Ein derartiges Zugeständnis muß als ein für den Dogmatismus der physikalischen Evolutionisten verhängnisvoll betrachtet werden, und als eines, das einen weitreichenden Spielraum eröffnet für occulte Spekulationen: Die Gegner der Darwinschen Theorie waren und bleiben noch immer Polygenisten. „Intellektuelle Riesen“ wie John Crawford Hunt erörterten die Frage und waren der Polygenesis gewogen, und zu ihrer Zeit war das Gefühl stärker zu Gunsten als entgegen dieser Theorie. Erst im Jahre 1864 begannen die Darwinisten sich mit der Theorie der Einheit zu verbinden, deren erste Wortführer die Herren Huxley und Lubbock wurden. In Bezug auf die andere Frage, nach dem Vorgange des Menschen vor den Tieren in der Reihenfolge der Entwicklung, ist die Antwort ebenso rasch gegeben. Wenn der Mensch wirklich der Mikrokosmos des Makrokosmos ist, dann hat die Lehre nichts so sehr Unmögliches an sic und ist nur logisch. Denn der Mensch wird jener Makrokosmos für die drei unter ihm stehenden niedrigeren Reiche. Wenn wir von einem physischen Standpunkt aus argumentieren, so sind alle niedrigeren Reiche, mit Ausnahme des mineralischen Reiches – welches Licht selber ist, kristallisiertes und immetallisiertes – von den Pflanzen an bis zu den Geschöpfen, welche den ersten Säugetieren vorangingen, alle in ihrem Körperbaue gefestigt worden mit Hilfe des „abgelegten Staubes“ jener Mineralien und des Abfalles des menschlichen Stoffes, einerlei ob von lebendigen oder toten Körpern, von welchen sie sich ernährten und welche ihnen ihre äußeren Körper gaben. Seinerseits gestaltete sich auch der Mensch körperlicher, indem er in sein System wiederaufnahm, was er ausgegeben hatte und was in den lebendigen animalischen Retorten, durch welche es hindurchgegangen war, infolge der alchimistischen Umwandlungen der Natur umgeformt worden war. Es gab Tiere in jenen Tagen, von denen sich unsere moderne Naturwissenschaft niemals haben träumen lassen; und je stärker der physische materielle Mensch – der Riese jener Zeiten – wurde, um desto mächtiger waren seine Ausstrahlungen. Sobald jene androgyne Menschheit sich in Geschlechter geteilt hatte, von der Natur in kindergebärende Maschinen umgewandelt, hörte sie auf, ihresgleichen durch aus dem Körper aussickernde Tropfen von Lebensenergie fortzupflanzen. Aber solange der Mensch noch in Unkenntnis seiner Fortpflanzungskräfte auf der menschlichen Ebene war – vor seinem Fall, wie ein Gläubiger an Adam sagen würde – wurde alle seine aus ihm weit und breit verstreute Lebenskraft von der Natur zur Hervorbringung der ersten Säugetierformen benutzt. Die Entwicklung ist ein ewiger Cyklus des Werdens, wird uns gelehrt; und die Natur läßt niemals ein Atom unbenutzt. Obendrein strebt vom Anbeginne der Runde an alles in der Natur dahin, Mensch zu werden. Alle Antriebe der doppelten, centripetalen und centrifugalen Kraft sind nach einem Punkt gerichtete – dem Menschen. Der Fortschritt in der Aufeinanderfolge der Wesen, sagt Agassiz:
b
esteht in einer wachsenden Gleichartigkeit der lebenden Faune, und unter den Wirbeltieren insbesondere in der wachsenden Ähnlichkeit mit dem Menschen. Der Mensch ist das Ende, dem alle tierische Schöpfung seit dem ersten Auftreten der ersten paläozoischen Fische zugestrebt hat. [22]

Genau so: aber die „paläozoischen Fische“ stehen an der niederen Krümmung des Bogens der Entwicklung der Formen, und diese Runde begann mit dem Astralmenschen, dem Wiederscheine der Dhyân Chohans, genannt die „Bildner“. Der Mensch ist das Alpha und das Omega der gegenständlichen Schöpfung. Wie es in Isis entschleiert heißt:

Alle Dinge hatten ihren Ursprung im Geiste – indem die Entwicklung ursprünglich von oben begonnen hatte und abwärts fortschritt, anstatt des umgekehrten, wie es in der darwinistischen Theorie gelehrt wird. [23]

