Es bedeutet nicht, daß die Monaden in Formen eintraten, in denen bereits andere Monaden waren. Sie waren „Wesenheiten“, „Intelligenzen“ und bewußte Geister; Wesen, welche durch Vereinigung mit mehr entwickelter Materie noch bewußter zu werden suchten. Ihre Wesenheit war zu rein, um von der Universalen Wesenheit unterschieden zu sein; aber ihre „Egos“ oder Manas (nachdem sie Mânasaputra genannt werden, geboren aus Mahat oder Brahmâ) hatten durch irdische menschliche Erfahrungen hindurchzugehen, um allweise zu werden und im stande zu sein, auf dem wiederkehrenden aufsteigenden Cyklus vorzugehen. Die Monaden sind keine getrennten Principien, begrenzt oder bedingt, sondern Strahlen von jenem einen universellen absoluten Princip. Der Eintritt eines Sonnenstrahls hinter einem anderen durch dieselbe Öffnung, in einem dunklen Raum, wird nicht zwei Strahlen ausmachen, sondern einen verstärkten Strahl. Es liegt nicht im Gange des Naturgesetzes, daß der Mensch ein vollkommenes siebenfältiges Wesen werden solle vor der Siebenten Rasse in der Siebenten Runde. Doch hat er alle diese Prinzipien seit seiner Geburt in sich verborgen. Auch ist es nicht Teil des Entwicklungsgesetzes, daß das Fünfte Prinzip (Manas) seine vollständige Entwicklung vor der Fünften Runde erlangen solle. Alle solchen vorzeitig entwickelten Intellekte (auf der geistigen Ebene) in unserer Rasse sind abnormal; sie sind jene, die wir die „Fünftrunder“ genannt haben. Selbst in der kommenden Siebenten Rasse, am Schlusse dieser Vierten Runde, wird, während unsere Vier niedrigeren Prinzipien voll entwickelt sein werden, das von Manas nur verhältnismäßig sein. Diese Beschränkung bezieht sich jedoch nur auf die geistige Entwicklung. Die intellektuelle auf der physischen Ebene wurde während der Vierten Wurzelrasse erreicht. Somit bilden jene, welche „halb fertig“ waren, welche „nur einen Funken“ empfingen, die Durchschnittsmenschheit, welche ihre Intellektualität während der gegenwärtigen manvantarischen Entwicklung zu erlangen hat, worauf sie in der nächsten zur vollen Aufnahme der „Söhne der Weisheit“ bereit sein wird. Indessen blieben jene, welche überhaupt „nicht bereit waren“, die spätesten Monaden, welche sich kaum aus ihren letzten, den Übergang bildenden und niedre tierischen Formen am Schlusse der Dritten Runde entwickelt hatten, die „Schwachköpfigen“ der Strophe. Dies erklärt die im andren Falle unerklärlichen Abstufungen der Intellektualität zwischen den verschiedenen Menschenrassen – dem wilden Buschmann und dem Europäer – selbst jetzt noch. Jene Stämme von Wilden, deren Verstandeskräfte sehr wenig über dem Range der Tiere stehen, sind nicht die ungerecht Enterbten, oder die „Unbegünstigten“, wie einige denken mögen – nicht von der Art! Sie sind einfach jene letzten Ankömmlinge unter den menschlichen Monaden, „welche nicht bereit waren“; welche sich während der gegenwärtigen Runde, sowie auch auf den drei übrigen Kugeln zu entwickeln haben – somit auf vier verschiedenen Daseinsebenen – um in dem Range der Durchschnittsklasse anzukommen, wenn sie die fünfte Runde erreichen.

