Ist das nicht einleuchtend! Nuah ist Noah, der auf den Wassern schwimmt in seiner Arche; die letztere ist das Emblem der Argha, oder des Mondes, des weiblichen Prinzips; Noah ist der „Geist“, welcher in die Materie fällt. Wir finden ihn, sobald er auf die Erde herabsteigt, einen Weingarten pflanzen, den Wein trinken, und davon trunken werden, d. i. der reine Geist wird berauscht, sobald er gänzlich in den Stoff eingekerkert ist. Das siebente Kapitel der Genesis ist nur eine andere Wiedergabe des ersten. Während so das letztere lautet: „Und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser“; heißt es in dem ersteren. „Also nahm das Gewässer überhand; . . . und die Arche fuhr (mit Noah, dem Geiste) auf dem Gewässer.“ Somit ist Noah, wenn er mit dem chaldäischen Nuah wesensgleich ist, der Geist, welcher den Stoff belebt, welch letzterer das Chaos ist, repräsentiert durch die Tiefe oder die Gewässer der Flut. In der babylonischen Legende (wo das praekosmische mit dem irdischen Ereignis vermengt ist) ist Istar (Ashteroth, oder Venus, die Mondgöttin), welche in die Arche eingeschlossen ist und eine Taube aussendet, um trockenes Land zu suchen. [39]

George Smith bemerkt in den „Tafeln“, zuerst die Schöpfung des Mondes und dann die der Sonne: „Ihre Schönheit und Vollkommenheit werden gepriesen, und die Regelmäßigkeit ihrer Bahn, was dahin führte, dieselbe als den Typus eines Richters und als den Leiter der Welt zu betrachten.“ Wenn diese Geschichte sich einfach auf eine kosmologische Umwälzung beziehen würde – wenn auch diese letztere universell wäre – warum sollte die Göttin Istar oder Ashteroth, der Mond, von der Schöpfung der Sonne nach der Sintflut sprechen? Die Wasser mögen so hoch gereicht haben wie der Berg Nizir in der chaldäischen Version, oder der Jebel Djudi, das Sintflutgebirge der arabischen Legende, oder auch der Ararat der biblischen Erzählung, und selbst als der Himâlaya der indischen Überlieferung, und doch nicht bis zur Sonne gereicht haben; die Bibel selbst hält inne vor einem solchen Wunder! Es ist offenbar, daß die Sintflut für das Volk, welches sie zuerst aufzeichnete, eine andere, weniger problematische und viel philosophischere Bedeutung hatte als die einer universellen Flut, von der es durchaus keine geologischen Spuren giebt. [40]

Alle solchen Umwälzungen sind periodisch und cyklisch, und da Manu Vaivasvata als ein generischer Charakter figuriert unter verschiedenen Umständen und Ereignissen, so scheint es keinen ernsten Einwand gegen die Annahme zu geben, daß die erste „große Flut“ eine allegorische, sowohl als auch eine kosmische Bedeutung hatte und daß sie sich am Ende des Satya Yuga ereignete, des „Zeitalters der Wahrheit“, als die zweite Wurzelrasse, „die Manu mit Knochen“, zuerst als die „Schweißgeborenen“ auftraten.

Die zweite Flut – die sogenannte „universelle“, - welche die vierte Wurzelrasse betraf – die von der Theologie ohne Beschwer als „die verfluchte Rasse der Riesen“ betrachtet wird, als die Kaiiniten und die „Söhne des Ham“ – ist die erste von der Geologie wahrgenommene Flut. Wenn man sorgfältig die Berichte in den verschiedenen Legenden der Chaldäer und anderen exoterischen Nationalwerken vergleicht. So wird man finden, daß sie alle mit den orthodoxen, in den brâhmanischen Büchern gegebenen Erzählungen übereinstimmen.

