Analogie ist das leitende Gesetz der Natur, der einzig wahre Ariadnefaden, welcher uns durch die unentwirrbaren Pfade ihres Reiches zu ihren ersten und letzten Geheimnissen führen kann. Die Natur ist als eine schöpferische Kraft unendlich, und keine Generation von Naturforschern kann sich jemals rühmen, das Verzeichnis ihrer Wege und Methoden erschöpf zu haben, wie sehr auch die Gesetze, nach denen sie vorgeht, gleichförmig sind. Wenn wir uns vorstellen können, wie ein Ball von „Feuernebel“ – während er Aeonen lang in den interstellaren Räumen dahinrollt – allmählich ein Planet wird, eine selbstleuchtende Kugel, um in den Zustand einer menschentragenden Welt oder Erde überzugehen, und so aus einem weichen, bildsamen Körper in eine felsenstarrende Kugel übergegangen ist; und wenn wir sehen, daß Alles auf ihr sich aus dem kernlosen Gallertpünktchen entwickelt, das zum Sarkod [50] des Moners wird, dann aus seinem protistischen Zustand [51] in die Form eines Tieres übergeht, um zu einem riesigen reptilischen Ungeheuer der mesozoischen Zeiten anzuwachsen; und dann wieder zu dem (verhältnismäßig) zwergartigen Krokodil zusammenzuschrumpfen, das jetzt bloß auf die tropischen Regionen beschränkt ist, und zu der überall gemeinen Eidechse [52] – wenn wir uns alles dies vorstellen können, wie kann dann der Mensch allein dem allgemeinen Gesetze entrinnen? „Es waren auch zu den Zeiten Riesen auf Erden“, sagt die Genesis, und wiederholt damit die Behauptung aller anderen östlichen Schriften; und die Titanen sind auf einer anthropologischen und physiologischen Thatsache begründet. Und wie das hartschalige Krustentier einstmals ein Gallertpünktchen war, ein „vollkommen gleichartiges Teilchen von Eiweiß in einem fest adhäsiven Zustand“, so war die äußere Hülle des ursprünglichen Menschen, sein früher „Hautrock“, plus einer unsterblichen geistigen Monade und einer psychischen zeitlichen Form und Körper innerhalb dieser Schale. Der jetzige feste, muskulöse Mensch, der fast für jedes Klima undurchdringlich ist, war vielleicht vor etwa 25 000 000 Jahren gerade das, was das Haeckelsche Moner ist, streng genommen ein „Organismus ohne Organe“, eine gänzlich gleichartige Substanz mit einem strukturlosen Eiweißkörper im Innern und einer menschlichen Form bloß nach außen.
Kein Mann der Wissenschaft hat das Recht, in diesem Jahrhundert die Zahlen der Brâhmanen in Sachen der Chronologie für unsinnig zu erklären; denn ihre eigenen Berechnungen gehen oft weit über die von der esoterischen Wissenschaft gemachten Behauptungen hinaus. Dies kann leicht gezeigt werden.
Helmholtz berechnete, daß die Abkühlung unserer Erde von einer Temperatur von 2000° auf 200° C. einen Zeitraum von nicht weniger als 350 000 000 Jahren eingenommen haben muß. Die westliche Wissenschaft (einschließlich der Geologie) scheint im allgemeinen unserer Kugel ein Alter von ungefähr 500 000 000 Jahren insgesamt zu gestatten. Sir William Thomson jedoch setzt das Auftreten des ersten Pflanzenlebens auf 100 000 000 Jahre zurück – eine Bemerkung, der die archaischen Aufzeichnungen achtungsvoll widersprechen. Spekulationen wechseln obendrein täglich in den Gebieten der Wissenschaft. Unterdessen stehen einige Geologen einer solchen Begrenzung sehr feindlich gegenüber. Volger berechnet:

daß die Zeit, welche zur Ablagerung der uns bekannten Schichten erforderlich war, mindestens 648 Millionen Jahre betragen haben muß.

Sowohl Zeit wie Raum sind unendlich und ewig.

Die Erde, als eine materielle Existenz, ist in der That unendlich; die Veränderungen nur, welche sie erfahren hat, können durch endliche Zeitperioden bestimmt werden . . . . .
Wir müssen daher annehmen, daß der Sternenhimmel nicht nur im Raume, was kein Astronom bezweifelt, sondern auch in der Zeit ohne Anfang und Ende ist, daß er niemals erschaffen wurde, und daß er unvergänglich ist. [53]

