Dann wird die dritte Rasse: 4. Die Androgyne oder Hermaphrodite. Dieser Vorgang des Menschengebärens erklärt vielleicht, warum Aristophanes in Platos Gastmahl die Natur der alten Rasse als „androgyn“ beschreibt, wobei die Form eines jeden Einzelwesens gerundet ist, „indem sie den Rücken und die Seiten wie in einem Kreise hatten“, deren „Art zu laufen kreisförmig war . . . schrecklich an Kraft und Stärke und von gewaltigem Ehrgeiz“. Daher, um sie schwächer zu machen, teilte Zeus sie (in der dritten Wurzelrasse) in zwei, und Apollo (die Sonne) schloß unter seiner Anleitung die Haut zu. Die Madegassen - die Insel gehörte zu Lemurien - haben eine Überlieferung in Bezug auf den ersten Menschen. Er lebte zuerst ohne zu essen, und nachdem er der Speise gefrönt hatte, erschien eine Anschwellung an seinem Bein; diese zerplatzte und es kam aus ihr ein Weib hervor, welche die Mutter ihrer Rasse wurde. Fürwahr, „wir haben unsere Wissenschaften der Heterogenesis und Parthenogenesis, welche zeigen, daß das Feld noch offen ist . . . Die Polypen . . . bringen ihre Nachkommenschaft aus sich selbst hervor, wie die Knospen und Verzweigungen eines Baumes . . .“ Warum nicht der ursprüngliche menschliche Polyp? Der sehr interessante Poly Stauridium geht abwechselnd von der Knospung zur geschlechtlichen Fortpflanzungsart über. Sonderbar bringt er, obwohl er bloß wie ein Polyp auf einem Stock wächst, Knospen hervor, welche sich schließlich zu einer Meernessel oder Meduse entwickeln. Die Meduse ist ihrem Mutterorganismus, dem Stauridium gänzlich unähnlich. Sie vermehrt sich auch anders, auf geschlechtliche Art, und aus den davon herrührenden Eiern kommen neuerdings Stauridien hervor. Diese auffallende Thatsache mag vielen das Verständnis dafür vermitteln, daß eine Form entwickelt werden kann, welche - wie bei den sexuellen Lemuriern von hermaphroditischer Abstammung - ihren unmittelbaren Vorfahren ganz unähnlich ist. Es ist obendrein unbezweifelbar, daß in dem Falle menschlicher Inkarnationen das Gesetz des rassischen oder individuellen Karmas die untergeordneten Triebe der Vererbung, seiner Dienerin, über den Haufen wirft. Die Bedeutung des letzten Satzes in dem oben angeführten Kommentar zum Verse 27, nämlich, daß die vierte Rasse die Kinder des Padmapâni waren, kann ihre Erklärung in einem gewissen Briefe von dem Eingeber des Geheimbuddhismus finden: Die Mehrzahl der Menschheit gehört der siebenten Unterrasse der vierten Wurzelrasse an - die oben erwähnten Chinesen und ihre Abzweigungen und Schösslinge (Malayen, Mongolen, Tibetaner, Finnen, und selbst die Eskimos sind alle Überbleibsel dieser letzten Abzweigung). Padmapâni oder Avalokiteshvara im Sanskrit ist im Tibetanischen Chenresi. Nun ist Avalokiteshvara der große Logos in seinem höhern Aspekt und in den göttlichen Regionen. Aber auf den geoffenbarten Ebenen ist er, wie Daksha, der Vorfahr (in einem geistigen Sinne) der Menschen. Padmapâni-Avalokiteshvara wird esoterisch genannt: Bodhisattva (oder Dhyân Chohan) Chenresi Vanchug, „der Mächtige und Allsehende“. Er wird jetzt als der größte Beschützer von Asien im allgemeinen und von Tibet im besonderen betrachtet: Man glaubt, daß, um die Tibetaner und Lamas in der Heiligkeit zu leiten und die großen Arhats in der Welt zu bewahren, dieses himmlische Wesen sich von Zeitalter zu Zeitalter in menschlicher Form offenbart. Eine volkstümliche Legende sagt, daß, so oft der Glaube der Welt auszusterben beginnt, Padmapâni Chenresi, der „Lotusträger“, einen glänzenden Lichtstrahl entsendet, und sich sogleich in einem der zwei großen Lamas - des Dalai und des Teschu Lama - inkarniert; schließlich, so glaubt man, wird er sich als der „vollkommenste Buddha“ in Tibet inkarnieren, anstatt in Indien, wo seine Vorgänger, die großen Rishis und Manus, beim Beginne unserer Rasse erschienen waren, aber jetzt nicht länger mehr erscheinen. Selbst die exoterische Erscheinung des Dhyânî Chenresi ist eine Andeutung der esoterischen Lehre. Es ist offenbar, wie Daksha, die Zusammenfassung aller vorhergehenden Rassen und der Vorfahr aller menschlichen Rassen nach der Dritten - der ersten vollständigen -, und wird somit als der Höhepunkt der vier ursprünglichen Rassen in seiner elfgesichtigen Form dargestellt. Es ist dies eine in vier Reihen aufgebaute Säule, von denen jede Reihe drei Gesichter oder Häupter von verschiedener Hautfarbe hat; die drei Gesichter für eine jede Rasse sind typisch für ihre drei fundamentalen physiologischen Umwandlungen. Die erste ist weiß (mondfarben); die zweite ist gelb,; die dritte ist rotbraun; die vierte, in der nur zwei Gesichter sind - das dritte Gesicht ist leer gelassen als Anspielung auf das unzeitige Ende der Atlantier - ist braunschwarz. Padmapâni (Daksha) sitzt auf der Säule und bildet die Spitze. In Bezug darauf vergleiche Shloka 39. Der Dhyân Chohan wird mit vier Armen dargestellt, eine andere Anspielung auf die vier Rassen. Denn während zwei gefaltet sind, hält die dritte Hand einen Lotis - Padmapâni, der „Lotusträger“; die Blume versinnbildlicht die Zeugung - und die vierte hält eine Schlange, das Emblem der Weisheit in seiner Kraft. Um seinen Nacken ist ein Rosenkranz, und auf seinem Haupte das Zeichen für Wasser [Symbolabbildung, siehe Buch] - Materie, Sintflut - während auf seiner Stirn das dritte Auge ruht, Shivas Auge; das Auge der geistigen Einsicht. Sein Name ist „Schützer“ (von Tibet), „Heiland der Menschheit“. Bei andern Gelegenheiten, wenn er nur zwei Arme hat, ist er Chenresi der Dhyâni, und Bodhisattva, Chakna Padma Karpo, „der einen weißen Lotus hält.“ Sein anderer Name ist Chantong, „der mit den tausend Augen“, wenn er mit tausend Armen und Händen versehen ist, auf deren jeder einzelnen Handfläche ein Auge der Weisheit dargestellt ist, und welche Arme aus seinem Körper wie ein Wald von Strahlen hervorkommen. Ein anderer seiner Namen im Sanskrit ist Lokapati oder Lokanâtha, „Herr der Welt“; und im Tibetanischen Jigten Gonpo, „Schützer und Heiland“ gegen Übel jeder Art. [38] [38] Vgl. Schlagintweit´s Buddhism in Tibet, pp. 88-90. |