Diese Reihenfolge der Entwicklung findet sich auch im ersten und zweiten Kapitel der Genesis, wenn man sie in ihrem wahren esoterischen Sinn liest; denn Kapitel I enthält die Geschichte der ersten drei Runden, sowie die der ersten drei Rassen der vierten bis zu dem Augenblicke, da der Mensch von den Elohim der Weisheit zu bewußtem Leben gerufen wird. Im Kapitel I werden Tiere, Walfische und Vögel der Luft vor dem androgynen Adam erschaffen. [3] In Kapitel II kommt Adam (der geschlechtslose) zuerst, und die Tiere erscheinen erst nach ihm. Selbst der Zustand geistiger Stumpfheit und Unbewußtheit der ersten zwei Rassen, und der ersten Hälfte der dritten Rasse, wird in dem zweiten Kapitel der Genesis durch den tiefen Schlaf des Adam versinnbildlicht. Der traumlose Schlaf der geistigen Unthätigkeit, der Schlummer der Seele und des Gemütes ist mit jenem „Schlafe“ gemeint, und durchaus nicht der physiologische Prozeß der Differentiation der Geschlechter, wie ein gelehrter französischer Theoretiker, Herr Naudin, sich einbildete. Die Purânen, die chaldäischen und ägyptischen Bruchstücke, und auch die chinesischen Überlieferungen zeigen alle eine Übereinstimmung mit der Geheimlehre in Bezug auf den Vorgang und die Reihenfolge der Entwicklung. Wir finden in ihnen die Bestätigung von nahezu unserer ganzen Lehre: zum Beispiel die Behauptung betreffs der oviparen Erzeugungsart der dritten Rasse, und selbst eine Andeutung einer weniger unschuldigen Erzeugungsart der ersten Säugetierformen. „Riesig, durchsichtig, stumme und ungeheuerlich waren sie“, sagt der Kommentar. Man studiere in diesem Zusammenhang die Geschichten der verschiedenen Rishis und ihrer mannigfaltigen Nachkommenschaft. Pulustya ist der Vater aller Schlangen und Nâgas - eines Eier hervorbringenden Geschlechtes; Kashyapa ist durch sein Weib Tâmrâ Ahnherr der Vögel und des Garuda, des Königs des gefiederten Geschlechtes; während er durch sein Weib Surabhi der Vater der Kühe und Büffel u. s. w. war. In der Geheimlehre sind die ersten Nâgas - Wesen klüger als die Schlangen - die „Söhne von Willen und Yoga“, geboren vor der vollständigen Trennung der Geschlechter, „gereift in den menschentragenden Eiern, [4] die hervorgebracht sind durch die Kraft (Kriyâshakti) der heiligen Wesen“ der frühen Dritten Rasse. [5] „In dieser waren inkarniert die Herren der drei (oberen) Welten - die verschiedenen Klassen der Rudras, welche Tushitas gewesen waren, welche Jayas gewesen waren, welche Âdityas sind“; denn wie von Parâshara erklärt: „Sie sind hundert Benennung der unermeßlich mächtigen Rudras.“ Einige von den Abkömmlingen der ursprünglichen Nâgas, der Schlangen der Weisheit, bevölkerten Amerika, als sich sein Festland während der glorreichen Tage der großen Atlantis erhob; Amerika ist nämlich das Pâtâla oder die Antipoden von Jambu-dvîpa. nicht von Bhârata-varsha. Woher kämen sonst die Überlieferungen und Legenden - die letzteren immer wahrer als die Geschichte, wie Augustin Thierry sagt - und selbst die Gleichheit in den Namen von gewissen „Medizinmännern“ und Priestern, welche bis zum heutigen Tage in Mexico existieren? Wir werden einiges über die Nargals und die Nagals zu sagen haben und auch über Nagalismus, der von den Missionären Teufeldienst genannt wird. In nahezu allen Purânen wird die Geschichte von dem „Opfer des Daksha“ gegeben, deren ältester Bericht sich in Vâyu Purâna findet. Allegorisch wie er ist, ist mehr Sinn und biologische Offenbarung für den Naturforscher darin enthalten, als in allen den pseudowissenschaftlichen Schrullen, die für gelehrte Theorien und Hypothesen gelten. Daksha, welcher als der Hauptvorfahr betrachtet wird, wird obendrein als der Schöpfer des physischen Menschen bezeichnet, in der „Fabel“, welche ihn das Haupt von seinem Körper bei dem allgemeinen Kriege zwischen den Göttern und den Raumas verlieren läßt. Dieses Haupt wurde im Feuer verbrannt und durch das Haupt eines Widders ersetzt, nach dem Kâshi Khanda des Skanda Purâna. Nun sind Haupt und Hörner des Widders immer das Sinnbild der zeugenden Macht und der Fortpflanzungskraft, und sind phallisch. Wie wir gezeigt haben, ist es Daksha, der das Zeitalter der durch geschlechtlichen Verkehr erzeugten Menschen einleitet. Diese