Wie wurde die Trennung der Geschlechter bewirkt? wird gefragt. Sollen wir an die alte jüdische Fabel von der Rippe Adams glauben, welche die Eva liefert? Selbst ein solcher Glaube ist logischer und vernünftiger als die gänzlichvorbehaltlose Abstammung des Menschen von den Vierhändern; denn der erstere verbirgt unter einer fabelhaften Darstellung eine esoterische Wahrheit während die letztere keine tiefer Thatsache verhehlt, als ein Verlangen, der Menschheit eine materialistische Einbildung aufzuzwingen. die Rippe ist ein Knochen, und wenn wir in der Genesis lesen, daß Eva aus der Rippe geschaffen wurde, so bedeutet das einfach, daß die Rasse „mit Knochen“ hervorgebracht ward aus einer vorhergehenden Rasse oder Rassen, welche „knochenlos waren“. Dies ist ein weit und breit verbreiteter esoterischer Lehrsatz. Es ist nahezu universell unter seinen verschiedenen Formen. Eine thatsächliche Überlieferung besagt, daß der Mensch aus Araea, „roter Erde“ geschaffen wurde. Taaroa. die schöpferische Kraft, der Hauptgott, „versetzte den Menschen auf lange Jahre, auf verschiedene Leben in Schlaf.“ Dies bedeutet Rassenperioden, und ist eine Bezugnahme auf seinen mentalen Schlaf, wie anderwärts gezeigt. Während dieser Zeit zog die Gottheit einen Ivi (Knochen) aus dem Menschen und der wurde ein Weib. [11]
Nichtsdestoweniger, was immer diese Allegorie vorstellen mag, macht sogar ihre exoterische Bedeutung einen göttlichen Bildner des Menschen notwendig - einen „vorfahren“. Glauben wir also an eine solche übernatürliche Wesen? Wir sagen: Nein. Der Occultismus hat niemals an irgend etwas, weder belebt noch unbelebt, außerhalb der Natur geglaubt. auch sind wir nicht Weltanbeter oder Polytheisten, wenn wir an den „Himmlischen Menschen“ und die Göttlichen Menschen glauben, denn wir haben das angehäufte Zeugnis der Zeitalter, mit seinem unwandelbaren Beweis für jeden wesentlichen Punkt, um uns darin zu unterstützen; die Weisheit der Alten und die universelle Überlieferung. Wir verwerfen jedoch solche grundlosen und basislosen Überlieferungen, welche aus der strengen Allegorie und Symbolik herangewachsen sind, wenn sie auch in exoterischen Glauben Annahme gefunden haben mögen. Was aber in einmütiger Überlieferung aufbewahrt ist, könnte nur der absichtlich Blinde verwerfen. Daher glauben wir an Rassen von Wesen, in weit entfernten geologischen Zeitaltern, die anders waren als die unsere, an Rassen von ätherischen Menschen, die auf die unkörperlichen (Arûpa) folgten, mit Form, aber ohne feste Substanz, Riesen, welche uns Zwergen vorangingen; an Dynastien von göttlichen Wesen, an jene Könige und Unterweiser der dritten Rasse in Künsten und Wissenschaften, mit der es unsere kleine moderne Wissenschaft weniger auf einen Vergleich ankommen lassen kann, als die elementare Arithmetik mit der Geometrie.
Nein, sicherlich nicht. Wir glauben nicht an übernatürliche, sondern nur an übermenschliche, oder vielmehr zwischenmenschliche Intelligenzen. Man kann leicht das Gefühl des Bedauerns begreifen, das eine gebildete Person haben würde, unter die Abergläubischen und Unwissenden gerechnet zu werden; und selbst die große Wahrheit erfassen, die von Renan ausgesprochen wurde, wenn er sagt:
Das Übernatürliche ist wie die Erbsünde geworden, ein Makel, dessen sich jedermann zu schämen scheint - selbst jene höchst religiösen Personen, welche sich heutigen Tages weigern, auch nur ein Minimum biblischer Wunder in ihrer ganzen Rohheit anzunehmen, und welche in dem Bestreben, sie auf ein Minimum zu reducieren, sie in den entferntesten Winkeln der Vergangenheit verstecken und verbergen. [12]
Aber das „Übernatürliche“ des Renan gehört dem Dogma an und ist toter Buchstabe. Es hat nicht zu thun mit seinem Geiste, noch mit der Wirklichkeit der Thatsachen in der Natur. Wenn die Theologie uns auffordert zu glauben, daß vor vier oder fünf Jahrtausenden die Menschen 900 Jahre und mehr lebten, daß ein Teil der Menschheit, die Feinde des Volkes Israels ausschließlich, aus Riesen und Ungeheuern bestand, so lehnen wir es ab, zu glauben, daß etwas Derartiges in der Natur von nur fünf Tausend Jahren stattgefunden habe. Denn die Natur schreitet niemals in Sprüngen und plötzlichen Bewegungen vor, und Logik und logischer Menschenverstand, abgesehen von Geologie, Anthropologie und Ethnologie haben sich mit Recht gegen solche Behauptungen aufgelehnt. Wenn aber dieselbe Theorie, ihre phantastische Zeitrechnung aufgebend, behauptet hätte, daß die Menschen 969 Jahre - das Alter des Methusalah - vor fünf Millionen Jahren lebten, so hätten wir nichts gegen die Behauptung zu sagen. Denn in jenen Tagen verhielt sich die körperliche Gestalt der Menschen im Vergleich zu dem gegenwärtigen menschlichen Körper, wie die eines Megalosaurus zu der einer gemeinsamen Eidechse.


[11] Ellis´ Polynesian Researches, Bd. II, p. 38. Die Missionare scheinen über diesen Namen Ivi hergefallen zu sein und daraus Eva gemacht zu haben, aber, wie Professor Max Müller gezeigt hat, ist Eva kein hebräischer Name, sondern eine europäische Umformung von [korrekter Abdruck siehe Buch], Châvah, Leben, oder Mutter alles Lebendigen; „während das tahitische ivi, und das maorische wheva, Knochen bedeutete und nur Knochen.“ (Introduction to the Science of Religion, p. 304.)

[12] Chaire d´Hebreu au Collége de France, p. 20