Czolbe wiederholt genau, was die Occultisten sagen. Aber die ârischen Occultisten, kann uns gesagt werden, wußten nichts von diesen späteren Spekulationen. Wie Coleman sagt:
Sie waren sogar in Unkenntnis der Kugelgestalt unserer Erde.
Darauf enthält der Vishnu Purâna eine Antwort, welche gewisse Orientalisten gezwungen hat, ihre Augen sehr weit aufzumachen.
Die Sonne steht alle Zeit in der Mitte des Tages, und entgegengesetzt der Mitternacht, in allen Dvîpas (Kontinenten), Maitreya. Aber da Auf- und Untergang der Sonne beständig einander entgegengesetzt sind, - und auf dieselbe Art alle Kardinalpunkte, und auch die Kreuzungspunkte, Maitreya, so sprechen die Leute von einem Aufgehender Sonne dort, wo sie es sehen; und wo die Sonne verschwindet, dort ist sie für sie im Untergange. Für die Sonne, die immer an einem und demselben Platze ist, giebt es weder Untergang noch Aufgang; denn was Aufgang und Untergang genannt wird, ist bloß die Sichtbarkeit und Nichtsichtbarkeit der Sonne. [54]
Dazu bemerkt Fitzedward Hall:
Die in dieser Stelle gelehrte Heliocentricität ist bemerkenswert. Ihr wird jedoch ein wenig weiter unten widersprochen. [55]
Absichtlich widersprochen, weil sie eine geheime Tempellehre war. Martin Haug bemerkte dieselbe Lehre an einer andern Stelle. Es ist nutzlos, die Ârier noch weiter zu verleumden.
Kehren wir zur Chronologie der Geologen und Anthropologen zurück. Wir fürchten, daß die Wissenschaft keine vernünftigen Gründe hat, vermöge welcher sie den Anschauungen der Occultisten in dieser Richtung entgegentreten könnte. Ausgenommen dem, daß „von dem Menschen, dem höchsten organischen Wesen der Schöpfung, keine Spur in den ursprünglichen Schichten gefunden wurde; nur in den obersten, dem sogenannten alluvialen Lager“, kann insoweit nichts geltend gemacht werden. Daß der Mensch nicht das letzte Glied in der Säugetierfamilie war, sondern das erste in dieser Runde, ist etwas, das die Wissenschaft eines Tages anzuerkennen gezwungen sein wird. Eine ähnliche Anschauung ist auch bereits in Frankreich von einer sehr hohen Autorität angeregt worden.
Daß gezeigt werden kann, daß der Mensch in der mitteltertiären Periode gelebt hat, und in einem geologischen Zeitalter, da noch nicht ein einziges Exemplar der jetzt bekannten Arten von Säugetieren existierte, ist eine Behauptung, welche die Wissenschaft nicht leugnen kann und welche jetzt von de Quatrefages [56] bewiesen worden ist. Aber selbst wenn wir annehmen, daß seine Existenz in der Eocänperiode noch nicht bewiesen ist, welche Zeitperiode ist verstrichen seit der Kreidezeit? Wir sind von der Thatsache unterrichtet, daß nur die kühnsten Geologen den Menschen weiter zurück als in die Miocänzeit zu versetzen wagen. Aber wie lange, fragen wir, ist die Dauer jener Zeitalter und Perioden seit der mesozoischen Zeit? Darauf, nach einem guten Teil Spekulation und Streit, schweigt die Wissenschaft und die größten Autoritäten über den Gegenstand sagen, wenn sie zur Antwort auf die Frage gezwungen werden: „Wir wissen es nicht.“ Das sollte zeigen, daß die Männer der Wissenschaft in dieser Sache keine größeren Autoritäten sind als die Profanen. Wenn, nach Professor Huxley, „die Zeit, welche von der Kohlenformation dargestellt wird, allein sechs Millionen Jahre ausmachte, [57] wie viel mehr Millionen wären erforderlich, die Zeit auszufüllen zwischen der Juraperiode oder der Mitte des sogenannten Reptilienzeitalters - da die dritte Rasse erschien - bis hinauf vom Miocän, da die Hauptmasse der vierten Rasse versenkt wurde? [58]


[50] Oder was allgemeiner als Protoplasma bekannt ist. Diese Substanz erhielt den Namen „Sarkod“ von Prof. Dujardin Beaumetz viel früher als ihre gegenwärtige Benennung.

[51] Die Moneren sind in der That Protisten. Sie sind weder Tiere noch Pflanzer, schreibt Haeckel; „der ganze Körper des Moners stellt nichts weiter vor, als ein einzelnes, vollkommen gleichartiges Teilchen von Eiweiß in einem fest adhäsiven Zustand.“ (Journal of Microscopical Science, Jan., 1869. p. 28.)

[52] Siehe den Iguanodon der mesozoischen Zeitalter - das hundert Fuß lange Ungeheuer - jetzt verwandelt in die kleine Leguaneidechse von Südamerika. Die volkstümlichen Überlieferungen über „Riesen“ der alten Zeit, und ihre Erwähnung in jeder Mythologie, einschließlich jener der Bibel, mögen sich eines Tages als auf Thatsachen begründet erweisen. Die Logik der Analogie allein sollte uns diese Überlieferung als wissenschaftliche Wahrheiten in der Natur annehmen lasse.

[53] Dies sind die Ansichten von Burmeister und Czolbe. Siehe Kraft und Stoff, von L. Büchner.

[54] Vishnu Purâna, II. VIII; Fitzedward Hall´s Wiedergabe in Wilsons Übersetzung, II. 241.

[55] Ebenda, p. 242.

[56] Introducion à l´Étude des Races Humaines.

[57] Modern Science and Modern Thought, von S. Laing, p.32.

[58] Esoteric Buddhism, p. 70.