Faber ward zu diesem Irrtum verleitet und baute in der Folge seine ganze Theorie bezüglich der Kabiren auf Grund der Thatsache auf, daß der Name des Japhet der Schrift in dem Verzeichnisse der Titanen vorkommt, welches in einem Verse der orphischen Hymnen enthalten ist. Nach Orpheus waren die Namen der sieben arktischen Titanen, - welche Faber mit den gottlosen Titanen, ihren Nachkommen, zu identifizieren sich weigert – Koeus, Kroeus, Phorcys, Cronus, Oceanus, Hyperion und Iapetus.

[korrekter Abdruck siehe  Buch] [30]

Aber warum könnte nicht der babylonische Ezra den Namen des Iapetus für einen der Söhne Noahs adoptiert haben? Die Kabiren, welche die Titanen sind, werden auch Manes genannt, und ihre Mutter Mania, nach Arnobius. [31] Die Hindûs können daher mit viel mehr Grund behaupten, daß die Manes ihre Manus bedeuten und daß Mania der weibliche Manu des Râmâyana ist. Mania ist Ilâ oder Idâ, das Weib und die Tochter des Vaivasvata Manu, mit der er „die Rasse der Manus erzeugte.“ Wie Rhea, die Mutter der Titanen, ist sie die Erde – Sâyana machte sie zur Göttin der Erde – und sie ist nur die zweite Auflage und Wiederholung der Vâch. Beide, Idâ und Vâch, werden in Männer und Weiber verwandelt; Idâ wird Sudyumna und Vâch, der „weibliche Virâj“, verwandelt sich in ein Weib, um die Gandharvas zu bestrafen; eine Leseart bezieht sich auf kosmische und göttliche Theorie, die andere auf die spätere Periode. Die Manes und Mania des Arnobius sind Namen indischen Ursprungs, von den Griechen und Lateinern aufgegriffen und entstellt.

Somit ist es kein Zufall, sondern die Folge der uralten Lehre, welche allen gemeinsam war und deren letzte Bearbeiter die Israeliten waren, durch Ezra, den Verfasser der mosaischen Bücher. So ungezwungen gingen sie mit anderer Leute Eigentum um, daß der Pseudo-Berosus [32] zeigt, daß Titaea, - welche Diodorus Siculus [33] zur Mutter der Titanen oder Sintflutler macht – das Weib des Noah war. Faber nennt ihn den „Pseudo-Berosus“, nimmt aber die Mitteilung an, um einen neuen Beweis gegen die Heiden zu verzeichnen, welche alle ihre Götter von den Juden entlehnt haben, durch Umwandlung patriarchischen Materials. Nach unserer bescheidenen Meinung ist dies einer der bestmöglichen Beweise für genau das Gegenteil. Er zeigt so klar, als Thatsachen zeigen können, daß die biblischen Pseudopersönlichkeiten alle aus den heidnischen Mythen entlehnt sind, wenn das schon Mythen sein müssen. Er zeigt auf jeden Fall, daß sich Berosus der Quelle der Genesis wohl bewußt war und daß dieselbe den gleichen kosmischen astronomischen Charakter trug wie die Allegorieen von Isis-Osiris und der Arche und anderen älteren „arktischen“ Symbolen. Denn Berosus sagt, daß „Titaea Magna“ später Aretia genannt [34] und mit der Erde zusammen verehrt wurde; und dies identifiziert Titaea, Noahs Gattin mit Rhea, der Mutter der Titanen, und mit Idâ; beide sind Göttinnen, welche der Erde vorstehen, und die Mütter der Manus und Manes, oder Titan-Kabiren. Und Titaea-Aretia wurde als Horchia veehrt, sagt derselbe Berosus und dies ist ein Titel der Vesta, der Göttin der Erde.

