19. DIE ZWEITE RASSE (WAR) DIE HERVORBRINGUNG VON KNOSPUNG UND AUSDEHNUNG, DIE UNGESCHLECHTIGE [18] VON DEM GESCHLECHTSLOSEN. [19] SO WARD, O LANOO, DIE ZWEITE RASSE HERVORGEBRACHT.

Wissenschaftliche Autoritäten werden am meisten diese ungeschlechtliche Rasse, die zweite, die Väter der sogenannten „Schweißgeborenen“, und vielleicht noch mehr die dritte Rasse, die „Eingeborenen Androgynen“ bestreiten. Diese zwei Arten von Zeugung sind die am schwierigsten zu verstehenden, insbesondere für den westlichen Verstand. Es ist einleuchtend, daß keine Erklärung versucht werden kann für jene, welche nicht Schüler der occulten Metaphysik sind. Die europäische Sprache hat keine Worte, um Dinge auszudrücken, welche die Natur im jetzigen Stadium der Evolution nicht mehr wiederholt, Dinge, welche daher für den Materialisten keinen Sinn haben können. Aber es giebt Analogien. Es wird nicht geleugnet, daß im Anbeginne der physischen Entwicklung in der Natur Vorgänge stattgefunden haben müssen, zum Beispiel Urzeugung, die, jetzt erloschen, sich in anderen Formen wiederholen. So sagt man uns, daß die mikroskopische Untersuchung kein Beharren irgendeiner besonderen Art der Lebensfortpflanzung zeigt. Denn sie zeigt:

Derselbe Organismus kann im Verlaufe seines Lebenscyklus verschiedene Metamorphosen durchlaufen, und während einige derselben geschlechtlich, und in anderen ungeschlechtlich sein, d. i., er kann sich abwechselnd reproduzieren durch das Zusammenwirken zweier Wesen von entgegensetztem Geschlechte, oder auch durch Spaltung oder Knospung aus nur einem Wesen, welches ohne Geschlecht ist. [20]