Daher ist das Streben, von dem der oben angeführte hervorragende Naturforscher spricht, ein jedem Atom innewohnendes. Nur würden, wollte man es auf beide Seiten der Entwicklung anwenden, die gemachten Beobachtungen der modernen Theorie, die jetzt nahezu zum (darwinistischen) Gesetz geworden ist, sehr widerstreiten.
Denn wenn wir die Stelle aus dem Werke des Agassiz beistimmend anführen, so darf das nicht so verstanden werden, als ob die Occultisten der Theorie, welche den Menschen vom Tierreich herleitet, irgend welches Zugeständnis machen würden. Die Thatsache, daß er in dieser Runde den Säugetieren vorausging, wird offenbar nicht durch Überlegung bekämpft, durch die letzteren den Spuren des Menschen folgen.

25. WIE HANDLTEN DIE MÂNASA, DIE SÖHNE DER WEISHEIT? SIE VERWARFEN DIE SELBSTGEBORENEN. [24] SIE SIND NICHT BEREIT. SIE VERSCHMÄHTEN DIE SCHWEISSGEBORENEN. [25] SIE SIND NICHT GANZ BEREIT. SIE WOLLTEN NICHT EINTRETEN IN DIE ERSTEN EIGEBORENEN. [26]

Für eine Theisten oder Christen dürfte dieser Vers eine ziemliche theologische Idee andeuten: die vom Falle der Engel durch Stolz. In der Geheimlehre jedoch scheinen die Gründe für die Weigerung, sich in halbfertigen physischen Körpern zu inkarnieren, mehr mit physiologischen als mit metaphysischen Erwägungen verknüpft zu sein. Nicht alle Organismen waren genügend fertig. Die inkarnierenden Kräfte wählten die reifsten Früchte und verschmähten die übrigen. Durch einen sonderbaren Zufall wählte die Schreiberin bei der Auswahl eines vertrauten Namens für das Festland, auf dem die ersten Androgynen, die dritte Wurzelrasse, sich trennten, aus geographischen Erwägungen den von Herrn P. L. Sclater erfundenen Namen „Lemurien“. Erst später fand sich beim Lesen von Haeckels Stammbaum des Menschengeschlechtes, daß der deutsche „Animalist“ den Namen für seinen letzten Kontinent gewählt hatte. Er führt, zutreffend genug, den Mittelpunkt menschlicher Entwicklung auf Lemurien zurück, aber mit einer leichten wissenschaftlichen Abänderung. Indem er davon als von der „Wiege des Menschengeschlechtes“ spricht, malt er die allmähliche Umwandlung des menschenähnlichen Säugetieres in den ursprünglichen Wilden aus!! Vogt wieder hält dafür, daß in Amerika der Mensch aus einem Zweige der breitnasigen Affen entsprang, unabhängig von dem Ursprunge der afrikanischen und asiatischen Wurzelstämme von den Schmalnasen der alten Welt. Die Anthropologen sind wie gewöhnlich uneins in dieser Frage, sowie in vielen anderen. Wir werden diese Behauptung im Lichte der esoterischen Philosophie in Strophe VIII untersuchen. Unterdessen wollen wir einige Augenblicke der Aufmerksamkeit den verschiedenen nach den Gesetzen der Entwicklung aufeinanderfolgenden Fortpflanzungsarten widmen.


[22] Principles of Zoology, p. 206.

[23] I. 154.

[24] Die Knochenlosen.

[25] Die ersten Scheißgeborenen. Dies wird erklärt in der Abteilung, welche dieser Reihe von Strophen folgt, in der Allegorie aus den Purânen betreffs Kandu, des heiligen Weisen, und Pramlochâ, der Nymphe, welche ihn angeblich hypnotisiert hat; eine wissenschaftlich bedeutsame Allegorie, indem die Schweißtropfen, welche sie schwitzte, die Symbole der Sporen der Wissenschaft sind.

[26] Dies wird im weiteren Verlaufe erklärt werden. Diese Unwilligkeit, den Menschen zu bilden oder zu schaffen, wird in den Purânen durch das Benehmen des Daksha gegen seinen Widersacher Nârada, den „streitmachenden Asketen“ symbolisiert.