Und jetzt, zehn Jahre, nachdem dies geschrieben wurde, finden wir uns selbst durch Professor Sayce bestätigt, welcher in seiner ersten Hibbert-Vorlesung sagt, daß die Kultur der babylonischen Stadt Eridu von „fremder Einfuhr“ war. Sie kam von Indien.

Vieles in der Theologie hatten die Semiten von den nichtsemitischen Akkadiern oder Protochaldäern entlehnt, die sie verdrängten, und deren lokale Kulte auszutilgen sie wieder den willen noch die Kraft hatten. In der That lebten durch eine lange Reihe von Menschenaltern die beiden Rassen, die Semiten und die Akkadier, Seite an Seite, und ihre Vorstellungen und Verehrung der Götter mischten sich unmerklich ineinander.

Hier werden die Akkadier „nichtsemitisch“ genannt, wie wir von ihnen in Isis entschleiert mit Nachdruck behauptet haben, was eine weitere Bestätigung ist. Auch sind wir nicht weniger im Recht, wenn wir immer behaupten, daß die jüdische biblische Geschichte eine Sammlung geschichtlicher Thatsachen war, die aus andere Leute Geschichten heraus in jüdischem Gewande bearbeitet wurden – mit Ausnahme der Genesis, welche reine und einfache Esoterik ist. Aber die Wissenschaft hat wirklich zwischen dem Euxinus und Kashmir und darüber hinaus nach der Wiege – oder vielmehr nach einer der Hauptwiegen – der Menschheit und der Söhne von Ad-ah zu suchen; insbesondere in späteren Zeiten, als der Garten Ed-en am Euphrat das Kollegium der Astrologen und Magier, der Aleim wurde.

Aber dieses Kollegium und dieses Eden gehören der fünften Rasse an, und sind einfach eine schwache Rückerinnerung an das Âdi-Varsha der ursprünglichen dritten Rasse. Was ist die etymologische Bedeutung des Wortes Eden? Im Griechischen ist es [korrekter Abdruck siehe Buch], und bedeutet „Wollust“. In diesem Aspekt ist es nicht besser als der Olymp der Griechen, Indras Himmel,  Svarga am Berg Meru, und selbst als das Paradies voll Houris, welches von Mahomet den Gläubigen versprochen ist. Der Garten Eden war niemals das Eigentum der Juden, denn China, das kaum in Verdacht kommen kann, irgend etwas von den Juden 2000 v. Chr. Gewußt zu haben, hatten einen solchen ursprünglichen Garten in Centralasien, der von den „Drachen der Weisheit“, den Initiierten bewohnt war. Und nach Klaproth versetzt die hieroglyphische Karte, die aus einer japanischen Encyklopädie in dem Buche [korrekter Abdruck siehe Buch] [27] kopiert ist, ihren „Garten der Weisheit“ in das Hochland des Pamir zwischen die höchsten Spitzen der Himâlayaketten; beschreibt ihn als den höchsten Punkt von Centralasien und läßt die vier Ströme – Oxus, Indus, Ganges und Silo – aus einer gemeinsamen Quelle fließen, dem „See der Drachen“.

Aber dies ist nicht das Eden der Genesis; noch ist es der kabbalistische Garten Eden. Denn der erstere – Eden Illa-ah – bedeutet in einem Sinne Weisheit, einen Zustand gleich dem vom Nirvâna, ein Paradies der Wonne; während es sich in einem anderen Sinne auf den intellektuellen Menschen selbst bezieht, welcher das Eden erhält, in welchem der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen wächst; der Mensch ist der Kenner desselben.

Renan und Barthélemy St. Hilaire, die sich „auf die gründlichsten Induktionen“ stützen, halten es für unmöglich, irgend länger zu zweifeln, und versetzen beide die Wiege der Menschheit „in die Gegen des Timaus“. Endlich schließt das Journal Asiatique: [28]

Alle Überlieferungen von dem seine Urfamilien in der Gegen seines Geburtsortes versammelnden Menschengeschlecht zeigen uns diese um die Länder herumgelagert, wohin die jüdische Überlieferung den Garten Eden versetzt; wohin die Ârier (Zoroastrier) ihren Airyana Vaêjô oder den Meru (?) verlegten. Sie sind im Norden von den Ländern umgeben, welche an den Aralsee stoßen, und im Süden von Baltistan oder Kleintibet. Alles trägt dazu bei, zu beweisen, daß dort die Wohnung jener ursprünglichen Menschheit war, auf die wir zurückgeführt werden müssen.

Jene „ursprüngliche Menschheit“ war in ihrer fünften Rasse, als der „viermäulige Drache“, der See, von dem jetzt nur sehr wenige Spuren übrig sind, der Aufenthaltsort der „Söhne der Weisheit“ war, der ersten aus der Seele geborenen Söhne der dritten Rasse. Doch war er weder die einzige, noch die ursprüngliche Wiege der Menschheit, obwohl er wahrhaftig das Abbild der Wiege des ersten denkenden göttlichen Menschen war. Er war der Paradesha, das Hochland des ersten Sanskritsprechenden Volkes, die Hedone, das Land der Wonne der Griechen, aber er war nicht die „Wohnung der Wollust“ der Chaldäer, denn die letztere war nur die Rückerinnerung daran; auch war es hinwiederum nicht dort, wo der „Fall des Menschen“ nach der „Trennung“ erfolgte. Das Eden der Juden war kopiert nach der chaldäischen Kopie.

Daß der Fall des Menschen in die Zeugung während des frühesten Teiles der von der Wissenschaft sogenannten Mesozoischen Zeiten, oder der Reptilienperiode stattfand, geht aus der biblischen Ausdrucksweise in betreff der Schlange hervor, deren Natur im Zohar erklärt wird. Die Frage dreht sich nicht darum, ob Evas Erlebnis mit dem verführerischen Reptil allegorisch oder wörtlich zu nehmen ist, denn niemand kann zweifeln, daß ersteres der Fall ist, sondern zu zeigen, daß ihm das hohe Alter der Symbolik auf die Stirne geschrieben ist, und daß sie keine jüdische , sondern eine universale Idee war.


[27] [korrekter Abdruck siehe Buch], ou Relations des Royaumes Buddhiques; par Chy Fa-hian; übersetzt von Abel Remusat.

[28] Siebentes Jahr, 1855.