Eine Bemerkung mag sich als nützlich erweisen, als Nahrung für das Denken des Schülers in diesem Zusammenhang. Die Monaden der niedrigsten Arten der Menschheit – des „schwachköpfigen“ [20] wilden Südseeinsulaners, des Afrikaners, des Australiers – hatten kein Karma abzuarbeiten, als sie zum erstenmale als Menschen geboren wurden, wie ihre an Intelligenz mehr begünstigten Brüder hatten. Die ersteren spinnen ihr Karma nur jetzt aus; die letzteren sind belastet mit vergangenem, gegenwärtigem und zukünftigem Karma. In dieser Beziehung ist der arme Wilde glücklicher als der größte Genius zivilisierter Länder.
Halten wir inne, bevor wir irgendmehr solcher seltsamen Lehren geben. Versuchen wir herauszufinden, in wiefern irgendwelche alten Schriften, und selbst die Wissenschaft die Möglichkeit solcher abenteuerlicher Gedanken, wie sie sich in unserer Anthropogenesis finden, zulassen oder sogar ausdrücklich bekräftigen.
Wiederholen wir was gesagt worden ist, so finden wir, daß die Geheimlehre für den Menschen beansprucht: (1) einen polygenetischen Ursprung; (2) eine Verschiedenheit von Fortpflanzungsarten, bevor die Menschheit auf die gewöhnliche Zeugungsmethode verfiel; (3) daß die Entwicklung der Tiere – auf jeden Fall der Säugetiere – jener des Menschen folgt, anstatt ihr voranzugehen. Und dies ist den jetzt allgemeinen angenommenen Theorien der Entwicklung und der Abstammung des Menschen von einem tierischen Ahnen diametral entgegengesetzt.
Untersuchen wir – und geben dabei Cäsar, was des Cäsar ist – vor, allem anderen die Aussichten für die polygenetische Theorie unter den Männern der Wissenschaft.
Nun neigt die Mehrzahl der darwinistischen Evolutionisten zu einer polygenetischen Erklärung des Ursprungs der Rassen. In dieser besonderen Frage sind jedoch, wie in vielen anderen Fällen, die Gelehrten nicht einig; sie stimmen überein, daß sie nicht übereinstimmen.
Stammt der Mensch von einem einzigen Paare oder von verschiedenen Gruppen ab – Monogenismus oder Polygenismus? Soweit man es wagen darf, sich über das auszusprechen, was in Abwesenheit von Augenzeugen (?) niemals bekannt wird (?), ist die zweite Hypothese bei weitem die wahrscheinlichste. [21]
Abel Hovelacque kommt in seiner Sprachwissenschaft zu einem ähnlichen Schlusse, indem er aus dem Beweismateriale folgert, das einem Sprachforscher zugänglich ist.
In einer von der British Association gehaltenen Ansprache bemerkte Professor W. H. Flower zu dieser Frage:
Die Anschauung, die mit dem, was jetzt von den Eigenschaften und der Verteilung der Menschenrassen bekannt ist, am besten übereinstimmt, . . . . ist eine Modifikation der monogenetischen Hypothese (?). Ohne auf die schwierige Frage nach der Art der ersten Erscheinung des Menschen auf der Welt einzugehen, müssen wir dafür ein ungeheures Alter annehmen, zum mindesten, wenn man dasselbe nach irgend einem historischen Maßstabe mißt. Wenn wir irgend eine Annäherung an eine vollständige paläontologische Aufzeichnung hätten, so könnte die Geschichte des Menschen rekonstruiert werde, aber nichts von der Art zeigt sich.


[20] Der Ausdruck bedeutet hier weder die dolichokephalen noch die brachyokephalen, noch Schädel von geringerem Volumen, sondern einfach Gehirne, denen de Intellekt im allgemeinen mangelt. Die Theorie, welche die intellektuelle Kapacität eines Menschen nach seiner Schädelkapacität beurteilen möchte, erscheint einem, der den Gegenstand studiert hat, unsinnig unlogisch. Die Schädel der Steinzeit, sowie jene der afrikanischen Rassen (einschließlich der Buschmänner) zeigen, daß die ersteren vielmehr über, als unter der durchschnittlichen Gehirnkapacität des heutigen Menschen stehen, und die Schädel der letzteren sind im Ganzen (sowie auch im Falle der Papuas und der Polynesier im allgemeinen) um einen Kubikzoll größer als jene des durchschnittlichen Franzosen. Die Schädelkapacität des heutigen Parisers repräsentiert wieder einen Mittelwert von 1437 Kubikcentimeter im Vergleiche zu 1523 des Auvergnaten.

[21] A. Lefèvre, Philosophy, p. 498.