So lautet ihre Philosophie der Entwicklung, wie wir sehen, verschieden von der des Haeckel.

Nur Teile sind´s des Einen ohne Fehle,
Deß´ Körper die Natur, und (Parabrahm) die Seele.

Dies sind die Beweise des Occultismus und sie werden von der Wissenschaft verworfen. Aber wie ist die Kluft zwischen dem Gemüte des Menschen und dem des Tieres in diesem Falle zu überbrücken? Wenn wir des Beweises halber annehmen, daß der menschenähnliche Affe und der homo primigenius einen gemeinsamen Ahnen hatten - auf die Art, wie es die moderne Spekulation darstellt - wieso entfernten sich die beiden Gruppen voneinander soweit in Bezug auf mentale Fähigkeit? Es ist wahr, dem Occultisten kann gesagt werden, daß auf jeden Fall der Occultismus dasselbe thut, was die Wissenschaft wiederholt; er giebt dem Affen und dem Menschen einen gemeinsamen Ahnen, nachdem er den ersteren aus dem Ursprünglichen Menschen hervorgehen läßt. Ja, aber jener „Ursprüngliche Mensch“ war Mensch nur seiner äußeren Form nach. Er war gemütlos und seelenlos zu der Zeit, als er mit einem weiblichen Tierungeheuer den Vorvater einer Reihe von Affen erzeugte. Diese Spekulation - wenn es eine Spekulation ist - ist zum mindesten logisch, und füllt die Kluft zwischen dem Gemüte des Menschen und des Tieres aus. So begründet und erklärt sie das bisher Unergründbare und Unerklärbare. Die Thatsache - deren die Wissenschaft nahezu sicher ist - daß in dem gegenwärtigen Entwicklungsstadium keine Nachkommenschaft aus der Vereinigung von Mensch und Tier erfolgen kann, wird anderwärts betrachtet und erklärt.
Was ist nun der fundamentale Unterschied zwischen den angenommenen (oder nahezu angenommenen) Schlußfolgerungen - wie sie im Stammbaum des Menschengeschlechts verkündet sind - daß Mensch und Affe einen gemeinsamen Urahn haben, und den Lehren des Occultismus, welche diese Schlußfolgerung bestreiten und die Thatsache annehmen, daß alle Dinge und alle lebenden Wesen aus einer gemeinsamen Quelle entsprungen sind? Die naturalistische Wissenschaft läßt den Menschen sich stufenweise zu dem entwickeln, was er jetzt ist. Ausgehend von dem ersten protoplasmatischen Klümpchen, dem sogenannten Moner - welches, wie uns gesagt wird, gleich dem übrigen „in dem Verlaufe unermeßlicher Zeitalter aus ein paar, oder aus einer einzigen, spontan entstehenden Urform entsprang, welche dem einen Gesetze der Evolution gehorchte“, wird er durch „unbekannte und unerkennbare“ Typen hinauf bis zum Affen, und von da an bis zum Menschenwesen emporgeführt. Wo die Übergangsgestalten entdeckbar sind, wird uns nicht gesagt; aus dem einfachen Grunde, weil bis jetzt keine „fehlenden Glieder“ zwischen dem Menschen und den Affen jemals gefunden worden sind, obwohl diese Thatsache Leute, wie Haeckel, auf keinerlei Weise verhindert, sie nach Belieben zu erfinden.
Auch wird man ihnen niemals begegnen; wieder einfach deshalb, weil jenes Glied, welches den Menschen mit seinen wirklichen Ahnen vereinigt, auf der objektiven Ebene und in der materiellen Welt der Formen gesucht wird, während es vor dem Mikroskope und dem Seciermesser innerhalb des tierischen Gehäuses des Menschen selbst sicher verborgen ist. Wir wiederholen, was wir in der Entschleierten Isis gesagt haben:

Alle Dinge hatten ihren Ursprung im Geiste - die Entwicklung begann ursprünglich von oben und schritt nach abwärts vor, anstatt umgekehrt, wie in der Darwinschen Theorie gelehrt wird. Mit anderen Worten, es hat eine allmähliche Verstofflichung der Formen stattgefunden, bis ein bestimmter Tiefpunkt der Erniedrigung erreicht wurde. Dies ist der Punkt, bei dem die heutige Entwicklungslehre den Kampfplatz der spekulativen Hypothese betritt. Bei dieser Periode angelangt, werden wir es leichter finden, Haeckels Anthropogonie zu verstehen, welche den Stammbaum des Menschen „von seiner protoplasmatischen Wurzel, verfault in dem Schlamme von Meere, die bestanden, bevor die ältesten der fossilienführenden Felsen abgelagert wurden,“ herleitet, nach Herrn Huxley Darstellung. Wir können noch leichter daran glauben, daß sich der Mensch (der dritten runde) entwickelte „durch allmähliche Umwandlung eines (astralen) Säugetieres von affenartiger Organisation,“ wenn wir uns daran erinnern, daß dieselbe Theorie, in einer gedrängteren und weniger eleganten, aber ebenso verständlichen Ausdrucksweise, nach der Erzählung des Berosus viele tausend Jahre vor seiner Zeit von dem Mannfisch Oannes oder Dagon, dem Halbdämon von Babylonien, [25] (wenn auch auf etwas andere Art) gelehrt wurde.
Aber was liegt jenseits der Darwinschen Abstammungslinie? soweit Darwin in Betracht kommt, nichts als „unverificierbare Hypothesen“, denn, nach seiner Darstellung betrachtet er alle Wesen „als die geradlinigen Abkömmlinge einiger weniger Wesen, welche viel früher lebten, als die erste Schicht des silurischen Systems abgelagert wurde.“ [26] Er versucht nicht, uns zu zeigen, was diese „wenige Wesen“ waren. Aber es entspricht unserem Zwecke ebenso gut, denn mit dem bloßen Zugeständnis ihrer Existenz, erlangt die Zufluchtnahme zu den Alten um Bestätigung und Ausarbeitung der Idee, den Stempel wissenschaftlicher Billigung. [27]

Fürwahr, wie wir in unserem ersten Werke gesagt haben, wenn wir Darwins Theorie der Entwicklung der Arten annehmen, so finden wir, daß sein Ausgangspunkt vor einer offenen Tür liegt. Wir haben die Freiheit, entweder mit ihm drinnen zu bleiben, oder die Schwelle zu überschreiten, hinter welcher das Unbegrenzte und das Unbegreifliche, oder vielmehr das Unaussprechliche liegt. Wenn unsere sterbliche Sprache unzulänglich ist, das auszudrücken, was unser Geist - während er auf dieser Erde verweilt - undeutlich in dem Großen „Jenseits“ voraussieht, so muß er es an irgend einem Punkt in der zeitlosen Ewigkeit verwirklichen. Aber was liegt „jenseits“ von Haeckels Theorie? Warum der Bathybius Haeckelii, und nicht mehr!


[25] Siehe Cory, Ancient Fragments, pp. 21ff.

[26] Origin of Species, pp. 448, 448, erste Ausg.

[27] Bd. I. p. 154