welt der Offenbarung, oder Materie, ist er das gegenständliche Symbol und die stoffliche Ausstrahlung aus dem subjektiven und rein geistigen, wirkliches Dasein habenden Wesen in dem Bereiche der Dinge an sich. Mit Recht konnte Godfrey Higgins des Wasserstoff vergleichen, und sogar identifizieren mit To In, dem „Einen“ der Griechen. Denn, wie er bemerkt, Wasserstoff ist nicht Wasser, obwohl er es erzeugt; Wasserstoff ist nicht Feuer, obwohl er es offenbart oder schafft; noch ist er Luft, obwohl die Luft als ein Ergebnis der Vereinigung von Wasser und Feuer betrachtet werden kann - da Wasserstoff in dem wässerigen Elemente der Atmosphäre gefunden wird. Er ist drei in eins.
Wenn man vergleichende Theogonie studiert, so ist es leicht zu finden, daß das Geheimnis dieser „Feuer“ in den Mysterien eines jeden alten Volkes gelehrt wurde, vornehmlich auf Samothrake. Es ist nicht der geringste Zweifel, daß die Kabiren, die geheimsten aller alten Gottheiten, Götter und Menschen, große Gottheiten und Titanen, wesensgleich sind mit den Kumâras und Rudras, an deren Spitze Kârttikeya steht - auch ein Kumâra. Das ist ganz einleuchtend, sogar exoterisch; und diese indischen Gottheiten waren, wie die Kabiren, die personifizierten heiligen Feuer der occultesten Kräfte der Natur. Die verschiedenen Zweige der ârischen Rasse, der asiatische und der europäische, der indische und der griechische, thaten ihr bestes, ihre wahre Natur, wenn nicht ihre Wichtigkeit zu verheimlichen. Ebenso wie im Falle der Kumâras, ist die Zahl der Kabiren unsicher. Einige sagen, daß ihrer nur drei oder vier wären; andere sagen sieben. Axierus, Axiocersa, Axiocercsus  und Casmilus können sehr gut als die alter egos der vier Kumâras - Sanat-Kumâra, Sananda, Sanaka und Sanâtana - stehen. Die ersteren Gottheiten, deren angeblicher Vater Vulkan war, wurden oft vermengt mit den Dioskuren, Korybanten, Anaktes usw.; geradeso wie die Kumâras, deren angeblicher Vater Brahmâ ist - oder vielmehr die „Flamme seines Zornes“, welche ihn drängte, die neunte oder Kaumâra-Schöpfung zu vollbringen, welche Rudra oder Nîlalohita (Shiva) und die Kumâras zum Ergebnis hatte - vermengt wurden mit den Asuras, den Rudras und den Pitris, aus dem einfachen Grunde, weil sie alle eins sind - d. i. korrelative Kräfte und Feuer. Es ist hier kein Raum, diese „Feuer“ und ihre wirkliche Bedeutung zu beschreiben, obwohl wir es versuchen mögen, wenn der Rest dieses Werkes jemals veröffentlicht wird. Unterdessen mögen ein paar weitere Erklärungen hinzugefügt werden.

Das Vorhergehende sind alles Geheimnisse, die vielmehr der persönlichen Intuition des Schülers zur Lösung überlassen, als beschrieben werden müssen. Wenn er etwas von dem Geheimnisse des Feuers lernen will, so möge er sich an gewisse Werke der Alchimisten wenden, welche das Feuer sehr richtig mit jedem Elemente in Zusammenhang bringen, so wie die Occultisten. Der Leser muß sich daran erinnern, daß die Alten Religionen und die Naturwissenschaften zusammen mit der Philosophie als eng und untrennbar miteinander verknüpft betrachteten. Äskulap war der Sohn des Apollo - der Sonne oder des Feuers des Lebens; zur gleichen Zeit Helios, Pythios und der Gott der Orakelweisheit. In exoterischen Religionen, ebenso sehr wie in der esoterischen Philosophie, werden die Elemente - insbesondere Feuer, Wasser und Luft - zu den Vorfahren unserer fünf körperlichen Sinne gemacht und daher mit ihnen unmittelbar auf eine occulte Weise verbunden. Diese körperlichen Sinne gehören sogar zu einer niedrigeren Schöpfung, als zu der in den Purânen Pratisarga oder „sekundäre Schöpfung“ genannt. „Flüssiges Feuer geht hervor aus Ungetrenntem Feuer“, sagt ein occulter Satz.

Der Kreis ist der Gedanke; der Durchmesser (oder die Linie) ist das Wort; und ihre Vereinigung ist das Leben.

In der Kabbalah ist Bath-Kol die Tochter der göttlichen Stimme oder des ursprünglichen Lichtes, Shekinah. In den Purânen und der indischen Exoterik ist Vâch, die Stimme, der weibliche Logos des Brahmâ - eine Permutation von Aditi, dem ursprünglichen Lichte. Und wenn Bath-Kol in der jüdischen Mystik eine artikulierte, über das natürliche hinausgehende Stimme vom Himmel ist, welche dem „auserwählten Volke“ die heiligen Überlieferungen und Gesetze offenbart, so ist dies bloß deshalb, weil Vâch vor dem Judentume die „Mutter der Veden“ genannt wurde, welche in die Rishis eintrat und sie durch ihre Offenbarung begeisterte; gerade so wie Bath-Kol die Propheten von Israel und die jüdischen Hohenpriester begeistert haben will. Und die beiden existieren bis zum heutigen Tage in ihren bezüglichen heiligen Symbologieen, weil die Alten Ton oder Sprache mit dem Ether des Raumes in Verbindung brachten, dessen Merkmal der Ton ist. Daher sind Feuer, Wasser und Luft die ursprüngliche göttliche Dreieinigkeit.

Ich bin dein Gedanke, dein Gott, älter als das feuchte Prinzip, das Licht, welches in der Dunkelheit (dem Chaos) strahlt, und das glänzende Wort Gottes (Ton) ist der Sohn der Gottheit. [63]


[62] Siehe Genesis of the Elements, von W. Crookes, p. 21.

[63] Pymander, I, 6. Die Gegner des Hindûismus mögen das Obige Pantheismus, Polytheismus oder wie es ihnen sonst beliebt, nennen, Wenn die Wissenschaft nicht gänzlich durch Vorurteil verblendet ist, wird sie in diesem Berichte eine tiefe Kenntnis der Naturwissenschaften und Physik, sowie der Metaphysik und Psychologie sehen.  Aber um dies zu verstehen, muß man die Personifikationen studieren, und dann sie in chemische Atome übersetzen. Man wird dann finden, daß es sowohl der physischen und selbst der rein materialistischen Wissenschaft Genüge leistet, sowie auch jenen, welche in der Entwicklung das Werk der „Großen Unbekannten Ursache“ in ihren erscheinungsbedingten und trügerischen Anblicken sehen.