Der Agathodämon war begabt „mit der Kenntnis von Gut und Böse“, d. i. mit göttlicher Weisheit, denn ohne die letztere ist das erstere unmöglich. [42] Den Jamblichus wiederholend, zeigt Champollion, daß er ist: Die Gottheit mit Namen [korrekter Abdruck siehe Buch] (oder das Feuer der himmlischen Götter - der große Thot-Hermes), [43] welchem Hermes Trismegistus die Erfindung der Magie zuschreibt. [44] Die „Erfindung der Magie“! Eine seltsame Anwendung eines Wortes, als ob die Enthüllung der ewigen und wirksamen Geheimnisse der Natur erfunden werden könnte! Ebenso gut könnte man in späteren Jahrtausenden Herrn Crookes die Erfindung anstatt der Entdeckung der strahlenden Materie zuschreiben. Hermes war nicht der Erfinder, oder auch nur der Entdecker, denn wie in der vorletzten Fußnote gesagt ist, ist Thoth-Hermes ein Gattungsname, so wie Enoch-Enoichion, das „innere, geistige Auge“ - Nebo, der Prophet und Seher, u. s. w. Er ist nicht der Eigenname irgend eines lebenden Menschen, sondern ein generischer Titel vieler Adepten. Ihre Verbindung mit der Schlange in den symbolischen Allegorien rührt von ihrer Erleuchtung durch die Sonnen- und Planetengötter während der frühesten intellektuelle Rasse, der Dritten, her. Sie sind alle die repräsentierenden Schutzherren der geheimen Weisheit. Asklepios ist der Sohn des Sonnengottes Apollo, und er ist Merkur; Nebo ist der Sohn von Bel-Merodach; Vaivasvata Manu, der große Rishi, ist der Sohn von Vivasvat - der Sonne oder Sûrya, u. s. w. Und während astronomisch die Nâgas zusammen mit den Rishis, den Gandharvas, Apsarasen, Grâmanîs (oder Yakshas, niederen Göttern), Yâtudhânas und Devas die Diener der Sonne während der zwölf Sonnenmonate sind; sind sie in der Theogonie, und auch in der anthropologischen Entwicklung Götter und Menschen - wenn in der Niederen Welt inkarniert. Der Leser möge in diesem Zusammenhang an die Thatsache erinnert werden, daß Apollonius in Kashmir mit buddhistischen Nâgas zusammentraf. Diese sind weder Schlangen im zoologischen, noch auch die Nâgas im ethnologischen Sinn, sondern „weise Männer“. Die Bibel ist, von der Genesis bis zur Offenbarung, nur eine Reihe geschichtlicher Aufzeichnungen des großen Kampfes zwischen der weißen und schwarzen Magie, zwischen den Adepten des Rechten Pfades, den Propheten, und jenen des Linken, den Leviten, dem Klerus der brutalen Massen. Selbst die Schüler des Occultismus, obwohl einige von ihnen mehr archaische Handschriften und unmittelbare Belehrung haben, auf die sie sich verlassen können, finden es schwierig, eine Grenzlinie zwischen den Brüdern des rechten und jenen des Linken zu ziehen. Die große Spaltung, welche zwischen den Söhnen der Vierten Rasse entstand, sobald die ersten Tempel und Initiationshallen unter der Leitung der „Söhne Gottes“ errichtet wurden, ist in den Söhnen des Jakob allegorisiert. Das es zwei Schulen der Magie gab, und daß die orthodoxen Leviten nicht der heiligen angehörten, zeigt sich in den vom sterbenden Jakob gesprochenen Worten. Und hier mag es gut sein, ein paar Sätze aus Isis entschleiert anzuführen. [45] Der sterbende Jakob beschreibt also seine Söhne: „Dan“, sagt er, „wird eine Schlange werden auf dem Wege und eine Otter auf dem Steige, und das Pferd in die Fersen beißen, daß sein Reiter zurückfalle (d. i. er wird Bewerbern schwarze Magier lehren). Herr, ich warte auf die Heil!“ Von Simeon und Levi bemerkt der Patriarch, daß sie „Brüder sind; Werkzeuge der Grausamkeit sind in ihren Wohnungen. O meine Seele, komme nicht in ihr Geheimnis; in ihre Versammlung.