DIE „SÖHNE GOTTES“ UND DIE „HEILIGE INSEL“.

Die in Isis entschleiert [76] gegebene „Legende“ in Bezug auf einen Teil der Erdkugel, den die Wissenschaft jetzt als ehemalige Wiege der Menschheit anerkennt - obwohl er in Wahrheit eine von den sieben Wiegen war - lautet wie folgt:

Die Überlieferung sagt, und die Aufzeichnungen des Großes Buches (des Buches des Dzyan) erklären, daß lange vor den Tagen des Ad-am, und seines neugierigen Weibes He-va dort, wo jetzt nur Salzseen und trostlose kahle Wüsten zu finden sind, ein weites Inlandmeer sich befand, welches sich über Mittelasien ausbreitete, nördlich von der stolzen Himâlayakette und ihrer westlichen Fortsetzung. Eine Insel darin, welche in ihrer beispiellosen Schönheit ihresgleichen in der Welt nicht hatte, wurde von dem letzten Überreste der Rasse, welche der unseren voranging, bewohnt.

Der „letzte Überrest“ bedeutete die „Söhne von Willen und Yoga“, welche, mit ein paar Stämmen, die große Umwälzung überlebten. Denn es war die dritte Rasse, welche das große lemurische Festland bewohnte, die den echten und vollständigen menschlichen Rassen - der vierten und fünften - voranging. Daher wurde in Isis entschleiert gesagt:

Diese Rasse konnte mit gleicher Leichtigkeit in Wasser, Luft oder Feuer leben, denn sie hatte eine unbegrenzte Herrschaft über die Elemente. Diese waren die „Söhne Gottes“; nicht jene, welche die Töchter der Menschen sahen, sondern die wirklichen Elohim, obwohl sie in der orientalischen Kabbalah einen anderen Namen haben. Sie waren es, welche den Menschen die zauberhaftesten Geheimnisse der Natur mitteilten, und ihm das unaussprechliche und jetzt verlorene „Wort“ offenbarten.

Diese „Insel“ existiert, wie geglaubt wird, bis zur gegenwärtigen Stunde als eine Oase, umgeben von der schrecklichen Wildnis der großen Wüste Gobi - deren Sandflächen „noch kein Fuß durchquert hat seit Menschengedenken.

Dieses Wort, welches kein Wort ist, hat einstmals die Reise um die Welt gemacht, und säumte noch als ein fern verklingendes Echo in den Herzen einiger bevorzugter Menschen. Die Hierophanten aller Priesterkollegien wußten von dem Dasein dieser Insel; aber das „Wort“ war bloß dem Java Aleim (Mahâ Chohan in einer anderen Sprache) oder obersten Herrn eines jeden Kollegiums bekannt, und wurde seinem Nachfolger erst im Augenblicke des Todes überliefert. Es gab vier solche Kollegien, und die alten klassischen Schriftsteller sprechen von ihnen.
Es gab keine Verbindung mit der schönen Insel zur See, aber unterirdische Gänge, die nur den Leitern bekannt waren, stellten mit ihr in allen Richtungen die Verbindung her. [77]


[76] Bd. I. pp. 589 ff.

[77] Es giebt Archäologen, welche, wie Herr James Fergusson, jedem einzelnen Monument in Indien ein großes Alter absprechen. In seinem Werke Illustrations of the Rock-Cit Tempels of India wagt er die sehr ungewöhnliche Meinung auszusprechen: „Ägypten hatte aufgehört eine Nation zu sein, bevor der früheste Höhlentempel von Indien ausgehauen wurde.“ Kurz gesagt, er giebt nicht das Dasein irgend eines Höhlentempels vor der Regierung des  Ashoka zu, und scheint bestrebt zu sein, zu beweisen, daß die meisten dieser in den Felsen gehauenen Tempel während einer Periode ausgeführt wurden, die sich von der Zeit jenes frommen buddhistischen Königs bis zum Untergange der Andhradynastie von Magadha am Beginne des fünften Jahrhunderts erstreckte. Wir glauben, daß eine solche Behauptung vollkommen willkürlich ist. Weitere Entdeckungen werden zeigen, daß sie irrtümlich und ungerechtfertigt ist.