Fortpflanzungsart trat jedoch nicht plötzlich auf, wie man meinen möchte, sondern bedurfte langer Zeiträume, bevor sie der einzige „natürliche“ Weg wurde. Daher wird Dakshas Opfer an die Götter dargestellt als gestört durch Shiva - die zerstörende Gottheit, Entwicklung und Fortschritt personifiziert, welcher zur selben Zeit der Erneuerer ist; der die Dinge unter der einen Form nur zerstört, um sie unter einem andern, vollkommeneren Typus wieder ins Leben zu rufen. Shiva-Rudra erschafft den schrecklichen Vîrabhadra, geboren aus seinem Atem, das „tausendköpfige, tausendarmige“ Ungeheuer, und beauftragt ihn, das von Daksha vorbereitete Opfer zu zerstören. Darauf schuf Vîrabhadra, „der in dem Bereiche der Gespenster (ätherischen Menschen) wohnte . . . . aus den Poren seiner Haut (Romakûpas) mächtige Raumas.“ [6] Wie mythisch nun auch die Allegorie sein mag, das Mahâbhârata [7] - welches ebenso viel Geschichte enthält wie die Ilias, läßt die Raumas und andere Rassen auf dieselbe Art aus den Raumakûpas, den Harr- oder Hautporen entspringen. Diese allegorische Beschreibung von Dakshas „Opfer“ ist voll Bedeutung für die Schüler der Geheimlehre, welche um die „Schweißgeborenen“ wissen. In dem Berichte des Vâyu Purâna über das Opfer wird obendrein gesagt, daß es stattgefunden habe in Gegenwart der Geschöpfe, welche geboren sind aus dem Eie, aus dem Dunste, aus der Vegetation, aus den Hautporen, und erst zum Schlusse, aus dem Schoße. [8] Daksha versinnbildlicht die anfängliche dritte Rasse, heilig und rein, aber noch eines Individuellen Egos entbehrend, und bloß im Besitze passiver Fähigkeiten. Brahmâ befiehlt ihm daher zu schaffen (in den exoterischen Texten); dem Befehle gehorchend, schuf er „niedere und höhere“ (Avara und Vara) Nachkommenschaft (Putra), Zweifüßer und Vierfüßer; und durch seinen Willen brachte er Weibchen hervor für die Götter, die Daityas (Riesen der vierten Rasse), die Schlangengötter, Tiere, Vieh und die Dânavas (Titanen und dämonische Magier) und andere Wesen. Von dieser Zeit an wurden die Lebewesen durch geschlechtlichen Verkehr erzeugt. Vor der Zeit des Daksha wurden sie auf verschiedene Art fortgepflanzt - durch den Willen, durch den Blick, durch Berührung, und durch die Wirkung religiöser Kasteiungen, die von frommen Weisen und Heiligen ausgeführt wurden. [9] Und nun kommt die einfach zoologische Lehre. [3] Eine allegorische Bezugnahme auf die „Heiligen Tiere“ des Zodiaks und andere Himmelskörper. Einige Kabbalisten sehen in ihnen die Vorbilder der Tiere. [4] Bei Hesiod erzeugt Zeus die dritte Menschenrasse aus Eschenbäumen. In den Popol Vuh wird die dritte Menschenrasse aus dem Baume Tzita und dem Marke des Rohres genannt Sibac erschaffen. Aber Sibac bedeutet „Ei“ in der Mysteriensprache der Artufas, oder Initiationshöhlen. In einem Berichte, der 1812 von Don Baptista Pino an die Cortes gesendet wurde, heißt es: „Alle Pueblos haben ihre Artufas - so nennen die eingeborenen unterirdische Gemächer mit nur einem einzigen Thor, wo sie sich (heimlich) versammeln . . . . . Diese sind unzugängliche Tempel . . . . und die Thore sind den Spaniern immer verschlossen . . . . . Sie beten Sonne und Mond an, . . . . das Feuer und die große Schlange (die schöpferische Kraft), deren Eier Sibac genannt werden.“ [5] Esoterisch besteht ein beachtenswerter Unterschied zwischen den Worten Sarpa und Nâga, obwohl sie beide unterschiedslos gebraucht werden. Sarpa, Schlange, kommt von der Wurzel srip, kriechen, vgl. lateinisch serp-o; und sie werden Ahi genannt, von hâ, verlassen. Die Sarpas wurden aus Brahmâs Haar erschaffen, welches infolge seines Entsetzens beim Anblicke der Yakshas, welche er als schrecklich anzuschauen erschaffen hatten, von seinem Haupte fielen, wobei ein jedes Haar eine Schlange wurde. Sie werden genannt „Sarpa wegen ihres Kriechens und Ahi, weil sie das Haupt verlassen hatten.“ (Wilson, I. 83.) Aber die Nâgas in den Allegorien kriechen nicht, ungeachtet ihres Schlangenschwanzes, sondern bringen es fertig zu gehen, zu laufen und zu kämpfen. [6] Wilson übersetzt das Wort mit „Halbgöttern“ (Vishnu Purâna, I. 130); aber die Raumas sind einfach eine Rasse, ein Stamm. [7] XII. 10308. [8] Wilson, ebenda, II. 123. [9] Ebenda, II. 10 |