“ [46] Nun lauten im Urtext die Worte „ihr Geheimnis“ - „ihren Sod“. [47] Und Sod war der Name für die großen Mysterien des Baal, Adonis und Bacchus, welche alle Sonnengötter waren und Schlangen zu Symbolen hatten. Die Kabbalisten erklären die Allegorie von den feurigen Schlangen, indem sie sagen, daß dies der dem Stamme Levi, kurz gesagt allen Leviten gegebene Name war, und daß Moses das Haupt der Sodalen war. [48] Auf die Mysterien muß die ursprüngliche Bedeutung der „Drachentöter“ zurückgeführt werden, und die Frage wird später vollständig behandelt. Unterdessen folgt. daß, wenn Moses das Haupt der Mysterien war, er der Hierophant derselben war; und ferner, wenn wir gleichzeitig die Propheten gegen die „Gräuel“ des Volkes Israel donnern hören, da0 es zwei Schulen gab. „Feurige Schlangen“ war somit einfach der Beiname, der den Leviten der Priesterkaste, nachdem sie vom Guten Gesetze, den traditionellen Lehren des Moses abgewichen waren, und allen jenen, welche der schwarzen Magie anhingen, gegeben wurde. Wenn Jesaia die „abtrünnigen Kinder“ erwähnt, welche ihre Reichtümer in die Länder zu führen haben werden, woher „die Otter und die feurige fliegende Schlange“ kommen, [49] oder nach Chaldaea und Ägypten, dessen Initiierte bereits seht entartet waren zu seiner Zeit (700 v. Chr.), so meinte er die Zauberei jener Länder. [50] Aber diese müssen sorgfältig unterschieden werden von den „feurigen Drachen der Weisheit“ und den „Söhnen des Feuernebels“. [42] Der solare Chnouphis, oder Agathodämon, ist der Christus der Gnostiker, wie jeder Gelehrte weiß. Er ist enge verknüpft mit den sieben Söhnen der Sophia (Weisheit), den sieben Söhnen der Aditi, der universalen Weisheit, deren achter Mârttânda war, die Sonne, welche Sieben der sieben planetarischen Regenten oder Genien sind. Daher war Chnouphis die geistige Sonne der Erleuchtung, der Weisheit, daher der Schutzherr aller ägyptischen Initiierten, wie es Bel-Merodach, oder Bel-Belitanus, später bei den Chaldäern wurde. [43] Hermes, oder vielmehr Thot, war ein generischer Name. Abul Feda zeigt in seiner Historie Anti-Islamitica fünf Hermesse, und die Namen Hermes, Nebo, Thot wurden in verschiedenen Ländern beziehungsweise großen Initiierten gegeben. So gab Nebo, der Sohn von Merodach und Zarpanitu, welchen Herodot Zeus-Belos nennt, seinen Namen allen Propheten, Sehern und Initiierten. Sie waren aller „Schlangen der Weisheit“, da sie mit der Sonne astronomisch, und mit der Weisheit geistig zusammenhing. [44] Pantheon, Text 15. [45] I. 555. [46] Genesis, XLIX. 17, 18 und 5, 6. [47] Dunlap, in seiner Einleitung zu Sod, die Mysterien des Adoni (XI), erklärt das Wort „Sod“ als arcanum, religiöses Mysterium, auf Grund der Autorität von Schindlers Penteglott, 1202. „Das Geheimnis des Herrn ist unter denen, die ihn fürchten“, sagt Psalm XXV, 14. Dies ist eine Mißübersetzung der Christen, denn es sollte heißen: „Sod Ihoh (die Mysterien des Ihoh) sind für jene, die ihn fürchten.“ „Al (El) ist schrecklich in dem großen Sod der Kedeshim (der Priester), der Heiligen, der Initiierten).“ - Psalm LXXXIX, 7 (ebenda). Die Kedeshim waren sehr entfernt von Heiligkeit. Siehe die Abteilung über das „Allerheiligste“, in Teil II dieses Bandes. [48] „Die Mitglieder der Priesterkollegien wurden Sodales genannt“, sagt Freunds Lateinlexikon (IV. 448). „Sodalitäten wurden gegründet in den Idaischen Mysterien der Mächtigen Mutter“, schreibt Cicero in De Senectute. (Dunlap. ebenda, p. XXII.) [49] XXX. 6. [50] Die Priester des Baal, welche über die Feuer sprangen. Aber dies war ein hebräischer Ausdruck und zwar ein lokaler. Saraph bedeutet „feuriges oder brennendes Gift“. |