„Knospung“ ist gerade das in der Strophe gebrauchte Wort. Wie konnten diese Chhâyâs sich selbst anders fortpflanzen; nämlich die zweite Rasse erzeugen, da sie ätherisch ungeschlechtlich, und selbst bis dahin ohne Träger der Begierde, ohne Kâma Rûpa waren, welches sich erst in der dritten Rasse entwickelte. Sie evolvierten die zweite Rasse unbewusst, wie einige Pflanzen thun. Oder vielleicht wie die Amöbe, nur nach einem mehr ätherischen, nachdrucksvolleren und großartigeren Maßstabe. Wenn in der That die Zellentheorie in gleicher Weise auf die Botanik und Zoologie Anwendung findet, und sich auf die Morphologie sowie auf die Physiologie der Organismen erstreckt, und wenn die mikroskopischen Zellen von der Naturwissenschaft als unabhängige Lebewesen angesehen werden - geradeso wie der Occultismus die „Feurigen Leben“ betrachtet -, so liegt keine Schwierigkeit in der Idee des ursprünglichen Zeugungsprozesses.
Man betrachte die ersten Stadien einer Keimzelle. Ihr Kern wächst, verändert sich und bildet einen Doppelkegel oder eine Spindel, so [Symbolabbildung, siehe Buch], innerhalb der Zelle. Diese Spindel nähert sich der Wand der Zelle und eine Hälfte derselben wird in Form von sogenannten „Polarzellen“ ausgestoßen. Diese Polarzellen sterben jetzt, und der Embryo entwickelt sich aus dem Wachstum und der Furchung des übrig bleibenden Teiles des Kernes, welcher durch die Substanz der Zelle ernährt wird. Warum also konnten nicht Wesen so gelebt haben und auf diese Art hervorgebracht worden sein - am ersten Anfange der Entwicklung von Mensch und Säugetier?
Dies mag vielleicht als eine Analogie dienen, um eine Idee von dem Vorgange zu geben, durch den die Zweite Rasse aus der Ersten gebildet wurde.
Die Astralform, welche die Monade bekleidete, war, wie auch jetzt noch, umgeben von ihrer eiförmigen Sphäre der Aura, welche hier der Substanz der Keimzellen oder des Eies entspricht. Die Astralform selbst ist der Kern, jetzt, sowie damals, durchdrungen von dem Lebensprinzipe.
Wenn die Zeit der Fortpflanzung herankommt, so „stößt“ das Sub-astrale ein Kleinbild seiner Selbst aus dem Eie der umgebenden Aura „aus“. Dieser Keim wächst und ernährt sich von der Aura, bis er voll entwickelt wird, wo er dann sich allmählich von seinem Vater trennt und dabei mit sich seine eigene Aurasphäre fortträgt; geradeso wie wir sehen, daß lebende Zellen ihre Art durch Wachstum und darauf folgende Zweiteilung fortpflanzen.
Die Analogie mit den „Polarzellen“ scheint sich gut zu bewähren, da ihr Tod jetzt dem Wechsel entsprechen würde, welcher durch die Trennung der Geschlechter eingeführt wurde, als Schwangerschaft in utero, d. i. innerhalb der Zelle, die Regel wurde.
Wie der Kommentar uns sagt:
Die frühere Zweite (Wurzel-) Rasse waren die Väter der „Scheißgeborenen“; die spätere Zweite (Wurzel-) Rasse waren selbst „Schweißgeborenen.“
Diese Stelle aus dem Kommentar bezieht sich auf das Werk der Entwicklung vom Anbeginne einer Rasse bis zu seinem Schlusse. Die „Söhne von Yoga“, oder die ursprüngliche Astralrasse hatten sieben Stadien der Entwicklung, rassisch oder kollektiv; sowie jedes Einzelwesen sie hatte und noch hat. Es war nicht bloß Shakespeare, welcher die Zeitalter des Menschen in eine Reihe von sieben einteilte, sondern die Natur selbst. So wurden die ersten Unterrassen der Zweiten Rasse zuerst nach dem auf Grund des Gesetzes der Analogie beschriebenen Vorgange geboren; während die letzten allmählich, gleichen Schrittes mit der Entwicklung des menschlichen Körpers auf andere Weise gebildet zu werden begannen. Der Fortpflanzungsvorgang hatte auch in einer jeden Rasse sieben Stadien, wovon ein jedes Aeonen von Zeit ausfüllte. Welcher Physiologe oder Biologe kann sagen, ob die gegenwärtige Zeugungsart, mit allen ihren Schwangerschaftsphasen, älter ist als eine halbe Million oder höchsten eine Million Jahre, nachdem ihr Beobachtungscyklus vor kaum einem Jahrhundert angefangen hat?
Ursprüngliche menschliche Hermaphroditen sind eine den Alten wohlbekannte Naturthatsache und bilden eine der größten Schwierigkeiten Darwins. Doch ist es sicherlich keine Unmöglichkeit, sondern im Gegenteil eine große Wahrscheinlichkeit, daß Zwitterbildung in der Entwicklung der Ersten Rasse existierte, während auf Grund der Analogie und auf dem der Existenz eines einzigen universalen Gesetzes in der physischen Entwicklung; welches verschiedenartig wirkt in dem Aufbaue von Pflanze, Tier und Mensch, es so sein muß. Die irrtümlichen Theorien der Monogenesis und der Abstammung des Menschen von den Säugetieren an Stelle der Abstammung der Säugetiere vom Menschen sind verderblich für die Vollkommenheit der Evolution, wie sie in den modernen Schulen nach Darwinschen Grundzügen gelehrt wird, und sie werden angesichts der unüberwindlichen Schwierigkeiten, auf die sie stoßen, aufgegeben werden müssen. Die occulte Überlieferung - wenn die Ausdrücke Wissenschaft und Erkenntnis in diesem Punkte dem Altertume abgesprochen werden - kann allein die Widersprüche versöhnen und die Kluft ausfüllen. Ein talmudischer Lehrsatz sagt:

Wenn du das Unsichtbare kennen willst, so öffne deine Augen weit für das Sichtbare.


[19] Schatten.

[20] S. Laing, Modern Science and Modern Thought, p. 90.