Sicanus deificavit Aretiam, et nominavit eam linguâ Janigenâ Horchiam. [35]

Schwerlich unterläßt ein alter Dichter der geschichtlichen oder vorgeschichtlichen Zeit, das Sinken der beiden Festländer – oft Inseln genannt – in der einen oder anderen Form zu erwähnen. Daher die Zerstörung, abgesehen von Atlantis, der phlegrischen Insel. Pausanius und Nonnus sagen uns beide:

Bis zum tiefwurzelnden Fuß erschüttert die phlegrische Insel
Tobend Neptun, und versenkt die gottvergess´nen Bewohner
In die Tiefen des Meeres. [36]

Faber war überzeugt, daß die phlegrische Insel Atlantis war. Aber solchen Allegorieen sind mehr oder weniger entstellte Wiederhalle der indischen Überlieferung von jener großen Umwälzung, welche die vierte, wirklich menschliche, wenn auch gigantische Rasse, diejenige, welche der ârischen voranging, befiel. Jedoch hat, wie schon gesagt, gleich allen anderen Legenden die Legende von der Sintflut mehr als eine Bedeutung. Sie bezieht sich in der Theogonie auf präkosmische Transformationen, auf geistige Korrelationen – wie unsinnig auch der Ausdruck einem wissenschaftlichen Ohre klingen mag – und auch auf die darauffolgende Weltentstehung; auf die große Flut der Wasser (Materie) im Chaos, erweckt und befruchtet durch jene Geistesstrahlen, welche von der geheimnisvollen Differentiation überwältigt wurden und in ihr vergingen – ein präkosmisches Geheimnis, der Prolog zu dem Drama des Seins. Anu, Bel und Noah gingen voran dem Adam Kadmon, Adam dem Roten, und Noah; geradeso wie Brahmâ, Vishnu und Shiva vorangingen dem Vaivasvata und den übrigen. [37]

All dies geht darauf aus, zu zeigen, daß die halbuniversale Flut, welche der Geologie bekannt ist – die erste Eiszeit – gerade zu der ihr von der Geheimlehre zugeschriebenen Zeit stattgefunden haben muß: nämlich 200 000 Jahre in runder Zahl, nach dem Beginne unserer fünften Rasse, oder ungefähr zu der Zeit, welche die Herren Croll und Stockwell für die erste Glacialperiode angeben: d. i. vor ungefähr 850 000 Jahren. Somit, da die spätere Störung von Geologen und Astronomen einer „außerordentlichen Excentricität der Erdbahn“ zugeschrieben wird, und da die Geheimlehre sie derselben Ursache zuschreibt, aber mit Hinzufügen eines anderen Faktors, der Verlegung der Erdachse – wofür ein Beweis im Buch Enoch [38] gefunden werden kann, wenn die verhüllte Sprache der Purânen nicht verstanden wird – sollte alles dies dazu dienen, zu zeigen, daß die Alten etwas von den „modernen Entdeckungen“ der Wissenschaft wußten. Enoch, welcher von „der großen Neigung der Erde“ spricht, welche in „Geburtswehen ist“, ist ganz deutlich und klar.


[30] Orpheus apud Proclum in Timaeum, V. 295.

[31] Arnobius, Contra Gentes, III. 124; angeführt von Faber, a. a. O., I. 135.

[32] Ant., III. 8.

[33] Bibl., III. 170.

[34] Aretia war die weibliche Form von Artes, dem ägyptischen Mars. Daher das chaldäische (und jetzt hebräische Wort [korrekter Abdruck siehe  Buch] (Arets), „Erde“. Seyffarth, der Verfasser der Beiträge zur Kenntnis (unter „Artes“, Mars) citiert wie folgt:

Addit Cedrenus (Salm. I. c.): Stella Martis ab Aegyptiis vocatur Ertosi (plantare, generare). class="Fussnote">Significat autem hoc omnis generis procreationem et vivificationem, omnisque substaniae et materiae naturam et vim ordinentem atque procreantem.“ Es ist die Erde als „Quelle des Seine“; oder, wie der Verfasser von The Source of Measures (p. 186) erklärt, Arts ist dasselbe im Hebräischen und Ägyptischen, und beide „verbinden die ursprüngliche Idee von Erde als Quelle; genau so wie im Hebräischen selbst, unter einer anderen Form Adam und Mâdim, Mars, dieselben sind, und die Idee von Erde verbinden mit Adam unter der Form von h-a lam-h.“

[35] Ant., V. 64.

[36] Nonnus, Dionys, XVIII. 319, citiert von Faber, a. a. O., I. 139.

[37] Siehe Isis Unveiled, II. 420 ff., wo eine oder zwei der sieben Bedeutungen angedeutet sind.

[38] Kap. LXIX. (Sect. class="Fussnote">XI).