(c) Wenn der Schatten
sich zurückzieht, d. i. wenn der Astralkörper mit festerem Fleische
überdeckt wird, entwickelt der Mensch einen physischen Körper. Der Flügel
oder die ätherische Form, welche ihren Schatten und Bild hervorbrachte,
wurde der Schatten des Astralkörpers und seiner eigenen Nachkommenschaft.
Die Ausdrucksweise ist sonderbar, aber originell. Ist dies bloß eine poetische Erdichtung? Eine Allegorie, eine von jenen Sonnenmythen-Erklärungen, die das Höchste zu sein scheinen, bis wohin sich ein moderner Orientalist aufschwingen kann? In der That, es ist viel mehr. Hier haben wir eine Anspielung auf die Eigeborene dritte Rasse, deren erste Hälfte sterblich ist, d. i. unbewusst in ihrer Persönlichkeit und nichts in sich habend, das überleben könnte, [38] und deren spätere Hälfte unsterblich wird in ihrer Individualität, auf Grund ihres fünften Prinzipes, welches durch die beseelenden Götter ins Lebens gerufen wurde, und so die Monade mit dieser Erde verknüpft. Dies ist Pollux; während Kastor den persönlichen sterblichen Menschen repräsentiert, ein Tier von nicht einmal höherer Art, wenn es von der göttlichen Individualität losgelöst ist. Zwillinge fürwahr; aber durch den Tod für immer geschieden, wenn nicht Pollux, bewegt durch die Stimme der Zwillingsschaft, seinem weniger begünstigten sterblichen Bruder Anteil gewährt an seiner eigenen göttlichen Natur, und ihn so mit seiner eigenen Unsterblichkeit vereinigt. Dies ist die occulte Bedeutung
des metaphysischen Aspektes der Allegorie. Ihre weit verbreitete moderne
Erklärung - so berühmt im Altertum, wie uns Plutarch sagt,
[39] als symbolisch für brüderliche Hingabe - nämlich, daß sie
ein dem Schauspiele der Natur entlehntes Bild von Sonne und Mond war,
ist schwach und ungenügend, die geheime Bedeutung zu erklären. Abgesehen
von der Thatsache, daß der Mond bei den Griechen in der exoterischen
Mythologie weiblich war und daher kaum als Kastor betrachtet, und zur
selben Zeit mit Diana identifiziert werden konnte, würden alte Symbologen,
welche die Sonne, den König aller Gestirne, für das sichtbare Bild der
höchsten Gottheit hielten, ihn nicht in Pollux, der bloß ein Halbgott
war, personifiziert haben. [40] [28] Odyssee, XI. 298-305; Ilias, III. 243. [29] Hyg., Fab., 80. Ovid., Fast., 700 ff. Siehe Decharme´s Mythologie de la Grèce Antique, p. 653. [30] Siehe Decharme, ebenda, p. 652. [31] Nem., X. 80 ff. Theokr., XXIV. 131. [32] XXXIV v. 5. Theokr., XXII. 1. [33] III. 10, 7. [34] Apollodorus, III. 1. [35] Kastors Grabmal wurde in Sparta in alter Zeit gezeigt, sagt Pausanias (III. 13, 1) und Plutarch sagt, daß er zu Argos der Halbsterbliche oder Halbheros, [korrekter Abdruck siehe Buch], genannt wurde (Quest. Gr., 23). [36] Pindar, Nem., X. 60 ff., Dissen. [37] Schol. Eurip., Orest., 463. Dindorf. Siehe Decharme, a. a. O., p. 654. [38] Die Monade ist unpersönlich und ein Gott an sich, wenn auch auf dieser Ebene unbewusst. Denn geschieden von ihrem dritten (oft sogenannten fünften) Prinzip, dem Manas, welches die Horizontallinie des ersten geoffenbarten Dreiecks oder Dreieinigkeit ist, kann sie auf dieser irdischen Ebene kein Bewusstsein oder Wahrnehmung der Dinge haben. Das Höchste sieht durch das Auge des Niedrigsten in der geoffenbarten Welt, Purusha (Geist) bleibt blind ohne Hilfe von Prakriti (Materie) in den materiellen Sphären; und dasselbe gilt von Âtmâ-Buddhi ohne Manas. [39] Moral., p. 484 f. [40] Diese seltsame Idee und Erklärung ist von Decharme in seiner Mythologie de la Grèce Antique (p. 655) angenommen. Kastor und Pollux, sagt er, sind nichts als die Sonne und der Mond, vorgestellt als Zwillinge . . . . Die Sonne, das unsterbliche und mächtige Wesen, welches jeden Abend vom Horizonte verschwindet und unter die Erde hinabsteigt, als ob sie dem brüderlichen Gestirne Platz machen wollte, welches mit der Nacht zum Leben kommt, ist Pollux, welcher sich für Kastor aufopfert; Kastor, welcher geringer ist als sein Bruder, verdankt diesem seine Unsterblichkeit: Denn der Mond, sagt Theophrastus, ist nur eine andre, aber schwächere Sonne (De Ventis, 17). |