Und man wird bemerken, daß, während im ersten Berichte „kein Gott und kein Sterblicher schon auf Erden ist“, da Manu Vaivasvata am Himavân landet; in dem zweiten den sieben Rishis erlaubt ist, ihm Gesellschaft zu leisten; und dies zeigt, daß, während einige Berichte sich auf die siderische und kosmische Flut vor der sogenannten „Schöpfung“ beziehen, andere von der großen Flut der Materie auf Erden und wieder andere von einer wirklichen Wasserflut handeln. Im Shatapatha Brâhmana findet Manu, daß die Flut alle lebendigen Kreaturen weggeschwemmt hat und daß er allein übrig gelassen wurde – d. i. der Same des Lebens allein blieb übrig von der vorhergehenden Auflösung des Weltalls, oder dem Mahâpralaya nach einem „Tag des Brahmâ“; und das Mahâbhârata bezieht sich einfach auf die geologische Umwälzung, welche nahezu die ganze vierte Rasse hinwegschwemmte, um Platz für die fünfte zu machen. Daher zeigt sich Vaivasvata Manu unter drei verschiedenen Attributen in unserer esoterischen Kosmogonie: [41] a) als der „Wurzel-Manu“ auf Kugel A in der ersten Runde, b) als der „Same des Lebens“ auf Kugel D in der vierten Runde und c) als der „Same des Menschen“ beim Beginne einer jeden Wurzelrasse – insonderheit in unserer fünften Rasse. Eben der Anfang der letzteren ist, während des Dvâpara Yuga, [42] Zeuge der Vernichtung der verfluchten Zauberer;

von jener Insel (Plato spricht bloß von ihrer letzten Insel) jenseits der Säulen des Herkules im atlantischen Ozean, von welcher aus ein bequemer Übergang zu anderen Inseln in der Nachbarschaft eines anderen großen Festlandes (Amerika) war.


[39] Isis Unveiled, II. 423,424.

[40] Ebenda, 423, Anm.

[41] Man hat sich daran zu erinnern, daß in der indischen Philosophie eine jede unterschiedene Einheit eine solche nur während der Cyklen Mâyâ ist, da sie eins ist in ihrer Wesenheit mit dem Höchsten oder Einen Geist. Daher entsteht die scheinbare Verwirrung und Widerspruch in den verschiedenen Purânen, und manchmal in in denselben Purâna, in Bezug auf dasselbe Individuum. Vishnu - als der vielförmige Brahmâ, und als Brahma (neutrum) - ist einer, und doch heißt es von ihm, daß er alle achtundzwanzig Vyâsas sei.

„In jedem Dvâpara (oder dritten) Zeitalter teilt Vishnu in der Person des Vyâsa den Veda, welcher (eigentlich nur) einer ist, in viele Teile . . . . Achtundzwanzig sind die Veden von den großen Rishis im Vaivasvata Manvantara, in dem Dvâpara-Zeitalter bearbeitet worden; und folglich sind achtundzwanzig Vyâsas dahingegangen.“ (Vishnu Purâna, III. 3; Wilson´s Übers., III. 33, 34.) „Sie, die alle waren) in der Form des Veda-Vyâsa; welche die Vyâsas ihrer bezüglichen Zeitalter waren.“ (Ebenda, a. a. O., p. 33.). „Diese Welt ist Brahmâ, in Brahmâ, von Brahmâ . . . nichts weiter zu wissen!“ Dann wieder im Harivamsha: „Es waren (im ersten Manvantara) sieben berühmte Söhne des Vasishtha, welche (im dritten Manvantara) Söhne des Brahma waren (d. i. Rishis, die glänzende Nachkommenschaft von Ûrjâ.“) (Ebenda, III. 6, Anm.) Das ist klar: Die Menschheit des ersten Manvantara ist jene des siebenten und aller zwischenliegenden. die Menschheit der ersten Wurzelrasse ist die Menschheit der zweiten, dritten, vierten, fünften u. s. w.; bis zur letzten bildet sie eine cyklische und beständige Reinkarnation der Monaden, welche zu den Dhyân Chohans unserer Planetenkette gehören.

[42] Das Dvâpara Yuga ist für jede Rasse verschieden. Alle Rassen haben ihre eigenen Cyklen, welche Thatsache einen großen Unterschied verursacht. Zum Beispiel die vierte Unterrasse der Atlantier war in ihrem Kali Yuga, als sie vernichtet wurden, während die fünfte in ihrem Satya oder Krita Yuga war. Die ârische Rasse ist jetzt in ihrem Kali Yuga, und wird noch weitere 427 000 Jahre darin verbleiben, während verschiedene Familienrassen, genannt die semitische, hamitische, u. s. w., in ihren eigenen besonderen Cyklen sind. Die bevorstehende sechste Unterrasse - welche sehr bald beginnen mag - wird in ihrem Satya (goldenen) Zeitalter sein, indes wir die Frucht unserer Bosheit in unserem Kali Yuga ernten.